Historische Aufnahme Brand Narodni Dom Triest
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100 Jahre Brand im „Narodni dom“ Triest

1920 ist das Volks- und Kulturhaus der Triestiner Slowenen, „Narodni dom“, niedergebrannt worden. 100 Jahre später soll das Gebäude und gleichzeitig nationale Symbol der slowenischen Minderheit in Italien nun wieder an deren rechtmäßige Besitzer übergehen.

Triest an der nördlichen Adria weiß zu verzaubern – sowohl heute, wie auch bereits vor 100 Jahren. Einst Teil des Vielvölkerstaats Österreich-Ungarn verlor die dort ansässige slowenische Volksgruppe mit dem Zerfall der Monarchie und dem Einmarsch italienischer Truppen zunehmend ihre Rechte.

Schwarz-weiß-Aufnahme Triest
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Historische Flugaufnahme von Triest

Kulturhaus bei Triestiner Kristallnacht zerstört

Ihr kulturelles Zuhause, der „Narodni dom“, war vielmehr als ein gewöhnliches Gebäude, erinnert sich Zeitzeuge Riccardo Gorup: „Das Volkshaus war ein Treffpunkt von wichtiger Bedeutung. In den dortigen Sälen konnten sich alle offen unterhalten und die slowenische Kultur pflegen. Es war ein Symbol für Menschlichkeit und Zugehörigkeit.“

Historische Aufnahme Brand Narodni Dom Triest
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Brand im Narodni Dom am 13. Juli 1920
Historische Aufnahme Brand Narodni Dom Triest
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Viele Menschen konnten sich gerade noch vor den Flammen retten

Dann die Wende: Am 13. Juli 1920 wurde das Volkshaus, das nationale Symbol der slowenischen Volkgsruppe in Italien, im Rahmen der Triestiner Kristallnacht niedergebrannt.

Riccardo Gorup
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Zeitzeuge Riccardo Gorup

Slowenische wurden italienisch

Es folgten Zwangsassimilierungen und politische Verfolgungen. Riccardo Gorup: „Slowenische Schulen wurden abgeschafft. Somit nahmen sie uns unsere Schriftsprache, später dann auch unsere Mundart. Unsere slowenischen Nachnamen wurden verändert. Dann klangen sie italienisch. Das war der Anfang des Hasses.“

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 11. Juli 2020

Aus Riccardo Gorup wurde Riccardo Goruppi, wobei er heute noch immer seinen slowenischen Nachnamen bevorzugt.

Wenig später gab es auch Deportationen. Riccardo Gorup überlebte als inhaftierter Widerstandskämpfer vier Konzentrationslager.

Ehemaliges Konzentrationslager KZ Risiera di San Sabba Triest
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Risiera di San Sabba

Ex-KZ als nationale Gedenkstätte

Heute engagiert sich der 93-Jährige als Zeitzeuge im ehemaligen Triestiner KZ Risiera di San Sabba, die heute nationale Gedenkstätte ist. Die Rückgabe des Volks- und Kulturhauses „Narodni dom“ an die slowenische Volksgruppe in Italien könnte als Zeichen einer Wiedergutmachung gewertet werden.