Der Begriff Holocaust bezeichnet die Vernichtung von mehr als sechs Millionen Juden durch die Nationalsozialisten. Es waren unfassbare Gräueltaten. Jüdinnen und Juden selbst bevorzugen den Begriff Shoah, Auslöschung.
Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) der vor zehn Jahren den Gedenk- und Erinnerungsbeirat in der Stadt installiert hatte, sagte, im größten Konzentrationslager der Nazis in Auschwitz habe es bei der Befreiung 1945 nur knapp 7.600 Überlebende gegeben: „In den Jahren zuvor waren mehr als eine Million Menschen an dem Ort der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie gepeinigt, entwürdigt und ermordet worden.“
Liesnig: „Gedenken an Opfer unübersehbar machen“
SPÖ-Vizebürgermeister Philipp Liesnig betonte, wie wichtig es sei, die Erinnerung an den Holocaust als Mahnung für kommende Generationen zu bewahren: „Hass und Hetze sind in der Gesellschaft angekommen, fast wieder salonfähig. Umso wichtiger ist es, dass wir bei Gedenkveranstaltungen mahnen, in Schulen die Jugend aufklären und das Gedenken an die Opfer im öffentlichen Raum sichtbar, ja unübersehbar machen.“
Gstettner warnte vor Gleichgültigkeit
Peter Gstettner vom Gedenkbeirat der Stadt verwies unter anderem auf eine europäische Erklärung, wonach das Gedenken an den Holocaust ein Eckpfeiler Europas ist. Gstettner zitierte den Überlebenden Marian Turski, der von einem elften Gebot spricht: „Dieses elfte Gebot, das die Erfahrungen des Holocausts und dieser ganzen Epoche beinhaltet, lautet: Seid nicht gleichgültig.“
Zeitzeuge warnt vor aktuellen Entwicklungen
Der Hauptredner, der 91 Jahre alte Ernst Grube, erzählte aus seinen Erinnerungen als NS-Opfer. Als Zwölfjähriger wurde er von der Roten Armee mit der Mutter und seinen beiden Geschwistern aus dem Konzentrationslager Theresienstadt befreit.
Holocaust Gedenken Klagenfurt
„Die Nazis haben, bevor sie uns Juden verfolgt und immer mit stärkeren Maßnahmen gequält und ausgegrenzt haben, die kommunistischen, die sozialdemokratischen, einfach die politischen Gegner verhaftet und sie haben im März 1933 das Konzentrationslager Dachau gegründet. Wir können den heutigen Tag nach meiner Vorstellung her nicht begehen, ohne darüber auch zu sprechen und nachzudenken, dass die Einzigen, die nun uns Juden geholfen und uns vor den Qualen geschützt hätten, von den politischen Gegnern verhaftet und eingesperrt wurden und damit ihre Familien getroffen haben.“
Als Beispiel nannte Grube seinen kommunistischen Vater: „Sein Bemühen zusammen mit seiner Frau, der jüdischen Krankenschwester Clementine Grubel, bestand über die ganze Zeit darin, das Auseinanderbröckeln, das Trennen unserer Familie zu verhindern.“
Als Deutscher zeigte sich Grube bestürzt über den heutigen Zulauf zu rechten Parteien wie der AfD. Er habe sich niemals vorstellen können, „dass heute eine rechtsradikale Partei und auch Rechtsradikale aus anderen Gruppierungen und Vereinen immer bestimmender werden.“ Grube will mit seiner Frau weiter als Zeitzeuge des Holocausts auftreten und warnen: „Dass wir also mit unseren Möglichkeiten in die Schulen gehen, in die Erwachsenenbildung gehen, auch nach Klagenfurt fahren und erzählen – das ist unsere Aufgabe.“