Gruppe von Makaken
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Wissenschaft

Forschung: Auch Affen sind homosexuell

Eine neue Kärntner Studie über die Homosexualität bei Makaken sorgt für Aufsehen in der Verhaltensforschung. Geforscht wurde zwei Jahre lang auf dem Affenberg in Villach-Landskron. Einerseits sind Makaken promiskuitiv mit vielen wechselnden Partnern, andererseits gehen vor allem Weibchen sehr häufig homosexuelle Beziehungen ein.

Die Paarungszeit ist auf dem Affenberg in Landskron in vollem Gange. Bis Ende Februar wird die nächste Generation gezeugt. Aber auch gleichgeschlechtliche Beziehungen sind immer wieder zu sehen. Jede zweite Affendame amüsiert sich bisexuell, so Doktorandin Pia Böhm.

Zwei Makaken im Affenzoo
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Makaken

Die homosexuellen Beziehungen der Weibchen untereinander sehe man daran, dass sie gemeinsam unterwegs seien, sie synchronisieren ihr Verhalten, kuscheln, groomen sich und haben auch sexuelle Verhaltensweisen: „Sie steigen aufeinander, reiben sich aneinander, das führt zu sexueller Befriedigung. Sie wechseln einander auch ab und suchen sich bald die nächste Partnerin oder Partner“, sagte Böhm.

Pia Böhm
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Pia Böhm

Auch Männchen vergnügen sich mit Männchen

Doch auch Männchen dürften gleichgeschlechtlich unterwegs sein, da allerdings verborgener, vermuten die Forscherinnen. Man sehe es viel seltener, so Böhm. Beide Partner seien für eine gewisse Zeit zusammen. Die Paarungszeit sei von November bis Februar, die homosexuellen Beziehungen finden parallel zur Fortpflanzung statt.

Lena Pflüger
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Lena Pflüger

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Wien durchgeführt. Der Affenberg ist ja seit Jahren offizielle Außenstelle für Verhaltensforschung. Unterstützung gab es von der wissenschaftlichen Leiterin am Affenberg, Lena Pflüger, die seit Jahren auf dem Affenberg forscht. Sie sagte, die Erkenntnisse waren jetzt nicht überraschend, man wisse um das homosexuelle Verhalten vieler Tierarten: „Es war zu erwarten, aber es ist wichtig, dass wir Erkenntnisse, die im Freiland gewonnen werden, hier zu uns bringen und schauen, ob das ähnlich funktioniert.“

Studie zu Sexualität von Affen in Landskron

Keine lange andauernden Beziehungen

Die Beziehungen sind nicht längerfristig und dauern normalerweise zwischen wenigen Stunden bis zu mehreren Wochen. Damit ähnelt eine gleichgeschlechtliche Beziehung auch einer heterosexuellen auf dem Affenberg. Denn die Weibchen vergnügen sich auch mit mehreren Männchen. Das hat einen wichtigen Grund: So denkt jeder männliche Makake, er sei der Vater des Nachwuchses und kümmert sich dann auch darum.

Freie Affen verhalten sich ähnlich

Inzest wird instinktiv vermieden. Eine sexuelle Beziehung ist leicht zu unterscheiden von einem entspannten Lausen, auch Grooming genannt. Gekuschelt wird auch innerhalb der Familie sehr gerne, dann aber immer entspannt, ohne sexuelle Energie.

Es gibt in Japan bereits ähnliche Studien. Interessant ist, dass die Affen in Landskron genauso reagieren und agieren wie ihre wild lebenden Artgenossen in Japan. Das bedeutet für die Wissenschaft, dass sich die Tiere im semifreien riesigen Gehege auf dem Affenberg Lebensraum so frei bewegen, als ob es keine Zäune gäbe.

Makake im Baum
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Makake im Baum

Weitere Studien geplant

Die Ergebnisse der Studie sind ein wichtiger Schritt, um die Evolution der Partnerwahl zu verstehen. Die 75 geschlechtsreifen Weibchen konnten unter 49 Männchen wählen. Während frühere Studien sich nur auf unmittelbare Qualitäten wie Rang und Alter eines Partners konzentrierten, betrachtete die neue Studie die Beziehungen selbst. „Zwischenaffliche“ Beziehungen sind demnach wichtiger, als ursprünglich gedacht, es wird weitere Studien in diese Richtung geben. Die Beobachtungen sollen sowohl auf hetero- als auch homosexuelle Paare ausgedehnt werden, um sie direkt vergleichen zu können.