Tischler Kooperation
ORF
ORF
Wirtschaft

Lavanttaler Tischler bündeln ihre Kräfte

Vor 30 Jahren haben sich ein paar Tischlermeister im Lavanttal zusammengetan und die Lavanttaler Tischlergemeinschaft gegründet. In einem Pop-Up-Store in der Wolfsberger Innenstadt stellen die fünf Betriebe derzeit ein gemeinsames Projekt mit verwertetem Schadholz aus. Ein Produkt der Kooperation.

Klaus Penz, der Obmann der Tischler-Gemeinschaft, sagt, bei den mitwirkenden Betrieben handle es sich um lauter Kleinstbetriebe. „Wir haben uns zusammengeschlossen, um unsere Stärken gegenseitig zu nutzen. Jeder Chef, jeder Mitarbeiter hat eigene Stärken.“ Es gibt nicht nur einen, sondern fünf Chefs in der Gemeinschaft.

Gemeinsame Suche nach Lösungen

Bei der Gründung waren noch 13 Tischlereien beteiligt. Laut Penz habe man sich am Anfang die Frage gestellt, wie man 13 Individualisten zusammenführen könne:" Wir haben aber ganz einfach gesagt, um das wirtschaftliche Überleben zu sichern, kann man nur zusammenarbeiten. Und dafür brauchte es gemeinsame Rahmenbedingungen." Diese seien gemeinsam mit einem Mediator entwickelt worden. „Das ist bei uns so weit gegangen, dass wir Bilanzen offenlegen mussten. Jeder musste tatsächlich sagen, wie es ihm wirtschaftlich geht. Jeder kann dann seine Probleme einbringen. Wir haben dann gemeinsam die Probleme gelöst.“

Vorteile auch bei Abwicklung von Großaufträgen

Schließlich habe man sich zu einer Kooperation zusammengefunden. Sowohl Ein-Mann-Betriebe, wie auch Tischlereien mit bis zu 40 Angestellten waren dabei. Laut Klaus Penz laute die oberste Regel, dass jeder Betrieb für sich nach wie vor eigenständig bleibe: „Wenn heute ein Kunde zu einem Mitgliedsbetrieb der Lavantaler Tischlergemeinschaft kommt, wird er zum Beispiel an Spezialisten für Fenster- oder Türbau verwiesen, wenn ich in diesem Bereich selbst nicht so bewandert bin. Ich sage dann, wir haben in unserer Gruppe jemandem, mit dem wir das Projekt ausarbeiten können.“

Ach bei Großaufträgen geht es weniger darum, wer den Zuschlag bekommt. Wichtiger sei, „zeitgerecht zu hoher Qualität liefern. Da helfen wir uns gegenseitig aus und da können wir Großaufträge schnell, unkompliziert und zu hoher Qualität abliefern.“

Meinungsverschiedenheiten werden ausdiskutiert

Bei aller Fairness untereinander, bei fünf Tischlermeistern und fünf unterschiedlich ausgerichteten Betrieben und fünf Weltanschauungen würden Konflikte zumindest hin und wieder vorkommen, sagt Obmann Klaus Penz: „Was ist, wenn ich 30 Jahre verheiratet bin? Jeder, der mir sagt, er hat mit seiner Frau, mit seinem Lebenspartner keine Probleme gehabt in 30 Jahren, der lügt. Natürlich haben wir auch Meinungsverschiedenheiten, Diskussionen. Aber das Wichtige ist bei uns, es wird ausdiskutiert und dann, wenn wir über die Türschwelle hinaus treten, müssen wir gemeinsam an einen Strang ziehen.“

Drei der fünf Betriebe der Lavanttaler Tischler-Gemeinschaft sind mit Standorten in Bad St. Leonhardt, St. Gertraud und St. Georgen im Lavanttal ganz gut verteilt. Einen gemeinsamen Standort haben sie im Gewerbepark in St. Stefan, wo sich auch die anderen beiden Tischlereien befinden.

Gebäude Tichlerkooperation
ORF

Gemeinsame Investition in Maschinen und Mitarbeiter

Konrad Hasenbichler, einer der Tischlermeister der Gemeinschaft, ist Geschäftsführer der dortigen Maschinenhalle: „Das ist eine gemeinsame Investition von fünf Betrieben und alle Betriebe arbeiten an diesem Standort. Die Maschinen sind im Laufe der Jahre immer wieder erneuert geworden, so sind wir auf dem modernsten Stand.“ Neben einer großen CNC-Anlage nennt die Gemeinschaft eine große Plattenschneidemaschine, sowie ein Kantenleimgerät mit Rückführung in der Halle ihr Eigen.

Alle diese Geräte wären für die Betriebe alleine niemals rentabel, genauso als wenn sie einzeln die Infrastruktur erneuern müssten. Auch die Schulung der Mitarbeiter nehme einen hohen Stellenwert ein: „Die drei, die hier fix beschäftigt sind, sind sehr tief in der Maschinenmaterie und auch in der Materie der EDV-Programme. Als kleiner Handwerker hast du nicht die Möglichkeit, die Mitarbeiter so auszubilden.“

Neben den fünf Betrieben der Gemeinschaft produzieren in den Hallen auch noch weitere Tischlereien ihre Werkstücke. Die Vorteile liegen laut Hasenbichler auf der Hand: „Die Kosten werden dadurch natürlich minimiert und dadurch sind wir auch in der Lage, relativ günstig zu produzieren.“

Werkshalle Tischlerkooperation
ORF

Auch Nachwuchs profitiert von Know-How der Kollegen

Die Nutzung der Maschinenhalle ist einer der Gründe, warum auch junge Tischlereien, wie jene von Florian Feichtinger, mit dabei sind. Ein anderer Grund für den Tischlermeister sind seine erfahrenen Kollegen. „Weil man einfach Erfahrungen austauschen kann, man kann lernen von seinen. Und das ist für die überbetriebliche Zusammenarbeit sehr wertvoll. Ich kenne die natürlich alle schon länger und das ist für mich eine Ehre gewesen, dass ich dazukommen habe dürfen. Und jetzt freut es mich natürlich, dass ich mit ihnen zusammenarbeiten darf.“

Feichtinger übernahm mit Beginn des heurigen Jahres die Betriebsräume von Klaus Penz, dem Obmann der Tischlergemeinschaft. Penz wiederum bleibt weiterhin tätig, produziert aber nicht mehr selbst. Florian Feichtinger blickt positiv auf die erste Zeit in der Gemeinschaft zurück: „Ich muss sagen, sie haben mich gut aufgenommen und bis jetzt läuft es eigentlich ganz gut. Die Zusammenarbeit ist sehr harmonisch.“

Konrad Hasenbichler sagt rückblickend, für ihr persönlich sei es die beste Entscheidung während seiner Laufbahn als Tischler gewesen, sich der Gemeinschaft anzuschließen: „Ich bin irrsinnig stolz, dabei zu sein, weil es für mich eigentlich eine Familie geworden ist. Es sind Freundschaften entstanden und natürlich spielt auch der wirtschaftliche Aspekt eine Rolle.“