Schloss Wasserleonburg
Stich von 1688 (Valvasor)
Stich von 1688 (Valvasor)
„Kennst du Kärnten“

Herr von Wasserleonburg 1625 ermordet

Das Schloss Wasserleonburg in Nötsch im Gailtal ist im 16. Jahrhundert in Besitz von Anna Neumann gestanden, der Tochter einer wohlhabenden Villacher Bürgerfamilie. Sie war eine der reichsten und mächtigsten Frauen Innerösterreichs. Ihr Neffe und Erbe wurde bei einem Grenzstreit von Kanaltalern 1625 erschlagen.

Anna Neumann von Wasserleonburg wurde 1535 in Villach geboren. Sie verbrachte schon ihre Jugend im Schloss Wasserleonburg. Später wurde sie nicht zuletzt durch ihre sechs Ehen bekannt. Durch diese Ehen, aber besonders durch ihr geschäftliches Geschick, kam sie zu Ruhm und Ehre und brachte es zu einem immensen Reichtum – mehr dazu in Kärntner Powerfrau aus dem 16. Jahrhundert.

So erlebte auch die heute steirische Stadt Murau unter ihrer Herrschaft eine Blütezeit. Ihren Reichtum vermachte sie im Alter von 81 Jahren ihrem um 51 Jahre jüngeren sechsten Ehemann Graf Georg Ludwig von Schwarzenberg zu Hohenlandsberg. Dieses Vermögen begründete den Wohlstand der Schwarzenbergs.

Urgroßneffe sah sich eher als Schlossherr

„Aber den Untergailtaler Stammbesitz Schloss Wasserleonburg mit den dazugehörigen Herrschaften hat sie ihren näheren Verwandten reserviert, und zwar ihrem Urgroßneffen Christian Proy von Burgwalden, der bereits zu Lebzeiten seiner Tante auf Schloss Wasserleonburg die Geschäfte geführt hat“, sagte Historiker Peter Wiesflecker vom Geschichtsverein Kärnten.

Schloss Wasserleonburg heute
Schloss Wasserleonburg heute

Das tat Proy aber nicht immer zur vollsten Zufriedenheit der geschäftstüchtigen, aber auch oft strengen Anna Neumann. Das verwandtschaftliche Verhältnis zwischen ihr und ihrem Verwalter hinderte sie nicht daran, ihn immer wieder zu ermahnen, sagte Wiesflecker: „Denn der junge Proy hat sich auf Schloss Wasserleonburg nicht so sehr als Diener seiner Tante gesehen, sondern eher als junger Schlossherr und wir kennen Briefe, in denen sie ihn sehr eindrücklich und nachdrücklich ermahnt.“

Sendungshinweis:

Kennst du Kärnten; 19.1.2024

Proy war nur kurz Schlossherr

Proy hielt als Pferdeliebhaber auch unzählige Pferde im schlosseigenen Gestüt, wofür seine Tante kein Verständnis hatte, sagte Wiesflecker: „Nach ihrem Tod 1623 gingen Schloss und Herrschaft Wasserleonburg an Christian Proy über.“ Proy konnte sich dieses Besitzes nur sehr kurze Zeit erfreuen, erzählt der Historiker. Er kam bereits 1625 auf tragische Art und Weise ums Leben: „Er wurde bei einem Grenzstreit auf der Göriacher Alm erschlagen.“

Solche Streitigkeiten um Grenzverläufe habe es damals zwischen den einzelnen Dorfgemeinschaften öfter gegeben. Gestritten wurde aber auch auf höheren Ebenen, etwa bei den Bambergern, zu denen das Kanaltal gehörte, und auch im unteren Gailtal, welches zur Herrschaft Wasserleonburg zählte.

Gemälde Anna Neumann
ORF
Anna Neumann

Mit Hacke erschlagen

Bei einer solchen Besichtigung des Grenzverlaufs eskalierte der Streit. Schlossherr und Herrschaftsbesitzer Proy, der sich zu diesem Lokalaugenschein eingefunden hatte, wurde von Kanaltalern, die an dieser Verhandlung teilgenommen hatte, tödlich verwundet, „indem sie ihn auf eher rabiate Art und Weise, wie es einem Grabstein zu entnehmen ist, mit einer Hacke erschlagen haben“, erzählt der Historiker.

Ein Grabstein bei der Pfarrkirche von Feistritz an der Gail und eine Gruftplatte erinnern noch heute an den auf tragische Weise verstorbenen Schlossherrn. Der Täter konnte vorerst fliehen, sagt Wiesflecker. „Er wurde jedoch einige Zeit später beim Feistritzer Kirchtag erkannt und dort verhaftet.“

Kanaltal und unteres Gailtal rückten näher zusammen

Heute, viele Jahrhunderte später, gibt es solche Grenzstreitigkeiten nicht mehr. Vielmehr rückten das Kanaltal und das untere Gailtal näher zusammen. Und die Göriacher Alm, auf der diese Auseinandersetzung stattgefunden hatte, lebt heute die Nachbarschaft ganz anders, sagte Wiesflecker: „Den Almkirchtag Anfang August feiern heute die Untergailtaler – speziell die Göriacher – und ihre Kanaltaler Nachbarn in einem gemeinsamen Almkirchtag. Da bringen alle Beteiligten jeweils das mit, wofür ihre Region steht.“

Aus dem Kanaltal kommt unter anderem nicht nur der Wein, sondern auch die Polenta und die Frigga. Was wiederum der Beweis dafür ist, dass ein friedliches Miteinander mehr als nur lohnens- und erstrebenswert ist.