Brücke in Dravograd
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Brücken als künstlerische Bindeglieder

Bis in den Herbst hinein gibt es auf Brücken entlang der Drau Ausstellungen und Kunstprojekte. In Dravograd – Unterdrauburg zeigen zwei Künstler aus Kärnten und Slowenien ihre Werke, mit denen sie die Menschen im Grenzraum – nach einem bewegten vergangenen Jahrhundert – künstlerisch verbinden möchten.

Das Brückenbauen ist für Gerhard Leeb eine Herzensangelegenheit und das schon sein Leben lang, wie er sagt. Egal ob räumlich oder menschlich, denn er ist überzeugt: „Nur die Mutigen bauen Brücken, die Ängstlichen versuchen, die Gräben so tief wie möglich zu halten. Wir haben es ja auch erlebt in den letzten hundert Jahren, dass von beiden Seiten wirklich nicht versucht wurde, Brücken zu bauen.“

Gerhard Leeb
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Gerhard Leeb

Um einen Schritt weiter zu kommen gehe es aus seiner Sicht darum, auf den anderen zuzugehen – „egal welche Hautfarbe er hat, welche Sprache er spricht oder wie er bekleidet ist und ihn anzusprechen. Erst dann erfahre ich etwas über den Menschen. Vorher kann ich nur mit Vorurteilen durch die Welt schlendern.“

Brücke in Lavamünd mit Werken von Tanja Prusnik
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Werke von Tanja Prusnik auf der Lavamünder Brücke

Neue Kultur- und Aussichtsplattform

Tanja Prusnik gestaltete die transparenten Panele für die Brücke in Lavamünd. Es ist das erste gemeinsame Projekt der beiden Gemeinden Neuhaus und Lavamünd auf künstlerischer Ebene, das auch über die Grenzen reicht.

Beide Gemeinden seien – gemeinsam mit Dravograd – Teil des Geopark Karawanken, so Regina Wiedl, die Amtsleiterin von Neuhaus: „Wir haben zu dem besonderen Anlass auch eine Kunst- und Aussichtsplattform hier als Zeichen der gemeinsamen Zusammenarbeit erstellt.“

Kulturplattform Lavamünd
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Neue Aussichtsplattform in Lavamünd

Philosophisch und psychologisch verbinden Brücken vor allem Menschen und Kulturen miteinander. Genau um diese Verbindungen geht es beim Projekt "Brücken bauen – gradimo mostove“. Es ist Leebs Beitrag für „Carinthija 2020“ – anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Kärntner Volksabstimmung.

Ehemalige Kirche als Ausstellungsort

Mit der Teilnahme Dravograds – Unterdrauburg gelang es, eine slowenische Stadt mit ins Boot zu holen.

Die Kirche von Sveti Vid ist eine der drei ältesten Sloweniens. Die Kommunisten wollten sie seinerzeit abreißen. Die Dravograder Bevölkerung wehrte sich dagegen. Danach wurde sie sekularisiert und zum Veranstaltungs- und Ausstellungsraum.

Ausstellung in Kirche Sveti Vid Dravograd
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Ausstellung in der Kirche Sveti Vid in Dravograd-Unterdrauburg

Historische Dokumente als Basis

Sie zeigt die Wanderausstellung zu allen Brückenprojekten, als auch die Originale der großformatigen Bilder auf der Brücke von Dravograd.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 11. Juli 2020

Die beiden Künstler Feliks Frühauf und Helmut Blazej verbindet seit 15 Jahren eine Freundschaft voller kreativer Schaffenskraft.

„Unter uns Künstlern kennen wir keine Grenzen. Wir arbeiten schon sehr sehr lange zusammen – ohne Probleme. Wir waren schon immer Brückenbauer in diese Richtung“, sagt der Kärntner Helmut Blazej.

Feliks Frühauf und Helmut Blazej
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Grenzübergreifende Künstlerfreundschaft zwischen Feliks Frühauf und Helmut Blazej

Er ließ in seine Werke für die aktuelle Schau historische Dokumente einfließen, die das Schicksal von Kriegsgefangenen beim Kraftwerksbau entlang der Drau dokumentieren: „Die russischen Kriegsgefangenen haben zum Beispiel auch kaum zum Essen bekommen oder ganz schlechtes Essen. Die haben dann auch in den Wäldern – wo sie zur Arbeit marschiert sind – neben der Straße die Pilze gegessen. Es waren auch giftige dabei, wie man gehört hat. Viele sind daran gestorben. Nicht nur an Hunger, sondern auch an Vergiftung.“

„Nähte“ lassen in Bildern „Narben“ zusammenwachsen

Die Landschaft diesseits- und jenseits der Grenze weist für den Künstler narbenähnliche Trennungslinien auf, die er in seinen Bildern darstellt: „Die dargestellten Nähte stehen für die positive Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen – ob Kultur oder Wirtschaft. Alles wächst wieder zusammen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch meine Werke hindurch.“

Werke von Helmut Blazej und Feliks Frühauf
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Werke von Helmut Blazej und Feliks Frühauf

Alpen-Adria-Gedanke im Mittelpunkt

Die Ausstellung in der Kirche von Dravograd – Unterdrauburg ist bis 17. Juli zu sehen, die Bilder bis in den Spätherbst hinein. Das Kunstprojekt soll dazu beitragen, dass das, was früher zusammengehörte, wieder und weiter zusammenwächst – ganz im Sinne des Alpen-Adria-Gedankens.