Pressekonferenz IV
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Wirtschaft

Industrie spricht von Konjunktureinbruch

Parallel zu den Gehaltsverhandlungen der Metaller spricht die Kärntner Industrie am Dienstag von einem massiven Einbruch der Konjunktur. Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage würden eine recht eindeutige Sprache sprechen. So schlechte Umfrageergebnisse habe es zuletzt im ersten Pandemiejahr gegeben.

Nur acht Prozent der befragten 59 Unternehmen beurteilen die Geschäftslage als gut. Auch was die Auftragsbestände oder die Verkaufspreise betrifft, zeigen sich die meisten momentan nur durchschnittlich zufrieden, hieß es von der Industriellenvereinigung (IV) Kärnten. Letzten Endes könnte die aktuelle Rezession sogar zu einer De-Industrialisierung und einem Abbau von Arbeitskräften führen, wurde gewarnt.

Abwärtstrend im Bau und im Nebengewerbe

Der Abwärtstrend mache sich am deutlichsten am Bau und in den damit verbundenen Branchen wie der Holzindustrie bemerkbar. Aber auch in der derzeit umkämpften Metallindustrie befürchten fast zwei Drittel der Kärntner Unternehmen ein Einbrechen der Aufträge. Allein die Elektro- und Elektronikindustrie könne das jetzige Niveau halten.

IV-Präsident Timo Springer sagte in einem Interview mit ORF-Redakteur Christof Glantschnig, die aktuelle Entwicklung sei „leider“ negativer, als erwartet: „Man muss sagen, wir befinden uns tatsächlich in einer Rezession. Die Stimmung in den Unternehmen ist einfach deutlich schlechter geworden. Und man merkt das insbesondere bei einem Auftragsrückgang und einem Nachfragerückgang, das natürlich massiv Auswirkungen auf Investitionen und zukünftige Erwartungen in den Unternehmen hat.“

Düstere Aussichten

Betriebe wollen Mitarbeiter halten

Auf die Frage, was das denn für die Produktion und vor allem für die Mitarbeiter bedeute, sagte Springer, im Moment würden die Unternehmen versuchen, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten, so gut es nur geht, es gebe ja auch einen Fachkräftemangel: „Aber man muss sehen, wie sich das in Zukunft auswirken wird.“

Springer warnte auch vor Produktionsverlagerungen: „Leider ist es tatsächlich so, dass vor allem internationale Unternehmen mit Produktionsverlagerungen beginnen. Das ist hochgradig der Unsicherheit bei der Stromversorgung und den Stromkosten zu sehen und zu finden. Und da hoffen wir, dass sich dieses Thema mittel- und langfristig beruhigt und die Politik gute Entscheidungen trifft, damit wir wieder wettbewerbsfähige Strompreise und eine sichere Stromversorgung in Österreich haben.“

Unternehmen durch Bürokratie belastet

Springer sagte, die Unternehmen seien massiv mit Bürokratie belastet: „Und da hoffen wir auf eine Einsicht der Politik, dass es hier zu Entlastungen kommt, dass wir uns auf das fokussieren können, was Unternehmen machen sollen, investieren und Wertschöpfung schaffen.“

Die Wettbewerbsfähigkeit in Österreich sei deutlich zurückgegangen, sagte Springer: „Hier bedarf es Schritte in die richtige Richtung, um die Wettbewerbsfähigkeit wieder zu stärken. Und in Summe ist die EU in einer schwachen Position, insbesondere auch gegenüber den USA, weil durch den Inflation Reduction Act einfach massiv Subventionen ausgeschüttet werden für Produktionsansiedelungen in den USA. Und hier ist die EU im Moment deutlich im Nachteil.“

Hoffen auf das nächste Jahr

Springer sagte, er sei überzeugt davon, „dass wir auch diese Rezession überstehen werden“. Er hoffe, dass sie im nächsten Jahr überwunden sei: „Aber schauen wir mal, was am Ende passieren wird.“