Defilee der Nationalgarde auf dem Platz am Hof in Wien 1848
Wikipedia gemeinfrei
Wikipedia gemeinfrei
Wissenschaft

Kärnten und die Revolution 1848

Heuer jährt sich das Revolutionsjahr 1848 zum 175. Mal. Die Revolution markiert auch für Kärnten den Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit. Mit der Einführung von Wahlen, der Geburt des modernen Journalismus und sozialen Umwälzungen, wurde die Gesellschaft nachhaltig verändert.

Wilhelm Wadl, der Direktor des Geschichtsvereins Kärnten: „Kärnten hat den Sprung vom Mittelalter in die Neuzeit eigentlich erst in diesem Jahr vollzogen. 80 Prozent der Menschen wurden aus Untertanen zu Staatsbürgern.“ Das erste Mal fanden Wahlen auf allen Ebenen, von der Gemeinde bis zum Reichsparlament in Frankfurt statt. Zudem wurde der moderne Journalismus 1848 geboren, erstmals konnten Zeitungen frei berichten. Vorher seien es nur Amtszeitungen mit völlig veralteten Berichten gewesen, sagte der Experte.

„Blutige Konflikte“

Doch bei diesen Errungenschaften gab es auch teilweise blutige Konflikte. „Es herrschte enorme Aufregung und manches war durchaus auch gewalttätig, auch wenn es in Kärnten Einzelerscheinungen waren“, so Wadl. Besonders in Erinnerung bleibt ein Aufstand, der durch die Erhöhung des Rindfleischpreises ausgelöst wurde. „Eine riesige Menschenmenge versammelte sich vor dem damaligen Kreisamt und alle Fenster am Amtsgebäude wurden eingeschlagen“, erinnerte Wadl. Die Nationalgarde schritt damals nicht ein, weil einige der ärmeren Gardisten selber unter den Aufrührern waren und sich an dem Krawall beteiligten.

Die Revolution fand nicht nur in Kärnten statt, sondern auch im gesamten Kaiserreich und darüber hinaus. Kärnten wurde abschnittsweise zum Kriegsschauplatz. An der Grenze bei Pontebba wurde sogar kurzzeitig geschossen und es kam zu nationalen Unruhen in Kärnten, so Wadl: „Man wandte sich gegen die wallischen Maurer und Ziegelei-Arbeiter und so weiter und sah in ihnen eben Verräter.“

Rotwild wurde ausgerottet

Mit dem Ende der Grundherrschaft ging auch das feudale Vorrecht an der Jagd verloren. Das Jagdrecht ging somit an die Grundstückseigentümer über. „So haben in diesem Jahr die alten Feudalherren und die Bauern auf Teufel komm raus geschossen. Es wurde gewildert wie nie zuvor“, so der Direktor des Geschichtsvereins Kärnten. Das führte in einigen Landesteilen wie in den Karawanken dazu, dass es zur völligen Ausrottung des Rotwildes in diesem Jahr kam.

Nach den blutigen Auseinandersetzungen wurden in den Städten aus Angst vor weiteren Revolutionen Festungen errichtet. In Wien war das Arsenal ein Riesenkomplex. Die Klagenfurter Festung in Waidmannsdorf sei verglichen damit ein kleines Häusl gewesen, sagte Wadl.

Bundesland Kärnten dank Revolution

Die Revolution von 1848 führte zu einer totalen Umgestaltung der Gesellschaft. Gemeinden wurden geschaffen, Bauern wurden als Bürgermeister gewählt und Aufgaben, die bisher die Grundherrschaft erledigt hatte, musste nun der Staat übernehmen. „Daher wurden Bezirksgerichte geschaffen, Bezirkshauptmannschaften, Finanzämter und die ganze Struktur der Gesellschaft hat sich komplett verändert“, so Wadl. Eine weitere Errungenschaft der Revolution war die Wiederherstellung Kärntens als eigenständiges Land. „Dass es Kärnten heute als Bundesland gibt, verdanken wir der Revolution 1848“, betonte Wadl.