Das Fernheizwerk von Weißenstein
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Chronik

Biomasse-Pleite lässt Wogen hochgehen

Seit wenigen Tagen bleibt es in 100 Haushalten der Gemeinde Weißenstein kalt. Die Biomasseanlage steht still, weil der Betreiber in Konkurs ging. Donnerstagabend fand eine Gemeindeversammlung statt – Bürgermeister und Masseverwalter mussten den aufgebrachten Hausbewohnern Rede und Antwort stehen.

Die Gemeinde Weißenstein hat ein Problem. Bei der Gemeindeversammlung zur Pleite des Biomasseheizwerks wird es deshalb heiß hergehen. Vor wenigen Tagen wurde die Anlage abgedreht, damit blieben auch die Heizungen in einhundert Haushalten mit Anschluss ans Fernwärmenetz kalt – mehr dazu in Fernwärme Weißenstein ist pleite.

Bürgermeister: Hätte früher Information geben müssen

Bürgermeister Harald Haberle zeigte sich vom Schuldenberg der Betreiber überrascht. Alle Verantwortlichen würden sich leichter tun, hätten sie früher Einblick in den Bilanzen bekommen. Es sei unklar, wann die Biowärme Weißenstein in finanzielle Schieflage geraten sei, so Haberle: „Ich glaube nicht, dass man vor einem Jahr nicht gewusst hat, dass man in einer schwierigen Situation ist“. Laut Ansicht des Bürgermeisters hätte es früher Informationen an die Abnehmer geben müssen.

Bürgermeister Weissenstein Helmut Haberle
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Bürgermeister Harald Haberle

Offen sei für viele, wie der Insolvenzverwalter die Lage beurteile und wie lange ein solches Verfahren dauern könne. „Das wird natürlich ein wichtiger Punkt sein, wie schnell man an einen neuen Betreiber und in die Umsetzungsphase kommen kann.“

„Totalschaden im Bereich des Leitungsnetzes“

Aus seiner Sicht, so Haberle, sei es „ein Totalschaden auf der technischen Seite im Kesselbereich aber natürlich auch ein Totalschaden im Bereich des Leitungsnetzes.“ Zu erneuern seien vor allem der Hauptleitungen. Diese hätten normalerweise eine Lebensdauer zwischen 40 und 50 Jahren. „Jetzt sind wir bei 30 Jahren, also im Grunde genommen wäre es dringend erforderlich, das zu machen.“

Das gebaute Netz habe einen Nachteil: „Das ist ein Kunststoffnetz und diese haben das Problem, dass die keine Diffusionsdichte mitbringen, dass man einen Sauerstoffanteil in das Wasser bringt und das bringt natürlich auch Probleme beim Heizkessel.“

Kunden „vor vollendete Tatsachen gestellt“

Die Betreiber des Biomasseheizwerks hätten alle Kunden mit einem Schreiben vor vollendete Tatsachen gestellt, ärgert sich Heiz Schwager, einer der betroffenen Fernwärmekunden in Weißenstein. Er hatte seine Anlage erst vor einem knappen halben Jahr für einige tausend Euro installieren lassen. „Dass das ganze System finanziell und technisch am Ende ist, das habe ich nicht gewusst, das hat mir keiner gesagt. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nicht angeschlossen.“

Schreiben der Biomassebetreiber an die Kunden
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Schreiben des Biomasse-Betreibers

Er fühle sich „verarscht“ – immerhin habe er 30.000 Euro investiert. Die Zeit läuft jedenfalls für die Betroffenen Fernwärmekunden, nicht nur angesichts der aktuell tiefen Temperaturen.

Biomasseverband von Ausmaß der Probleme überrascht

Die Pleite der Biomasse Weißenstein ist natürlich auch beim Kärntner Biomasseverband Thema Nummer eins. Martin Mayer vom Kärntner Biomasseverband sagte: „Wir haben über 200 Biomasseheizwerke in Kärnten, die von Ortschaften bis hin zu Städten versorgen. Es hat immer wieder Probleme gegeben, aber nicht so wie hier, dass ein Werk wegen technischer Probleme stillgelegt werden muss.“

Ob wirklich Luft in den Leitungen die Ursache für völlig desolaten Heizkessels ist müssen laut Biomasseverband wohl Gutachter klären. Mehrere Interessenten für die Übernahme des Fernheizwerks gebe es bereits, sagt der Bürgermeister.