Heftige Gewitter mit Sturmböen und Hagel zogen ab zwei Uhr über Kärnten. Bäume wurden umgerissen und stürzten auf Straßen, auch Autos, Gebäude und Stromleitungen wurden beschädigt. Betroffen waren erst der Großraum Klagenfurt und Villach sowie die Bezirke Feldkirchen, Völkermarkt, St. Veit und Wolfsberg. Am Abend gab es Schäden vor allem im Bezirk Spittal, mit noch einmal 60 Einsätzen der Feuerwehren.
Windspitzen von 140 km/h
Eine Windgeschwindigkeit von 140 km/h wurde bei der Messtation auf dem Dobratsch gemessen – mehr dazu in Wind wehte mit 140 km/h auf dem Dobratsch. In Klagenfurt und Pörtschach waren es 88 km/h, 87 km/h in Villach. Laut Gerhard Hohenwarter von Geosphere wurden bei einer zweiten offiziellen Station in Villach, bei Infineon, 98 km/h Windgeschwindigkeit gemessen.
Alleine in Klagenfurt wurden laut Wolfgang Germ von der Berufsfeuerwehr Klagenfurt 60 Einsätze abgehalten. Insgesamt waren rund 1.400 Einsatzkräfte unterwegs.
Villach: Sirenen heulten im Minutentakt
Auch für die Feuerwehrleute der Stadt Villach war es ein anstrengender Morgen, schilderte Arnulf Prasch, der selbst im Einsatz stand, gegenüber dem ORF Kärnten: „Zwischen zwei und drei Uhr Früh heulten praktisch im Minutentakt die Sirenen im Bereich der Stadt Villach. Quasi aus dem Nichts heraus ist ein Sturm mit starkem Regen aufgezogen. Aber diesmal war eher der Wind das Problem.“
Immer wieder mussten weitere Kräfte ausrücken, um umgestürzte Bäume zu beseitigen, wie zum Beispiel in Wollanig. Insgesamt standen im Raum Villach hundert Feuerwehrleute im Einsatz.
Tausende Haushalte ohne Strom
Es kam zu etlichen Stromausfällen. In den Morgenstunden waren 12.000 Haushalte ohne Strom – die meisten Ausfälle konnten wieder behoben werden. Der Schwerpunkt der Ausfälle lag in Bad Bleiberg, Villach, Velden im Großraum St. Veit und Unterkärnten. Die Monteurinnen und Monteure sind fieberhaft im Einsatz. „Das Problem ist, dass wir uns zu den Störstellen vorkämpfen mussten, weil noch Straßen blockiert waren. Wir bitten unsere Kunden um Verständnis. Wir arbeiten mit Hochdruck an der Behebung der Schäden“, so Robert Schmaranz von der Kärnten Netz GmbH.
Freitagfrüh waren die meisten Haushalte wieder mit Strom versorgt. Die Kärnten Netz meldete noch 280 Haushalte, die noch ohne Strom waren.
In Wald ausgerutscht und abgestürzt: Schwer verletzt
Gegen 12.45 Uhr war ein 32 Jahre alter Mann aus Villach in einer Waldparzelle in der Gemeinde St. Jakob/Rosental (Bezirk Villach-Land) damit beschäftigt, den Schaden im Wald, der durch die Unwetter der letzten Nacht entstanden war, zu begutachten. Dabei rutschte der Mann im steilen, unwegsamen Gelände aus und stürzte rund 80 Meter ab. Er konnte noch selbst einen in der Nähe befindlichen Freund telefonisch verständigen. Der 49-Jährige setzte die Rettungskette in Gang.
Nach der Erstversorgung durch den Notarzt und die Rettungssanitäter wurde der 32-Jährige von der Bergrettung mittels Seil aus dem steilen unwegsamen Gelände geborgen und der Besatzung des Rettungshubschraubers C11 übergeben. Er wurde mit schweren Verletzungen ins LKH Villach geflogen.
Umgestürzter Baum führte zu Lkw-Unfall
In Lavamünd, auf der Lavamünder Straße (B80), stürzte ein mit Holz beladener Sattelzug auf der regennassen Fahrbahn um. Der Lenker des slowenischen Sattelzuges war laut Angaben der Polizei von einem umgestürzten Baum irritiert worden, der auf die Fahrbahn ragte. Der Mann verlor die Kontrolle über sein Schwerfahrzeug. Der Sattelzug landete im Straßengraben. Während der Bergung musste die B80 in beiden Fahrtrichtungen gesperrt werden.
Bäume auf Autos gestürzt
Im Twimberger Graben im Lavanttal stürzte am Donnerstagabend ein 15 Meter hoher Baum nach dem Starkregen um und traf ein vorbeifahrendes Auto. Die 30 Jahre alte Lenkerin blieb unverletzt. Drei Feuerwehren standen im Bergeeinsatz.
Auch bei den Hallegger Teichen in Klagenfurt wurde ein Auto von einem umfallenden Baum getroffen. Auch hier blieb der Lenker unverletzt.
Behinderungen durch gesperrte Straßen
Mehrere Straßen waren aufgrund von umgestürzten Bäumen und Stromleitungen gesperrt oder teilweise blockiert. Auch bei den ÖBB gab es Behinderungen: Die meisten betroffenen Bahnstrecken konnten mittlerweile wieder freigegeben werden.
Gewitteranfälligkeit bleibt
Ab wann eine Entspannung der Lage eintritt, ist unklar. Am Donnerstag bleibt es schauer- und gewitteranfällig. Im Tagesverlauf können teils kräftige gewittrige Schauer durchziehen. Im Laufe des Abends nimmt die Schauerneigung von Westen her ab, und die Wolken können wieder vermehrt auflockern.
Schwere Unwetter auch in Norditalien
Schwere Unwetter gab es in der Nacht auf Donnerstag auch in Norditalien. Betroffen waren vor allem Friaul-Julisch Venetien und Südtirol. Etwa 40 Personen mussten in der Ortschaft Torviscosa im Raum von Udine evakuiert werden, nachdem das Gebäude von starken Winden beschädigt worden war.
Mann bei Unfall gestorben
Hagelstürme und Windböen von bis zu 130 Kilometern pro Stunde wurden aus Friaul-Julisch Venetien gemeldet. Die Stromversorgung wurde in verschiedenen Gemeinden unterbrochen. Es gab auch ein Todesopfer: Ein 60 Jahre alter Mann aus der Gegend von Cervignano del Friuli in der Provinz Udine starb, nachdem er mit seinem Auto gegen eine Mauer geprallt war. Das Unglück ereignete sich, während in der Gegend ein schweres Gewitter tobte. Der Fahrer kam von der Straße ab, der Wagen überschlug sich und prallte gegen eine Mauer. Der Mann war sofort tot.
Auch in Südtirol kam es zu schweren Unwettern und Muren. Der Reschenpass musste gesperrt werden. Die Schlammmassen hatten sogar ein Auto mit zwei Insassen mitgerissen. Die Feuerwehren kamen den beiden Insassen zu Hilfe, sie blieben unverletzt.
Baum stürzte auf Campingplatz: Eltern verletzt
Die Unwetterfront führte auch in Slowenien zu Schäden. Betroffen war der Norden des Landes. In der Gemeinde Bohinj fiel ein Baum auf das Auto und das Zelt einer französischen Familie, die im Wald campierte. Dabei wurden beide Eltern verletzt und ins Spital gebracht. Die Kinder blieben unverletzt, berichteten slowenische Medien.
Zeltlager evakuiert
Bei Naklo in der Region Gorenjska mussten 75 Kinder aus einem Zeltlager evakuiert werden. Orkanwind zerstörte das Lager, mehrere Zelte wurden Berichten zufolge in die Luft gerissen und herumgetragen. Ein Kind musste medizinisch versorgt werden, andere Kinder wurden von der Feuerwehr in der dortigen Schule untergebracht. Auch im Nordwesten des Landes mussten Kinder und Jugendliche aus zwei Zeltlagern bei Bovec und Tolmin von Rettungskräften in Sicherheit gebracht werden.
Das Unwetter mit Hagelsturm und Windböen von bis zu hundert Kilometern pro Stunde zog von Nordwesten nach Nordosten Sloweniens. In den Regionen Koroska, Stajerska und Prekmurje blieben wegen beschädigter Stromleitungen mehr als 40.000 Haushalte ohne Strom. Aus allen slowenischen Regionen gab es Berichte über Hunderte Feuerwehreinsätze, auch der Zivilschutz war im Einsatz.