Gemälde Anna Neumann
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Kultur

Kärntner Powerfrau aus dem 16. Jahrhundert

Vor 400 Jahren ist mit Anna Neumann von Wasserleonburg eine der reichsten Frauen Österreichs gestorben. Sie war in jeder Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung, wurde 88 Jahre alt und war sechs Mal verheiratet. Die Kärntnerin Friederun Pleterski erzählt in ihrem Roman „Witwenküsse“ ihr Leben nach.

Auf Schloss Wasserleonburg verbrachte die 1535 geborene Anna Neumann einen Teil ihrer Kindheit und Jugend. Friederun Pleterski ermöglicht ein raffinierter Kunstgriff die Geschichte von Anna Neumann mit vielen neuen Details zu erzählen: Eine selbstbewusste Hobbyhistorikerin findet die Memoiren von Anna Neumann.

Friederun Pleterski Autorin
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Friederun Pleterski

Von der Kaufmannstochter zur vermögenden Frau

„Auch wenn sie für die Heirat erzogen wurde, blieb sie bis zu ihrem Tod eine Kaufmannstochter“, so die Autorin. In „Witwenküsse“ zeigt sie eine spannende, weit entfernte Welt, wie sie gewesen sein könnte: „Sie heiratete in erster Ehe ihre Jugendliebe. Ihr Ehemann starb nach drei Jahren. In folgenden Ehen heiratete sie sich sozial bis in den Hochadel hinauf, der – wie die meisten diesen Standes – überhaupt kein Geld hatte.“

Johannes Schwarzenberg, Waldbauer und Schlossbesitzer, sagte, dass seine Familie durch Anna Neumann wesentlich reicher wurde, weil ihr letzter Mann ein Schwarzenberg war. Ein Teil ihres Vermögens kam dadurch in die Hände der Familie Schwarzenberg.

Anna Neumann

Geboren 1535 in Villach, gestorben 1623 in Murau. Sie war hübsch, überaus reich und als Grundherrin streng und gerecht, aber auch mildtätig zu den Armen. So konnten Bürger Sparpfennig hinterlegen und bekamen Zinsen dafür.

Stadthaus am Villacher Hauptplatz erhalten

Das Stadthaus der Familie Neumann am Hauptplatz in Villach überstand die Jahrhunderte und ist ein beredtes Zeugnis vom Reichtum dieser Familie, so Schwarzenberg: „Sie war zweifellos eine hervorragende Unternehmerin, eine sehr gute Politikerin. Es war ein Wunder, dass sie dieses Vermögen als Lutheranerin durch die doch bewegten Zeiten eines Bürgerkrieges zwischen Protestanten und Katholiken ‚durchgewurstelt hat‘.“

Buchcover Witwenküsse
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Buchcover „Witwenküsse“

Kaiser und Erzbischof waren Millionen schuldig

Autorin Pleterski sagte, der Kaiser sei ihr (umgerechnet) an die zweihundert Millionen Euro schuldig gewesen. Der Erzbischof von Salzburg hatte 15 Millionen Euro an Spielschulden. Die Familie Neumann hatte auch in Venedig eine Niederlassung und betrieb von hier aus Handel mit ganz Europa.