Drohne Mann spaziert mit Frau Weg am Bauernhof entlang
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Soziales

Männer am meisten suizidgefährdet

Am Donnerstag findet eine Fachtagung zum Thema Suizidprävention mit Schwerpunkt „Männer in der Landwirtschaft“ und „Hochbetagte“ statt. Sie gehören zu den Hochrisikogruppen. Im Vorjahr entschlossen sich 97 Menschen zum Suizid. Das Wichtigste sei es, mit jemanden sprechen zu können, hieß es.

In der Landwirtschaft nahmen sich in Kärnten in den vergangenen fünf Jahren 50 Menschen das Leben, 45 von ihnen Männer, überwiegend mittleren Alters. Finanzielle Sorgen, Probleme bei der Hofübergabe, Beziehungs- und Generationenkonflikte – es gibt viele Gründe, die zu Überforderung und Perspektivenlosigkeit führen können.

Psychologin: „Darüber sprechen ist ein großes Anliegen“

Psychologin Christina Wernig ist häufig zu Beratungsgesprächen auf Höfen unterwegs. Das erste Ziel sei Entlastung: „Man muss sich vorstellen, der Hof ist eine abgeschlossene Einheit. Da kann man oft nicht über diese Thematiken sprechen, weil alle beteiligt sind. Außen gibt es oft selten Personen, zu denen man sich hinwenden kann. Das heißt, die Person kommt zu mir und es ist einmal ein Riesen-Anliegen, sich frei zu sprechen, alles auf den Tisch zu legen und sich das einmal wirklich von der Seele zu sprechen. Dann kann man schauen, wie kann ich weiter vorgehen.“

Laut Wernig ist gerade im bäuerlichen Umfeld zu beobachten, dass vor allem die ältere Generation bemüht sei, den Schein der schönen, heilen Welt aufrechtzuerhalten. Die junge Generation nehme erfreulicherweise vermehrt die Hilfsangebote an. Auch die Landwirtschaftskammer bietet kostenlose Beratungsgespräche und ein bäuerliches Sorgentelefon an: 0810/676 810 (Mo – Fr: 8.30 – 12.30)

Suiziddatenbank aufgebaut

Primarius Herwig Oberlerchner baute die Kärntner Suizid-Datenbank mit auf, die mit tagesaktuellen Daten Entwicklungen aufzeigt und Hochrisikogruppen identifiziert. Zu ihnen zählen auch Hochbetagte, die an einer schweren Erkrankung, Einsamkeit, einem kürzlichen Verlust oder chronischen Streitigkeiten leiden, so Oberlechner: „Je mehr der Suizident Möglichkeiten hat, darüber zu sprechen, desto weniger Suizide sind zu erwarten.“

Suizidprävention

Weniger Junge betroffen

Was auffalle, entgegen der österreichweiten Entwicklung, gingen Suizide bei Jugendlichen in Kärnten zuletzt zurück. Je besser das Angebot, desto niedriger die Suizidrate, so Oberlerchner. Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) verwies auf die vor kurzem eröffneten psychosozialen Therapiezentren: „Eines in Villach, eines in Klagenfurt, das sowohl für Kinder als auch Erwachsene als Ansprechstelle fungiert und wie wir aus den Zahlen der Frequenzen sehen, auch sehr, sehr gut angenommen wird.“ Bei der Fachtagung im Klagenfurter Lakeside Park werden Expertinnen und Experten über neue Erkenntnisse in der Suizidprävention berichten.

Psychiaterin Christa Rados war zu Gast im Studio und sprach über das Thema Suizidprävention.

Psychiaterin Christa Rados zu Suizidprävention

Psychiaterin Christa Rados ist zu Gast im Studio und spricht über das Thema Suizidprävention. Am Donnerstag findet eine Fachtagung zum Thema Suizidprävention mit Schwerpunkt „Männer in der Landwirtschaft“ und „Hochbetagte“ statt. Im Vorjahr entschlossen sich 97 Menschen zum Suizid.

Suiziddatenbank seit 1. Jänner 2018 mit 525 registrierten Fällen:

  • Männer-Frauen: 80 zu 20 Prozent in Kärnten; in Österreich 75 zu 25 Prozent -106 Suizide im Jahr 2021
  • 97 Suizide im Jahr 2022
  • 85 Suizide (70 Männer, 15 Frauen)
  • 2023 bis heute aktuell keine Erhöhung bei Jugendlichen in Kärnten

Hilfsangebote

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Österreichweit und in den Bundesländern gibt es Anlaufstellen, die Rat und Unterstützung im Krisenfall anbieten.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.

Psychosoziale Beratung der Landwirtschaftskammer Kärnten: 0463 5850 1394. Mo – Do 8.00 bis 16.00 Uhr nach Voranmeldung persönlich und telefonisch.