Frau mit Hörer in Telefonseelsorge, davor ein Bildschirm mit den Worten: hier hört ein Mensch
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Gesundheit

Telefonseelsorge für Menschen in Not

Am 10. September wird der Welttag der Suizidprävention begangen. Suizidalität ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch immer eines der größten Gesundheitsprobleme weltweit, heißt es von der Caritas Kärnten, die anlässlich des Welttages ihre TelefonSeelsorge in Erinnerung ruft.

Die Caritas appelliert an alle Menschen mit seelischen Problemen, sich unter der kostenlosen Notrufnummer 142 Hilfe zu holen, „denn Reden kostet nichts“, heißt es in einer Aussendung. In Österreich würden laut WHO durchschnittlich drei Menschen am Tag durch Suizid sterben. „Im Jahr 2022 haben sich allein in Kärnten 98 Menschen das Leben genommen“, heißt es von der Caritas.

Suizidalität noch immer Tabu-Thema

„Suizidalität gilt leider noch immer als Tabu-Thema in unserer Gesellschaft. Auch wir spüren das bei unserer täglichen Arbeit. Daher ist es uns besonders wichtig, dass wir einem Menschen mit finsteren Gedanken, der so mutig ist, sich bei uns zu melden, beziehungsfördernd und stützend gegenübertreten, Verständnis zeigen, ihn aussprechen lassen und einfach für ihn da sind“, sagte Barbara Ogris, die Leiterin der TelefonSeelsorge der Caritas Kärnten.

Die Gründe, warum sich Betroffene an die Telefonseelsorge wenden, seien vielschichtig: Sie reichen von Krisen im Zusammenhang mit (psychischer) Krankheit, Stress, Einsamkeit und Beziehungsproblemen bis hin zu Jobverlust und finanziellen Notsituationen. Betroffenen falle es oft schwer über Suizidgedanken zu sprechen, sagte Ogris: „Oft liegt die Angst dahinter, nicht ernst genommen zu werden. Betroffene glauben, man würde sie ohnehin nicht verstehen oder man könne ihnen nicht helfen, daher schweigen sie.“ Dabei seien suizidale Gedanken keine Seltenheit. Oft stecken dahinter subjektive Gefühle wie Ohnmacht und Ausweglosigkeit, sagte Ogris: „Eine Perspektive kann immer sein, im Kontakt zu bleiben – mit anderen Menschen aus dem Umfeld, aber auch mit der TelefonSeelsorge.“

Telefonseelsorge sucht Mitarbeiter

Die Telefonseelsorge mit rund 90 freiwilligen und gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verfügt über ein großes Netzwerk im psychosozialen Bereich und bietet auch speziell für jüngere Menschen Beratung via Chat und Mail an, sagte Ogris. Jedes Gespräch am Telefon und jede Onlineberatung finden anonym und verschwiegen statt. Das Angebot sei kostenlos und ohne Voranmeldung.

Seit Jahresbeginn habe es mehr als 10.000 Anfragen gegeben und die Tendenz sei steigend. Die Caritas sucht neue Mitarbeiter für die Telefonseelsorge. Der nächste kostenfreie Ausbildungskurs startet Anfang März 2024. Mit diesem Kurs können engagierte und einfühlsame Menschen die Möglichkeit bekommen, Beratungskompetenz für diese anspruchsvolle, ehrenamtliche Tätigkeit zu erwerben, heißt es von der Caritas.

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Österreichweit und in den Bundesländern gibt es Anlaufstellen, die Rat und Unterstützung im Krisenfall anbieten.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.