Eltern vor Gericht
APA/Nina Töchterle-Kainz
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Chronik

Prozess zu krebskrankem Mädchen vertagt

Wegen Quälens oder Vernachlässigens unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen ist am Dienstag ein Elternpaar vor Gericht gestanden. Laut Anklage sollen die Eltern ihre 14 Jahre alte krebskranke Tochter nicht zu Medizinern gebracht, sondern alternative Methoden gewählt haben. Das Kind starb. Die Eltern bekannten sich nicht schuldig. Der Prozess wurde vertagt.

Vor einem Jahr wurde die 14-Jährige ins Klinikum Graz gebracht. Dort starb sie wenige Tage später an der Krebserkrankung. Das Krankenhaus erstattete Anzeige, weil der Tumor falsch beziehungsweise nicht rechtzeitig behandelt worden sein soll. Die Anklage wirft den Eltern Quälen oder Vernachlässigen einer unmündigen Person vor. Das Mädchen sei viel zu spät ins Krankenhaus gebracht worden.

Tod war vermutlich zu vermeiden

Die Tragödie dieses Falles liegt auch darin, dass sich der Tod des 14-jährigen Mädchens wahrscheinlich hätte vermeiden lassen. Die Eltern suchten nach der Erstdiagnose eines Tumors am rechten Fuß durch ein MRT im Oktober 2022 nicht die Hilfe der Medizin, sondern holten sich Rat von diversen Energetikern und aus der Pseudomedizin. Ein Termin für eine Biopsie, die nähere Informationen gebracht hätte, wurde abgesagt.

Prozess zu krebskrankem Mädchen vertagt

Wegen Quälens oder Vernachlässigens unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen ist am Dienstag ein Elternpaar vor Gericht gestanden. Laut Anklage sollen die Eltern ihre 14 Jahre alte krebskranke Tochter nicht zu Medizinern gebracht, sondern alternative Methoden gewählt haben. Das Kind starb. Die Eltern bekannten sich nicht schuldig. Der Prozess wurde vertagt.

Seine Tochter hätte das selbst entschieden, sagte der Vater aus. Es sei ihr klar gewesen, dass die Ergebnisse einer Biopsie gewiss in einer Chemotherapie und Bestrahlung geendet hätten, und das habe sie ganz klar abgelehnt. Seine Tochter sei bis zu ihrem Tod klar und einsichtsfähig gewesen. Was Staatsanwältin Ines Küttler den Eltern vorwirft, ist, dass diese auch keine Ärzte aufgesucht hatten, als die 14-Jährige bereits starke Schmerzen gehabt hatte.

Mutter: Tochter lehnte Schmerzmittel ab

„Was hätte ich denn tun sollen?“, schrie die Mutter unter Tränen Staatsanwältin Küttler und Richterin Michaela Sanin verzweifelt entgegen. „Meine Tochter wollte keine Schmerzmittel nehmen, und ich als Juristin weiß, dass sie das Recht dazu hat.“ „Was macht man mit einem Menschen, der das alles strikt ablehnt, hätte ich sie einpacken und ins Krankenhaus schleppen sollen?“, fragt die Mutter in den Gerichtssaal.

Die teils ehemaligen Ärzte, Energetiker und Wunderheiler, bei denen die Eltern mit der Tochter waren, sagten aus, dass sie dringend empfohlen hätten, in ein Krankenhaus zu gehen. „Keiner dieser Leute behauptete, Krebs heilen zu können“, hieß es von der Staatsanwältin. Die Ermittlungen gegen diese seien deshalb eingestellt worden. Weil der Vater hier früheren Aussagen widersprach und nun die Heiler belastet, wurde letztlich vertagt. Diese hätten zum Teil sehr wohl eine Heilung versprochen, einer habe etwa gesagt, mit „energetischer Chakrenheilung“ würden die Geschwülste in Fuß und Hals weggehen, sagte der Vater.

Sachverständiger: Chancen in frühem Stadium gut

Der onkologische Sachverständige sprach von einem Systemfehler. Er habe auch noch nie erlebt, dass nach einer Diagnose durch ein MRT eine anschließende Biopsie verweigert worden sei. Die Heilungschancen beurteilte er mit 70 bis 80 Prozent, wenn der Krebs nach Entdeckung im Oktober 2022 noch ohne Metastasen gewesen wäre, 30 bis 50 Prozent im Falle einer Streuung. Wie es tatsächlich aussah, bleibt wegen der ausgefallenen Biopsie ungeklärt.

Als das Mädchen im Februar 2023 ins Krankenhaus gebracht wurde, war es völlig abgemagert und hatte mehrere Tumore am ganzen Körper. Die 14-Jährige konnte kaum noch schlucken und hatte Erstickungsängste, führte Staatsanwältin Küttler aus. Die Alternativmediziner und Energetiker sagten aus, sie hätten am Schluss den Eltern dringend empfohlen, das Kind in ein Krankenhaus zu bringen.

Prozess vertagt

Die Eltern blieben während des Prozessverlaufs dabei, dass sie unschuldig seien. „Was macht man mit einem Menschen, der jede Behandlung strikt ablehnt?“, fragte die Mutter. „Und ich weiß nicht, warum sie es so abgelehnt hat.“ Weil die Staatsanwältin weitere Zeugen wie die verschiedenen Behandler des Mädchens befragen will, wurde der Prozess vertagt. Die nächste Verhandlung ist für 15. Mai geplant.