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Wirtschaft

Jugendcoaching soll Lehrlingsmangel abfedern

Neben den Schulen ringen Betriebe zunehmend um Nachwuchs: Viele Lehrstellen bleiben unbesetzt. Gleichzeitig fallen jedes Jahr etwa fünf Prozent aller Jugendlichen aus dem Bildungssystem. Experten warnen davor, diese Jugendlichen zurückzulassen. Das Thema Jugendcoaching werde immer wichtiger.

Von 16.000 Kärntner Jugendlichen fallen pro Jahr etwa 900 aus dem Bildungssystem heraus. Das bedeutet, sie machen trotz geltender Ausbildungspflicht bis zum 18. Lebensjahr weder eine Lehre noch eine Schulausbildung. Manche verschwinden völlig von der Bildfläche, andere werden mittels Jugendcoaching aufgefangen. Es gibt dafür verschiedenste Gründe, auch psychische Erkrankungen gehören dazu, schlechte Erfahrungen in Schulen durch Lernschwächen und Mobbing, dadurch geringe Motivation zu einer Ausbildung.

Symbolbild Friseursalon
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Unterstützung gibt es auch für Betriebe, die Lehrlinge ausbilden möchten

Verlängerte Lehre oder Teilqualifizierung

Christian Spitaler vom Verein Autark sagt, es dürfe niemand zurückgelassen werden: „Wir können uns das einfach als Gesellschaft nicht leisten. Wir haben einen Arbeitskräftemangel, wir können nicht alle Lehrstellen besetzen. Und es gibt einfach Ausbildungsmodelle, wo wir einen Teil dieser Lücke vielleicht auch schließen können und Jugendlichen eine Chance geben, die anderweitig keine Möglichkeit hätten, eine Lehrausbildung zu machen.“ Bei diesen Modellen handle es sich etwa um die verlängerte Lehre oder auch die Teilqualifizierung, die derzeit 775 Jugendliche in Kärnten absolvieren.

Wer sich als Unternehmer darauf einlässt, bekommt ebenfalls Unterstützung, so Spitaler: „Wir haben zum Beispiel auch im Rahmen des Netzwerks berufliche Assistenz ein Angebot, das nennt sich Betriebsservice. Es berät Unternehmen im Bereich der unterschiedlichen Berufsausbildungsmöglichkeiten.“

Auf der anderen Seite sind über 800 Lehrstellen offen. Das sind fast doppelt so viele wie vor der Pandemie. Um Jugendliche in Ausbildung zu bringen, nimmt das Arbeitsmarktservice (AMS) selbst Mittel in die Hand. Etwa bei der überbetrieblichen Ausbildung, sagt AMS-Leiter Peter Wedenig.

AMS: Jugendliche in Arbeitsmarkt integrieren

Eine aktuelle Studie des AMS Kärnten zeige, dass bis zum Jahr 2040 die Anzahl der erwerbsfähigen Personen auch stark zurückgehen werde: „Wenn wir die Wirtschaft mit Fachkräften versorgen wollen und müssen, um auch den Wirtschaftsstandort zu erhalten, dann müssen wir jedem Jugendlichen hilfreich zur Seite stehen, Maßnahmen entwickeln, um ihn wirklich in diesen Markt zu integrieren.“ Es gelte dabei auch, Probleme wie familiäre Schwierigkeiten, Suchtverhalten und Schulden einfließen zu lassen, die oft eine höhere berufliche Qualifikation erschweren.

Die Kehrseite der Medaille sind Lockangebote aus der Wirtschaft. Prämien, Führerscheine und Wellnessurlaube seien heute gang und gäbe, heißt es, um den erwünschten Nachwuchs anzulocken.

Reaktion

Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer betont, es dürfe keinen Jugendlichen geben, der ohne Ausbildung dasteht. Es müsse der Politik auf allen Ebenen gelingen, soziale Unterschiede auszugleichen. Im späteren Verlauf müsse es dann auch möglich sein, von einer Lehre kostenlos zum Meister zu kommen, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, so Köfer.