Das Luchsweibchen
Progetto Lince Italia
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Chronik

Gewilderter Luchs in Kärnten entdeckt

Im Februar sind zwei junge Luchsweibchen im Grenzgebiet zu Italien wieder angesiedelt worden. Nun wurde der Kadaver der Luchsin Sofia in Kärnten entdeckt, das Tier wurde gewildert, meldet der WWF. Er fordert eine Bekämpfung der Wildtierkriminalität. Der Abschuss wurde auch von Kärntner und italienischen Jägerverbänden kritisiert.

Die sechsjährige Luchsin Sofia sei von einem Wilderer getötet worden, so der WWF in einer Aussendung am Freitag. Der Kadaver sei vor wenigen Wochen in Kärnten gefunden worden. Bei den gerichtsmedizinischen Untersuchungen seien dann eindeutig Geschoßpartikel identifiziert worden. Erst Ende Februar war Sofia im Schweizer Jura eingefangen und nach Tarvis umgesiedelt worden. Zusammen mit vier anderen Luchsen sollte sie die Luchspopulation in den Südostalpen stärken und somit einen entscheidenden Beitrag zur Vernetzung der mitteleuropäischen Luchsvorkommen leisten – mehr dazu in Zwei Luchse in Grenznähe freigelassen (kaernten.ORF.at; 11.3.2023)

Zwei Wochen nach ihrer Freilassung wanderte Sofia im März nach Norden und besetzte ein Revier zwischen Villach, Feistritz und Bad Kleinkirchheim in Kärnten – mehr dazu in Luchs aus Italien in Kärnten gesichtet (kaernten.ORF.at; 7.4.2023).

„Jedes Tier ein Verlust“

Christian Pichler, Artenschutzexperte des WWF Österreich, zeigte sich in der Aussendung schockiert von diesem „brutalen und illegalen Akt der Wilderei“. Gerade bei seltenen Arten wie dem Luchs sei der Verlust jedes einzelnen Tieres ein schmerzlicher Rückschlag und könne das Überleben der Art gefährden. Man werde aber an den Bemühungen, eine stabile Luchspopulation in der Region aufzubauen, festhalten, so Pichler.

Ermittlungen eingeleitet

Die Cabina di Regia Lince e Caccia, ein Zusammenschluss von Jägerverbänden in Friaul-Julisch Venetien in Italien, der die Luchsansiedelung von Anfang an unterstützt hatte, verurteilte den illegalen Abschuss ebenfalls aufs Schärfste. Die Ermittlungen der österreichischen Polizei seien derzeit im Gange.

Kritik auch aus Kärnten

In Kenntnis gesetzt wurden nach den ersten Polizeiermittlungen auch die Kärntner Behörden und die Kärntner Jägerschaft, die diesen illegalen Akt wie die italienischen Partner aufs Schärfste verurteilen und maximale Kooperation angeboten haben, um den Täter zu überführen. Heftige Kritik kommt auch vom Verein gegen Tierfabriken (VGT), der einmal mehr auch die Abschussverordnung des Landes Kärnten, Wölfe betreffend, kritisiert. Obmann Martin Balluch sagte, man dürfe sich nicht wundern, dass die Jäger somit glauben, auch Luchs und Bär abschießen zu dürfen.

Die Luchspopulation in den Dinariden entlang der Adria war seit Anfang des Jahrtausends stark zurückgegangen, isoliert und genetisch verarmt. Sie war vom Aussterben bedroht, weshalb seit 2017 im Rahmen des EU-LIFE-Projekts „Preventing the Extinction of the Dinaric-SE Alpine Lynx Population Through Reinforcement and Long-term Conservation“ eine Bestandsaufstockung durch Umsiedlung von Luchsen erfolgt.