Poppichl Maria Saal evakuierte Häuser
ORF/Steuer
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Chronik

Hoffen auf Hilfe in betroffenen Regionen

Regen, Muren und Erdrutsche haben seit Freitag innerhalb von Sekunden das Hab und Gut vieler Bewohnerinnen und Bewohner in Kärnten zerstört. Die Betroffenen hoffen nun auf schnelle Hilfe. Ein großer Lebensmittelmarkt in Klagenfurt muss bis Montagmittag gesperrt bleiben. In Maria Saal mussten Häuser an der Glan evakuiert werden.

Nach wie vor gibt es im Stadtgebiet von Klagenfurt enorme Wassermengen, die Großteils über das städtischen Kanalsystem entsorgt werden müssen. Weiterhin komme es zu punktuellen Überlastungen, was in einigen Häusern und Wohnungen zu Problemen bei der Benutzung der Sanitäranlagen führt, hieß es in einer Aussendung der Stadt am Sonntag. Die Bevölkerung wurde gebeten, bis Montagnachmittag auf unnötigen Abwasserverbrauch zu verzichten – mehr dazu in Radfahrer Opfer der Fluten. Außerdem warnt die Feuerwehr davor, in den überschwemmten Keller zu gehen, wenn sich Wasser im Bereich von Stromquellen befindet, etwa beim Stromverteiler oder der Photovoltaikanlage.

Poppichl Maria Saal evakuierte Häuser
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Sieben Häuser entlang der Glan bei Maria Saal mussten evakuiert werden

Evakuierungen in Klagenfurt und Maria Saal

Am Montagvormittag musste der Interspar in der Rosentalerstraße in Klagenfurt evakuiert werden, weil im Keller das Wasser stand und die Stromversorgung unterbrochen war. Zu Mittag konnte der Lebensmittelmarkt wieder aufsperren.

In Poppichl (Gemeinde Maria Saal) mussten sieben Wohnhäuser wegen der Hochwasser führenden Glan evakuiert werden. Weitere vier Wohnhäuser sind durch das Hochwasser von der Umwelt abgeschnitten, die Bewohner sind in Kontakt mit den Helfern, müssen ihre Häuser aber vorerst nicht verlassen.

Wanderer sollen Sattnitzzug meiden

In Ebenthal warnt die Gemeinde davor, die Verkehrswege im Bereich von Goritschach und Rottenstein zu benutzen. Es bestehe aufgrund der Erdrutsche eine angespannte Situation. Zudem müssen Pumparbeiten durchgeführt werden. Die Gemeinde fordert Wanderer und Schwammerlsucher auf, auf eine Begehung des Sattnitzzuges, vor allem im südlichen Bereich, zu verzichten. Es bestehe überall Rutschungsgefahr, hieß es in einer Aussendung.

Hangrutschung Globasnitz
Bezirksfeuerwehrkommando
Am Simonberg löste sich ein ganzer Hang

Globnasnitz: Hang am Simonberg löste sich

Erst am Sonntagabend mussten zehn Bewohner entlang der Obermühlbacher Straße in St. Veit an der Glan evakuiert werden. Laut Polizei herrschte die Gefahr, dass ein Hang zu rutschen beginnt. In Summe mussten bereits über 200 Menschen in den betroffenen Gebieten ihre Häuser verlassen.

Hinter Globasnitz löste sich am Sonntag ein riesiger Hang am Simonberg. Hier gab es zwölf Evakuierungen.

Gefahr ist noch nicht gebannt

Während der Zivilschutzalarm in St. Paul im Lavanttal aufgehoben wurde, musste in Lavamünd eine zusätzliche Zivilschutzwarnung ausgegeben werden. Am Lamprechtsberg mussten sechs Häuser evakuiert werden. Kritisch ist die Lage auch in Unterbergen bei Völkermarkt. Knapp 50 Menschen mussten Schutz bei Angehörigen suchen.

In der Gemeinde Eisenkappel-Vellach werden abgelegene Höfe mit Hubschraubern versorgt. Die heftigen Regenfälle sind auch für ein Todesopfer verantwortlich – mehr dazu in Radfahrer Opfer der Fluten.

Lage in Eisenkappel-Vellach

Die Gemeinde Eisenkappel-Vellach wurde besonders stark vom Unwetter getroffen. Zahlreiche Gräben und Ortschaften sind von der Außenwelt abgeschnitten. Zudem mussten bereits Evakuierungen durchgeführt werden.

LH Kaiser fordert aktive Klimaschutzpolitik ein

Der Kärntner Landeshautmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte den Opfern im Interview im ORF-Landesstudio Kärnten Montagfrüh umfassende Hilfe zu: „Wir tun alles, was nur möglich ist. Aber wir sehen, dass durch die Klimaveränderung die Zunahme solcher Naturkatastrophen enorm ist. Ich denke, wir werden langfristig überlegen müssen, ob es auch andere Formen des Versicherungsschutzes gibt. Noch wichtiger wäre es aber, alles zu tun, damit solche Naturkatastrophen mittelfristig und längerfristig nicht mehr passieren, das heißt aktive Klimaschutzpolitik.“

Tausende ehrenamtliche Helfer leisten im Rahmen der Katastrophenhilfe zehntausende Arbeitsstunden. Ohne diese Leistung könnten die Folgen solcher Katastrophen nicht bewältigt werden. Jedes Mal nach solchen Naturereignissen werde darüber gesprochen, das Ehrenamt zu stärken.

Appell an Arbeitgeber: Ehrenamtlichen frei geben

Feuerwehrleute zum Beispiel können immer wieder Probleme bekommen, wenn es darum geht, von ihrem Arbeitgeber für den freiwilligen Dienst freigestellt zu werden. LH Kaiser sagte, das Ehrenamt sei in Kärnten sehr ausgeprägt, das zeuge vom gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Ich glaube, dass Zusammenspiel von Professionisten und den ehrenamtlichen Einsatzorganisationen ist großartig. Auch gestern haben wir wieder gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrverband, dem Rettungsverband und der Landesregierung appelliert, dass diesen Menschen, die freiwillig für andere einstehen, seitens der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber so weit als möglich entgegengekommen wird.“

Kaiser sagte, er sehe keine andere Möglichkeit, als die Zusammenarbeit von Professionisten und ehrenamtlichen Helfern: „Sie sehen selber, welche Ausmaße die Katastrophen annehmen. Allein quantitativ kann das von den Professionisten alleine nicht bewältigt werden. Daher noch einmal ein herzliches Danke an alle, die ihre Zeit und ihren Arbeitseinsatz in den Dienst der Sache stellen.“

Hochwasser und Hangrutschungen

4.000 Feuerwehrleute im Einsatz

Noch immer sind sehr viele Feuerwehrleute im Einsatz, sagte Landesfeuerwehrkommandant Rudolf Robin Montagfrüh im Interview mit ORF-Kärnten-Redakteur Michael Steuer in der Sendung Guten Morgen Österreich in ORF 2. Während der letzten Tage seien 260 der insgesamt 428 Kärntner Feuerwehren im Einsatz gestanden. 4.000 Feuerwehrleute hätten sich an den Einsätzen beteiligt, sagte Robin: „In dem Umfang haben wir das noch nicht gehabt.“

Noch immer gebe es zahlreiche Einsätze. Neuralgische Bereiche gebe es etwa entlang der Hochwasser führenden Glan, sagte Robin.

Talk: Enorme Schäden nach Hochwasser

Nach dem Starkregen sind am Sonntag die Anstrengungen zur Beseitigung der Schäden in der Steiermark und Kärnten weitergegangen. Michael Steuer, ORF Kärnten, berichtet von der Situation in Karnburg.

Hilfsaktion „Hochwasser – Österreich hilft Österreich“

Wegen der schweren Unwetter hat die ORF-Initiative „ÖSTERREICH HILFT ÖSTERREICH“ gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen (Österreichisches Rotes Kreuz, Caritas, Diakonie, Hilfswerk und Volkshilfe) die Hilfsaktion „Hochwasser – Österreich hilft Österreich“ gestartet – mehr dazu in Hochwasser – Österreich hilft Österreich.