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Verkehr

Chaos auf der Südbahnstrecke

Auf der Südstrecke der ÖBB zwischen Wien, Villach und Lienz herrscht zurzeit teilweise Chaos. Wegen ausgefallener moderner Zugsgarnituren fahren bis auf wenige Ausnahmen Ersatzzüge mit weniger Wagenmaterial und vielen Pannen. Heizungen fallen aus, Toiletten funktionieren nicht.

Reisende zwischen Venedig und Wien mussten am Freitag zweimal umsteigen. Von Villach bis Judenburg mussten sie für zwei Stunden in eine Regionalzug-Garnitur wechseln, die dafür nicht gebaut ist, auch nicht für das viele Gepäck.

Zugschaos auf der Bahn Südstrecke

Zugschaos vor Weihnachten. Bericht: Horst Sattlegger

Die Leute zeigten sich beim ORF-Lokalaugenschein verärgert, wie ein Reisender sagte: „Ich habe mir vor einem Monat das Klimaticket geleistet und bin jetzt dreimal Zug gefahren auf der Südbahnstrecke und alle dreimal war es ein Ersatzzug. Ich kenne Schlimmeres aus Deutschland, aber das, was die letzten Wochen los ist, geht schon in deutsche Richtung.“ Ein anderer meinte: „Überfordert, nicht organisiert, Management falsch.“

Im Inneren einer Ersatzgarnitur
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Ersatzgarnitur innen

Manche mussten wieder aussteigen

Kein Licht in einem Zug, eine defekte Heizung, teilweise kaputte WCs, Sitzplätze, die zwar reserviert sind, die es aber in den Ersatzgarnituren nicht gibt. Reisende mussten aus überfüllten Zügen aussteigen, sagt eine Frau: „Da waren so viele Leute, dass man schon stehen hat müssen, weil da keine Plätze mehr waren. Ein paar Leute haben auf dem Bahnsteig bleiben müssen.“

Keine erste Klasse in den Ersatzwaggons

Eine andere Reisende schildert: „Die Erste-Klasse-Tickets, die man reserviert, sind nicht gültig, weil die Züge keine erste Klasse mitführen. Toiletten gibt es überhaupt nur eine im Zug, wenn die offen hat.“ Eine weitere Frau sagte, es sei ein IC gewesen, kein Railjet, wie man gebucht habe. Ein Mann schilderte: „Ich bin um dreiviertel Sechs nach Wien gefahren und es waren die Waggons durchgehend nicht geheizt, unter jeder Kritik. Jetzt, beim Zurückfahren, war der Platz nicht reserviert, die Mistkübel sind nicht ausgeleert, es gibt nichts zum Trinken.“

Erschöpfte Passagiere schlafen
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Schlafende Reisende

Zugsbegleiter bemühen sich

Die Leidtragenden sind auch die Zugsbegleiter, für sie wird von manchen Fahrgästen eine Lanze gebrochen, so eine Frau: „Ich habe auch jetzt gesehen, da ist die Dame durchgegangen und hat jeden Einzelnen angesprochen in diversen Sprachen, damit alle verstehen, was Sache ist.“

Kein Licht im Waggon
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Kein Licht im Waggon

Obwohl nur vier der 60 Railjet-Garnituren nach dem Wintereinbruch noch immer nicht fahrbereit sind, führt bereits das zu den besagten Unannehmlichkeiten für die Fahrgäste. Dazu ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder: „Was ganz wichtig ist, wir versuchen, alles, was wir an Wagenmaterial haben, einzusetzen. Das machen wir auch, aber auch da sind unsere Wagenreserven begrenzt. Diesmal fehlen uns durch die Unwetterschäden leider vier Garnituren, das merken wir gerade im Weihnachtsverkehr.“

Gedränge auf einem Bahnsteig
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Gedränge auf einem Bahnsteig

Sitzplätze nicht reservierbar

Reisende reservieren, bekommen dennoch keinen fixen Sitzplatz. Dazu sagte Rieder: „Das ist leider auch so, dass wir nur bestimmte Züge reservieren können, manche Züge sind leider technisch nicht reservierbar wegen der anderen Garnitur.“ Zweimal umsteigen zwischen Venedig und Wien, das sei ein Einzelfall, so der ÖBB-Sprecher: „Das tut uns leid, dafür entschuldigen wir uns auch, das kommt normalerweise natürlich nicht vor.“

Reisende müssen wohl durchhalten

Eine Besserung ist frühestens Mitte Jänner zu erwarten. Zu den starken Reisetagen zu Weihnachten bleibt alles, wie es jetzt ist, so Rieder: „Also was ganz klar ist, es gibt zu Weihnachten viele Fahrgäste, da sind wir auch normalerweise gut aufgestellt. Dieses Jahr wird es etwas enger werden, aber wir haben trotzdem ausreichend Kapazität für die Feiertage Richtung Kärnten.“ Für die Reisenden heißt es durchhalten, aus deren Sicht leidet das Image der ÖBB allerdings schon sehr.