Verkehr, Westbahn, Zug, Bahn
ORF.at/Christian Öser
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Verkehr

Westbahn interessiert sich für Südstrecke

Ende 2025 geht die Koralmbahn in Betrieb, die dann Graz und Klagenfurt einander näher rücken lässt. Auch das private Bahnunternehmen Westbahn bekundete nun Interesse an der Strecke und kritisierte die Direktvergabe an die ÖBB.

Zuletzt machten die ÖBB Schlagzeilen mit chaotischen Zuständen auf der Südstrecke zwischen Wien und Villach. Fahrgäste ärgerten sich über ausgefallene Heizungen, versperrte Toiletten, lange Wartezeiten und über alte Garnituren – mehr dazu in Chaos auf der Südbahnstrecke (kaernten.ORF.at; 16.12.2023). Nicht zuletzt wegen dieser Umstände überlegt Westbahn nun einen früheren Einstieg in den Markt, sagte Geschäftsführer Thomas Posch.

Einstieg nach Fertigstellung des Koralmbahntunnels

Die Westbahn befindet sich auf Expansionskurs. Seit Dezember wird von Wien nicht nur bis Innsbruck, sondern auch bis Bregenz und zurück gefahren. Mit der Fertigstellung der Koralmbahn weckt nun auch die Südstrecke das Interesse des Unternehmens, sagte Posch. Eigentlich sei das Fahrzeugkonzept darauf ausgelegt, mit Doppelstockgarnituren zu fahren. Dadurch sei eine Bedienung der Strecke vor Fertigstellung des Semmering-Basistunnels im Jahr 2030 betrieblich nicht möglich.

„Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Situation, der qualitativen Unterschiede, die man zwischen Weststrecke und Südstrecke den Medien entnehmen konnte, sind wir aktuell auch dabei, uns anzuschauen, ob es gegebenenfalls auch eine frühere Möglichkeit gäbe, in den Markt einzusteigen. Das wäre dann gegebenenfalls sinnvoll nach Fertigstellung des Koralmbahntunnels Ende 2025.“

Zuschüsse für ÖBB kritisiert

Man ziehe in Erwägung, für einen früheren Betrieb Garnituren zu mieten. Man sei überzeugt, die Strecke wirtschaftlich bedienen zu können, kritisiert aber die staatliche Direktvergabe an die ÖBB. Das würde den Wettbewerb verzerren, sagte Posch: „Also, wenn wir von einem Markteintritt nach 2030 sprechen, so gehen wir davon aus, dass es dort dann im Fernverkehr zwischen Wien und Kärnten sowieso keine Verkehrsdiensteverträge mehr gibt. Das heißt, keine Zuschüsse für die Verkehrsleistung, egal an welches Unternehmen, weil wir davon ausgehen, dass diese Strecke dann betriebswirtschaftlich tragfähig ist.“

Die Frage stelle sich, wie man bis dahin mit der Situation umgeht, sagte Posch: „Wenn wir einen früheren Markteintritt noch vor Fertigstellung des Semmering-Basistunnels planen, dann ist es für uns natürlich schwierig, gegen einen Verkehr des Mitbewerbers hier am Markt zu bestehen, der für diesen Verkehr eine Zuzahlung der öffentlichen Hand erhält.“

Direktvergabe sichert Betrieb auf unrentablen Strecken

Seit Jahresbeginn gilt eine EU-Richtlinie, die bewirkt, dass mehrere Eisenbahnunternehmen sich für Strecken leichter bewerben können. Dennoch bedeutet das nicht das Ende von Direktvergaben an einen einzelnen Anbieter. Auch Wirtschaftskammer und Gewerkschaft sind für die Beibehaltung der Direktvergaben, weil dadurch das durchgehende Angebot gesichert sei, auch auf wenig rentablen Strecken.