Herbertstöckl von außen
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Kultur

Maria von Herbert: Feministin und Denkerin

An der Klagenfurter Universität ist der Kurzfilm „Maria von Herbert“ präsentiert worden. Es ist das Porträt einer Frau, die als die vielleicht erste Feministin Kärntens gehandelt wird und im Briefkontakt mit dem Philosophen Immanuel Kant stand. Das Filmprojekt entstand im Rahmen des Studienfachs „Visuelle Kultur“.

Maria von Herbert lebte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Klagenfurt und betrieb, gemeinsam mit ihrem Bruder Franz Paul, den philosophischen „Herbert-Kreis“ im Herbertstöckl am St. Veiter Ring. Violetta Stuchlik ist neben Barbara Schlesinger Gomez, Pia Telebuh und Christian Brandstätter Teil des studentischen Filmteams, das den Kurzfilm über Maria von Herbert kreierte.

Stuchlik sagte, bei den Recherchen für das Projekt sei das Team zuerst auf das Herbertstöckl aufmerksam geworden, das sich als äußerst interessantes Haus, nahe der Innenstadt, entpuppte.

„Ich war ganz erschrocken, weil das ja auch schon ein bisschen verfallen ist. wir haben versucht zu recherchieren, wer dort eigentlich schon alles gelebt hat. Wir haben uns dann für die Person entschieden, die uns am interessantesten erschien, nämlich die Maria“, so Stuchlik.

Kurzfilm zu Maria von Herbert
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Briefkontakt mit Schiller und Kant

Der „Herbert-Kreis“, dem auch Maria angehörte, stand im postalischen Kontakt mit Dichtern und Philosophen jener Zeit, wie beispielsweise Friedrich Schiller und Immanuel Kant, also Vertretern der Aufklärung. Das studentische Filmteam fand nicht nur die historischen Begebenheiten faszinierend, sondern auch die ganz persönliche Lebensgeschichte Maria von Herberts. Violetta Stuchlik erzählt, dass Maria von Herbert durch die romantische Ablehnung eines Mannes zunehmend Halt verlor und den Philosophen Immanuel Kant um Rat bat.

„Tatsächlich vereint Maria zwei unterschiedliche Pole. Dieses Interesse, sich mit Gedanken auseinanderzusetzen. Sie hatte aber gleichermaßen auch diese vielen Gefühle in sich. Sie schrieb Kant und war letztlich dann aber gar nicht so zufrieden mit den Antworten, die sie bekam“, so Stuchlik. Sie sagte dann, dass seine Prinzipien einfach nicht umsetzbar seien.

Historiker: „Frau von hoher Intellektualität“

Maria von Herbert lebte zu einer Zeit, in der Frauen Männern kategorisch untergeordnet waren. Das studentische Filmteam zog das Resümee, dass Maria von Herbert „die erste Feministin Kärntens“ gewesen sein könnte.

Historiker Werner Drobesch sieht in Maria von Herbert mehr als nur eine Feministin. Sie sei „eine Frau von einer hohen Intellektualität“ gewesen: „In diesem Aspekt ist sie, glaube ich, auch als eine Denkerin zu sehen, aus dem Zeitkontext heraus durchaus für Kärnten, aber ich meine auch über Kärnten hinausgehend“ so Drobesch. Das sei etwas nicht alltägliches.

Er ist überzeugt, dass sich aus der Geschichte Maria von Herberts auch heute viel lernen lasse, insbesondere in Bezug auf Selbstbestimmung und intellektuelle Freiheit. Maria von Herberts Leben war geprägt von intellektueller Neugier und emotionalen Herausforderungen. Sie starb 1803 im Alter von 33 Jahren unter ungeklärten Umständen, sie dürfte sich das Leben genommen haben. Ihr Leichnam wurde allerdings nie gefunden. Der Kurzfilm über wohl Kärntens erste Feministin wurde beim diesjährigen K3 Film Festival eingereicht.