Geknickte Bäume
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Chronik

Guntschach weiter abgeschnitten

Das 70-Seelen Dorf Guntschach in der Gemeinde Maria Rain bleibt weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten. Nach einem Felssturz vor einem Jahr wartet die Bevölkerung auf die Sanierung der Ortszufahrt. Ihr Leben wird immer beschwerlicher. Auch während der Weihnachtsfeiertage bleibt die Straße unbefahrbar.

Auf seinem Weg zur Arbeit muss Florian Povoden derzeit täglich 100 Höhenmeter zu Fuß bewältigen, bevor es mit dem Auto weitergeht. Den steilen Waldpfad legte er gemeinsam mit weiteren Männern aus Guntschach und der Bergrettung an, um zumindest eine direkte Verbindung nach draußen zu haben: „Da waren zehn Leute aus dem Ort beteiligt und das haben wir so an zwei Wochenenden durchgezogen.“ Danach waren noch Markierungsarbeiten nötig, sagte Povoden: „Es ist natürlich nicht ungefährlich, wenn es so wie jetzt Schnee gibt, beziehungsweise wenn dann der Boden wieder auftaut, so wie wir es jetzt gehabt haben, auch mit Regen.“

Die Bewohner tragen ihre Einkäufe teils über den steilen Weg hinunter, wie Rupert Pogoriutschnig, der auch das Weihnachtsfest in Guntschach feiern will: „Wir tragen unsere Einkäufe regelmäßig über den Steig herunter, wir versuchen, nie leer zu gehen, sondern immer mit einem vollen Rucksack. Wir hoffen, dass das Wetter so bleibt.“ Denn auch was die Schneeräumung betrifft, sind die Guntschacher auf sich alleine gestellt. Mit eigenen Traktoren und Kisten hat man es bisher beschafft, die Wege zur Fähre und zum Einstieg in den Pfad mit viel Mühe schneefrei zu halten.

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Beschwerliche Situation für ältere Bewohner

Nur wer gut ausgerüstet und fit ist, schafft den Weg nach Guntschach, er ist unüberwindbar für ältere Menschen wie Maria Knes, die den Ort nur mehr mit der Fähre verlassen kann, und das seit mittlerweile einem Jahr. Die 84-Jährige ist eine der ältesten Bewohner in Guntschach. Der steile und eisige Waldpfad nach Maria Rain, den die Einheimischen selbst angelegt haben, ist zu beschwerlich für sie.

„Man kann ohne Straße keine Besuche empfangen und auch selbst komme ich nicht weg“, sagte Maria Knes. Alle drei oder vier Monate müsste sie zum Arzt, um Blutwerte zu testen: „Da war ich erst ein einziges Mal in einem ganzen Jahr statt drei Mal. Dass sich die Gemeinde nicht gleich bemüht hat, das trifft einen Menschen mit Verstand irgendwie schon schwer.“

Bewohnerin Maria Knes
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Maria Knes

Bürgermeister: Studien und Probebohrungen brauchen Zeit

Bürgermeister Franz Ragger (SPÖ) wies die Kritik zurück. Die Planung zur Abtragung des Hemmafelsens und der damit verbundenen Sanierung der Straße sei aufwendig und schwierig gewesen, man habe alles getan, um die Verfahren zu beschleunigen. Die Naturschutzrechtliche Bewilligung sei von der Gemeinde in drei Monaten erreicht worden, sagte Ragger: „Normalerweise dauert es acht bis zehn Monate. Wir haben das sehr schnell gemacht und haben Studien mit sieben Varianten durchgeführt. Wir haben Probebohrungen gemacht, Sondierungsbohrungen, damit die Baufirma weiß, wie sie dran ist. Viele Faktoren haben eine Rolle gespielt und das dauert eine gewisse Zeit.“

Zusätzlich zur langen Planungsphase kommen nun auch noch Verzögerungen bei dem Bauprojekt. Die Arbeiten am Konglomeratgestein sind mit besonderen Gefahren verbunden. Der fehlende Frost erhöht die Gefahr und lässt die Bagger und Lkws nur bedingt zufahren, sagte Stefan Piechl von der Wildbach- und Lawinenverbauung, die das Projekt leitet.

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Baggerarbeiten
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Felssturz Guntschach
Privat
Stefan Piechl von der Wildbach- und Lawinenverbauung
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Betreten Verboten Schild
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Steiler Weg
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Guntschach
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Arbeiten am Hemmafelsen
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Markierungen
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Stefan Povoden kommt über den steile Waldweg hinauf
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Sicherheitstechnischen Anforderungen einhalten

Es werde alles versucht, damit die Bewohnern möglichst schnell wieder zu ihren Häusern zu kommen, sagte Piechl: „Aber wir müssen natürlich auch die entsprechende Sorgfalt walten lassen und schauen, dass alle sicherheitstechnischen Anforderungen eingehalten werden, damit auch die Bauarbeiter entsprechend sicher ihre Arbeiten durchführen können.“ Mit dem Baufortschritt sei man durchaus zufrieden, sagte Piechl. „Wir gehen davon aus, dass wir auf der Baustelle jetzt über die Weihnachtszeit maximal ein bis zwei Wochen, also bis zum 6. Jänner, einen Stillstand haben werden.“

Dann hoffe er, dass es Frost gibt, sagte Piechl: „Das wäre ideal für die Durchführung dieser Arbeiten. Dann können wir mit einer guten Tagesleistung in den Monaten Jänner, Februar sicher sehr weit vorankommen.“ Spätestens im Frühjahr könne damit gerechnet werden, dass die Straße wieder befahrbar ist.