Schauraum Lavanttaler Tisch
ORF/Martin Furian
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Lifestyle

Lavanttaler Tisch darf seine Macken behalten

Tische sind aus dem Leben nicht wegzudenken. Die meisten werden aus Holz gefertigt, idealerweise ohne Risse und Äste. Das Holz muss auch oft aus dem Ausland zugekauft werden. Fünf Tischlereibetriebe aus dem Lavanttal zeigen einen anderen Weg. Sie entwickelten den Lavanttaler Tisch.

Der Tisch ist alles andere als perfekt, denn er besteht aus einem großen abgerissenen Stück Eichenholz, ausgegossen mit Epoxidharz. Eigentlich wäre das ein Fall für die Heizung, so Klaus Penz: „Wenn man ein Holz hat mit Ästen, mit Rissen, mit Verfärbungen, hat man das immer abgetan als Holzfehler. Wir haben jetzt aber gesagt, Moment einmal, das ist kein Fehler, sondern das ist ganz einfach eine charakteristische Eigenschaft des Holzes.“

Schauraum Lavanttaler Tisch
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Verschiedene Tische im Schauraum

Das habe man sich zu Nutze gemacht, so Penz: „Wenn man heute Tische anschaut, ist ein Tisch erst richtig schön, wenn er einen richtigen Riss drinnen hat, der natürlich verschlossen wird mit verschiedensten Methoden. Die Schönheit der Natur machen wir uns ganz einfach zu Nutze.“

Von weit her importiert

Normalerweise braucht man für die Herstellung von Tischen einwandfreies Rundholz, so Penz: „Wir Tischler haben immer die Problematik gehabt, dass die Hölzer, so wie Eiche oder Nussholz, Hunderte oder Tausende von Kilometern importiert worden sind. Aber nicht direkt zu uns, sondern zum Holzhändler. Dort haben wird dann das geschnittene, fertige Pfostenholz eingekauft.“

Schauraum Lavanttaler Tisch
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Lücken im Holzstamm werden aufgefüllt

Es sei Aufgabe des Tischlers dieses Holz, diesen Pfosten, richtig aufzutrennen, Äste und Risse herauszuschneiden: „Und dann beginnt er wieder, diese aufgeschnittenen einzelnen Bretter zu verleimen, damit er sie auf eine Breite und Länge kommt.“ So entsteht zwar eine perfekte Tischplatte, aber auch einiges an Verschnitt, der in der Heizung landet.

Heimisches Holz landet im Ofen

Aber nicht nur der Verschnitt wird thermisch verwertet, sagte Penz: „Wir haben uns draußen in der Natur bewegt und vor allem jetzt, mit einem E-Bike, kommst du ja überall hin. Wir sind die Waldwege und die Waldränder abgefahren. Und dann siehst du einen Eichenstamm, einen Nussstamm. Drei vier Wochen später fährst du wieder vorbei und siehst, jetzt ist er auf einen Meter abgelängt oder auf eine Ofenlänge von 33 Zentimeter abgelängt.“ Da habe er sich gedacht, warum verwertet man dieses Holz nicht besser, das vor der Haustür wächst, gefällt und vielleicht verheizt wird.

Schauraum Lavanttaler Tisch
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Bank aus einem Holzstamm

So kamen Penz und vier Partnerbetriebe auf den Lavanttal-Tisch. Risse und Äste im Holz sind kein Problem, sondern sogar erwünscht: „Weil der Tisch einen ganz anderen Charakter hat, ganz anders ausschaut, ganz anders wirkt in dem Raum drinnen, wenn er nicht steril wirkt, sondern ich ganz einfach das Spiel des Holzes zulasse.“

Tischler brauchen ein gutes Auge

Auf die Frage, ob es nicht schwieriger sei, das Holz zu bearbeiten, wenn es nicht einwandfrei sei, sagte Penz: „Wie sagt man, einen guten Tischler erkennt man am guten Auge. Das ist die große Kunst eines Facharbeiters, aus einem Pfosten, einem Stamm so herauszuschneiden, dass das Produkt schön wirkt. Mehr Aufwand in der Hinsicht ist es überhaupt nicht. Im Gegenteil, wenn ich sage, ich kann das Holz breiter nehmen, weil ich den Riss drinnen lassen kann, ist es sogar teilweise noch weniger Aufwand.“ In Wolfsberg gibt es einen neuen Schauraum für den Lavanttaler Tisch in der ehemaligen Glaserei Schreiner auf dem Hohen Platz.