Krankenhauspersonal
ORF
ORF
Chronik

KABEG sucht international nach Personal

Der Personalmangel im Klinikum Klagenfurt wird zunehmend zum Problem – vor allem für künftige Patienten. Denn wenig Personal bedeutet weniger Betten. Einige Mitarbeiter verabschieden sich in Richtung Steiermark. Dort sollen nicht nur die Gehälter, sondern auch die Arbeitsbedingungen besser sein. Nun versucht die KABEG gezielt, sich international um Pflegekräfte umzuschauen.

Die Universitätsklinik Graz scheint zur Zeit wegen besserer Verdienstmöglichkeiten attraktiver zu sein als das Klinikum Klagenfurt. Mit Prämien sind es um tausend Euro brutto mehr für Ärzte, Diplomkrankenpfleger bekommen 3.000 Euro netto als Startprämie, wenn sie in Graz ihren Dienst beginnen und auch Pflegekräfte sollen sogar fürs Anwerben von Freunden Geld bekommen.

Auch Betriebsrat schlägt Alarm

Weil das Klinikum Klagenfurt ohnehin schon unter einem chronischen Pflegekräftemangel leidet – 47 Stellen sind aktuell unbesetzt, dazu fehlen auch noch zwölf Ärzte – schrillen bei Betriebsratsvorsitzendem Ronald Rabitsch die Alarmglocken: „In den letzten drei Wochen haben zwei Diplompflegekräfte, die am Klinikum anfangen wollten, abgesagt und in der Steiermark angefangen, weil es dort eine eigene Prämie gibt.“ Es sei umso wichtiger, bei den bevorstehenden Verhandlungen mit den Kolleginnen nicht nur beim Gehalt, sondern auch bei den Rahmenbedingungen zu schauen, wie Verbesserungen erwirkt werden können.

90 Betten gesperrt

Bereiche, wie zum Beispiel die Dermatologie, hätten sehr hohe Patientenströme. Es gehe nicht nur darum, welche Stellen nicht besetzt sind. Auf der Pathologie zum Beispiel brauche es mehr Personal, um die Ärzte zu entlasten. Vor ein paar Monaten mussten 50 Betten im Klinikum Klagenfurt gesperrt werden, jetzt sind es 90. Im gesamten KABEG-Verbund können aufgrund des Personalmangels 130 Betten nicht belegt werden.

Gabriel: Mannschaft leistet Übermenschliches

Die Kernfrage ist also, woher das Pflegepersonal kommen soll. Auf Schul- und Fachhochschul-Absolventen zu warten, sei nicht das Allheilmittel, so KABEG-Vorstand Arnold Gabriel: „Wir hoffen, dass im Herbst mit dem Abschluss der neuen Ausbildungslehrgänge wieder Pflegefachkräfte am Markt sind, die wir einwerben können. Aber bis dorthin haben wir eine Unterbesetzung von rund 50 Stellen.“

Für den täglichen Betrieb bedeute das, dass die bestehende Mannschaft das irgendwie abdecken müsse: „Deswegen sind auch Kapazitäts-Einschränkungen notwendig, um das bestehende Personal von der Arbeitslast her im erträglichen Maß halten zu können.“ Derzeit würde es Übermenschliches leisten, so Gabriel.

Kooperationen mit anderen Spitälern im elektiven Bereich

Man versuche, die Auswirkungen auf die Patienten so gering wie möglich zu halten. Die Akut- bzw. Notfallversorgung sei zu 100 Prozent gewährleistet. Im elektiven Bereich (Wahloperationen, die nicht dringend notwendig sind, Anm.) könne es zu Einschränkungen kommen. Es werde aber versucht, mit den anderen Spitälern, beispielsweise dem UKH, aber auch mit peripheren Landesspitälern, wo es freie Kapazitäten gibt, Kooperationen umzusetzen, um den Überlauf an Patienten an anderen Standorten bzw. im UKH behandeln zu können, sagt Gabriel.

Auch Quereinsteiger willkommen

Geworben wird jetzt auch um Quereinsteigerinnen und Einsteiger in Kärnten, mit folgenden Gehältern: Nach einer dreijährigen Ausbildung bekommen diplomierte Krankenpflegerinnen auf Basis einer 40-Stunden-Woche mit fünf Nachtdiensten: 3.700 Euro brutto monatlich und Pflegefachassistentinnen 3.400 Euro brutto monatlich. Außerordentliche Verhandlungen zwischen Spitalsbelegschaft und Land, in denen es ums Geld geht, sollen im Herbst folgen.

Reaktionen

Der Kärntner FPÖ-Chef Klubobmann Erwin Angerer und FPÖ-Gesundheitssprecher LAbg. Harald Trettenbrein warfen der SPÖ-ÖVP-Landesregierung und SPÖ-Gesundheitslandesrätin Prettner Versagen vor. Statt vorzusorgen, dass es genug Ärzte und Pflegepersonal gibt hätten sie den Verwaltungsapparat ausgebaut. Die FPÖ-Politiker verwiesen unter anderem auf die FPÖ-Initiativen für die Einführung der Pflegelehre in Kärnten und die Stärkung der Ausbildung für qualifiziertes Pflegepersonal.

Team Kärnten Chef Gerhard Köfer forderte in einer Aussendung Sofortmaßnahmen. Das Kärntner Spitalswesen sei scheinbar nicht so leistungsfähig und belastbar, wie es in Anbetracht der eingesetzten Finanzmittel, die in den vergangenen Jahren massiv gestiegen sind, eigentlich sein müsste. Als möglichen Lösungsansatz schlug Köfer vor, wie bereits während der Pandemie Pflegeschüler, die ihre Ausbildung noch nicht ganz beendet haben, diese vorzeitig abschließen zu lassen und zur Unterstützung in die Krankenhäuser, aber auch in die Alters- und Pflegeheime zu integrieren.