Gudrun Maria Leb mit Karoline Lex
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„Aufgezeigt“

Versicherung zahlte kein Taggeld

Der erste „Aufgezeigt“-Fall im Herbst führt in ein Traditionsgasthaus nach Dellach am Wörthersee. Die 85-jährige Seniorwirtin Karoline Lex war 2019 wegen Schmerzen ins Krankenhaus. Trotz jahrzehntelanger Zusatzversicherung bekam sie nur für eine statt drei Wochen Taggeld, weil sie auf der Geriatrie lag.

„Oma Lex“ ist eine Institution, wenn auch Sohn Seppi schon lange das Wirtshaus führt. Die Seniorwirtin ist nach wie vor jeden Tag in der Gaststube und das leidenschaftlich gern: „Ich werde von meinen Kindern für Früh bis abends versorgt. Das macht mich glücklich, ich habe auch immer meine Stammgäste zum Plaudern da.“ Fast ihr Leben lang zahlte sie ihre Uniqa-Zusatzversicherung, rund 320 Euro im Monat. Zum Jahreswechsel 2019/2020 musste sie ins Krankenhaus, weil sie starke Schmerzen hatte und nicht mehr gehen konnte.

Familie Lex im Gasthaus
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Karoline und Seppi Lex

Enttäuscht über Versicherung

Sie brauchte Infusionen und neue Medikamente: „Es hat drei Wochen gedauert und die Uniqa hat mir 820 Euro bezahlt für eine Woche. Damit war ich nicht einverstanden, weil ich nicht auf Klasse gelegen bin und ich habe ja keine Reha bekommen, sondern bin wegen der Schmerzen behandelt wollen.“ Sie fühle sich sehr unfair behandelt. Über 60 Jahre habe sie eingezahlt.

Auch Sohn Seppi ist enttäuscht darüber, was seiner Mutter passierte. Man zahle so lange ein und dann sträuben sie sich, das sei eine Frechheit. Die 820 Euro bekam Karoline Lex auch nur, weil die Enkelin bei Uniqa nachfragte.

Krankenhaus Waiern
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Krankenhaus Waiern

Schmerzbehandlung auf Akutgeriatrie

Zur Schmerztherapie kam Karoline Lex ins Krankenhaus Waiern auf die Akutgeriatrie – genau das ist das Problem. Geriatrie bedeutet Altersmedizin und logischerweise landete Karoline Lex mit 85 auf genau dieser Station. Die Uniqa zahlt aber nicht für Maßnahmen der Geriatrie, sondern nur für medizinische Heilbehandlung. Die Versicherung geht davon aus, dass alte Menschen hier nur mobil gemacht werden. Also splittete die Uniqa nach eigenem Ermessen und zahlte statt für drei Wochen nur für eine Woche das Taggeld und den Sonderklasseersatz aus. Die meisten Versicherungen schließen geriatrische Behandlungen aus, die Uniqa ist hier kein Einzelfall.

Versicherungsmakler Reinhard Jesenitschnig
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Versicherungsmakler Reinhard Jesenitschnig

Taggeld nur bei Krankheit oder Unfall

Die Uniqa glaubt, dass Karoline Lex zwei von drei Wochen mobilisiert wurde und das wird in der Geriatrie nicht abgegolten. Reinhard Jesenitschnig ist unabhängiger Contracta Makler und Fachmann für Versicherungsstreitigkeiten: „Wir können lange diskutieren, was fair ist im Versicherungswesen, auch in anderen Dingen, damit habe ich täglich zu tun. Die Krankenhauskostenversicherung hat als Voraussetzung, dass eine medizinische Heilbehandlung nach einer Krankheit oder einem Unfall erfolgt. Wenn es sich nicht um eine Heilbehandlung handelt, gibt es schon eine Diskussion mit der Versicherung.“

Sendungshinweis:

„Aufgezeigt“ Radio Kärnten, Kärnten heute, 21.9.2021

Jesenitschnig sagte, Versicherte müssen wissen, dass ein Ausschluss von geriatrischen Behandlungen üblich sei. Es gehe hier meistens um Mobilisierung, die nicht gedeckt sei. Vor dem Abrechnen mit der Versicherung müsse man mit dem Arzt klären, ob es sich um eine Heilbehandlung gehandelt habe oder nicht. Das sei bei Frau Lex der Fall gewesen. Nach seiner Erfahrung könne man über Heilbehandlung diskutieren, es gebe Grenzfälle, so Jesenitschnig. Wäre Karoline Lex in einem normalen Krankenhaus gelegen, hätte es das Problem nicht gegeben.

Uniqa lenkt aus Kulanzgründen ein

Alles rechtens also bei der Uniqa, das „Aufgezeigt“-Team verhandelte aber trotzdem nach. In einer schriftlichen Reaktion von Uniqa heißt es: „Laut den Versicherungsbedingen sind Maßnahmen der Geriatrie und Rehabilitation ausgenommen. In Anbetracht aller Umstände und der Tatsache, dass es sich bei Frau Karoline Lex um eine ausgesprochen treue Kundin handelt, hat UNIQA sich aber entschlossen, das Krankenhaustaggeld kulanterweise für den gesamten dreiwöchigen Aufenthalt zu übernehmen.“ Somit bekommt Karoline Lex das Taggeld und den Sonderklasseersatz für alle drei Wochen.