Eine Person liegt im Krankenbett.
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Politik

Prettner: Spitälern fehlt Personal

Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) war Sonntagabend in der ZiB 2 zu Gast. Zur Lage der Spitäler sagte sie, die größte Herausforderung sei das Personal. Es fehlen Ärztinnen und Ärzte, aber vor allem Pflegepersonal. Die Länder fordern vom Bund mehr Geld, es müsse dringend eine Patientenlenkung geben, außerdem sollen mehr Ärztinnen und Ärzte ausgebildet werden.

Auf die Frage von Moderatorin Margit Laufer, ob angesichts bereits bedrohlich langer Wartezeiten auf Operationen und mit der kommenden Zunahme von Infektionen im Herbst ein Kollaps des Gesundheitssystems bevorstehe, sagte Prettner: „Natürlich ist die Personalsituationen eine der größten Herausforderungen, die wir jetzt zu bewältigen haben. Bei uns ist es in Kärnten vor allem die Pflege.“

Derzeit seien in der KABEG zwölf Ärztestellen nicht besetzt, aber in der Pflege müsse man wirklich schauen, neue Leute in die Pflege bekommen: „Das heißt, dass wir attraktive Ausbildungsmodelle für junge Menschen schaffen.“ Man finanziere die Ausbildung und habe ein Anstellungsmodell in Kärnten geschaffen, aber man müsse versuchen, Kräfte aus anderen Ländern zu bekommen, um Lücken zu füllen.

Derzeit 130 Betten gesperrt

In Kärnten sind derzeit 130 Betten gesperrt, allein im Klinikum Klagenfurt 90 von insgesamt 1.310. Auf die Frage, ob sie damit zufrieden sei, sagte Prettner: „Na ja, zufrieden kann man nicht sein, es ist immer Luft nach oben. Aber wir versuchen natürlich hier etwas, was wir in Kärnten jetzt vor allem in der Corona-Pandemie praktiziert haben, dass wir Kooperationen unter den Krankenanstalten haben.“

Landesrätin Prettner zur Lage in den Spitälern

Die Österreichischen Krankenhäuser sind überlastet, zahlreiche OPs müssen verschoben werden. Besonders prekär ist die Lage im Pflegebereich. Die Kärntner Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) nimmt im Interview dazu Stellung.

OP-Verschiebungen nicht ausgeschlossen

Es könne dazu kommen, dass auch in Kärnten Operationen verschoben werden müssen, wenn es an einem geplanten Termin zu wenig Personal gebe, so Prettner: „Aber es ist wirklich die Ausnahme bei uns in Kärnten und nicht die Regel.“ Auf die Frage, ob sie garantieren könne, dass jeder, der ein akutes Bett brauche, auch ein Bett bekomme, sagte Prettner: „Also derzeit, wenn es einen Notfall gibt, kann ich sagen, dass jeder, der aufgrund einer schweren Erkrankung auch bei uns sofort behandelt wird. Das kann ich derzeit garantieren. Notfälle werden gut behandelt.“

„Akut- und Notfälle werden garantiert behandelt“

Sie könne zwar garantieren, dass Akut- und Notfälle behandelt werden, das Problem sei aber eine fehlende Patientensteuerung: „Wir haben aus eigenen Aufzeichnungen festgestellt, dass beinahe die Hälfte der Patientinnen und Patienten, die bei uns im Krankenhaus vorstellig werden, keine dringlichen Fälle sind. Das heißt, die könnten auch anderswo behandelt werden.“ Das hänge damit zusammen, dass Krankenanstalten rund um die Uhr geöffnet haben und andere Dienstleistungen im Gesundheitsbereich dies nicht bieten können.

Deshalb hätten die Gesundheitslandesräte auch schon im letzten Jahr Minister Rauch ein Papier übermittelt, wie man diese ambulanten oder Versorgungen stärken könne. Man habe ein Modell ausgearbeitet, um die Belastung für die Spitäler zurückzuschrauben, so Prettner.

Mehr Geld für Länder gefordert

Derzeit laufen die Finanzausgleichsverhandlungen mit Kärnten als Vorsitzendem der Landeshauptleutekonferenz. Am Montag findet eine Sonder-Landeshauptleutekonferenz in Wien statt. Sozial- und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sicherte dem Gesundheits- und Pflegebereich zwei Milliarden Euro zu. Auf die Frage, wie es damit aussehe, sagte Prettner: „Nach unseren Berechnungen wenden die Länder derzeit für spitalsambulante Patientinnen und Patienten bereits 3,5 Milliarden österreichweit auf. Unsere Forderung wäre, uns dieses Geld auch zur Verfügung zu stellen, um neue Strukturen zu schaffen, um diese Patienten gar nicht in die Spitäler kommen zu lassen.“ Das könnte eine Lenkung der Patientenströme bewirken und würde die Spitäler entlasten.

Von welchen Summen genau die Rede sei könne sie derzeit nicht sagen, so Prettner: „Das ist relativ schwierig, genau festzustellen, was ist bereits in gewissen Projekten gebunden an Mitteln und was ist letztendlich frei verfügbares Geld. Nach unseren Berechnungen ist diese Summe für Österreich noch nicht ausreichend, um eine wirkliche Lenkung und eine Reform im Gesundheitsbereich zustande zu bringen. Und hier braucht es dringend noch eine Nachbesserung.“

„Arbeiten seit 2019 an Reformen“

Das Ministerium fordert ganz konkrete Reformen von den Bundesländern ein. Prettner sagte dazu, die Gesundheitsreferentinnen und -referenten seien sehr gut abgestimmt. Seit 2019 arbeite man bereits an Reformen: „Ich glaube, da war der Herr Minister Rauch noch zuständig in Vorarlberg für den Nahverkehr und für Umwelt. Also wir arbeiten schon seit vielen Jahren an diesem Papier. Wir haben es letztes Jahr fertiggestellt, letztes Jahr im Sommer. Eine ambulante Betreuung, die hier zusätzlich zum niedergelassenen Bereich noch als Behandlungsform zugeschaltet wird, um Spitäler vor Überlastungen zu schützen.“

„Mehr Ärzte ausbilden“

Auf die abschließende Frage, was man konkret gegen den Personalmangel unternehme, sagte Prettner: „Wir machen das auf allen Ebenen. Wir setzen auch Hilfskräfte ein, wir haben auch im medizinischen Bereich Berufe eingesetzt, um vor allem Dokumentationsarbeiten zu entlasten. Aber eine Besonderheit hat Österreich schon, seit Jahren haben die Gesundheitsreferenten einen einstimmigen Beschluss, dass man die Studienplätze für Medizinstudierende erhöht. Das ist dringend notwendig, weil sich die Beschäftigungen in diesem Bereich zunehmend in Teilzeitbeschäftigungen niederschlagen.“ Außerdem gehe es in der Medizin immer mehr in Richtung Spezialisierungen. Man müsse jetzt dringend mehr Ärztinnen und Ärzte ausbilden, so Prettner.