Defilee der Nationalgarde auf dem Platz am Hof in Wien 1848
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Kultur

Revolution 1848 als Wiege der Demokratie

„1848 Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution“ heißt das neue Buch der Seebodenerin Alexandra Bleyer. Die großen Ziele wurden nicht erreicht, aber im Kleinen kam man voran. Viele Menschen bewirkten im Revolutionsjahr Großes, so die Historikerin. Oft wird das Revolutionsjahr als Basis der heutigen Demokratie genannt.

Bleyer über ihr Buch: „Ich habe versucht, die Ereignisgeschichte mit zahlreichen Biografien zu verweben. Mit mutigen Frauen und Männern, die auf den Barrikaden kämpften, die in den Krieg zogen, die für ihre Rechte eintraten und auch die Judenemanzipation durchsetzten. Ganz spannend war für mich der Perspektivenwechsel. Ich wollte zeigen, wie die Revolution von unterschiedlichen Menschen erlebt wurde. Die Biografien erzählen so faszinierende Schicksale, die wollte ich aus dem Dunkel der Geschichte holen.“ Nicht nur Jahreszahlen sollen aufgezählt werden, sondern sie wolle zeigen, dass es um Menschen gehe, so Bleyer.

Alexandra Bleyer
Sandy Rudiferia
Alexandra Bleyer

Bleyer will Demokratieverständnis stärken

Es sei eine Ermutigung für die heutige Demokratie, denn jeder einzelne könne aktiv mitwirken: „Da gefällt mir das Zitat von Robert Blum, dem entschiedenen Demokraten, der in Wien erschossen wurde, der meinte, dass es nie etwas Gutes und Großes gegeben hätte, wenn jeder nur gedacht hätte, er könne nichts ändern.“ Ihr Ziel sei es, mit Vorträgen, Büchern und Workshops das Demokratieverständnis zu stärken.

Viele Menschen bewirkten im Revolutionsjahr Großes, ist die promovierte Historikerin überzeugt: „1848 wurden wichtige erste Schritte gesetzt. Es wurden Verfassungen erarbeitet, die aber nicht durchgesetzt werden konnten, weil die Fürsten über die Truppen verfügten und die Revolution innen gespalten war. Bis zur Gleichheit mit Wahlrecht für Männer und Frauen dauerte es bis weit ins 20. Jahrhundert hinein. Es ist auch heute noch so, dass wir um demokratische Werte kämpfen müssen, dass sie nicht selbstverständlich sind.“ Man müsse sich bewusst machen, dass Blut für diese Werte geflossen sei, so Bleyer. Die Revolutionäre hätten nicht aufgegeben, auch wenn viele hingerichtet worden seien oder ins Exil gingen. Hermann Jellinek, der jüdische Revolutionär, der in Wien hingerichtet wurde, hätte die letzten Worte gesagt „Ideen können nicht erschossen werden.“

Tagespolitik wird zu Geschichte

Der Autorin ist es wichtig, Geschichte in ihren Büchern faktenbasiert aber dennoch spannend zu erzählen. Auch, um heute noch daraus zu lernen: „Die Geschichte ist niemals am Ende. Was heute die Tagespolitik ist, ist bald Geschichte. Es gibt noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Mir ist es wichtig, Interesse an der Vergangenheit zu wecken. Sie beeinflusst unser heutiges Leben und es ist immer gut, wenn man seinen Blickwinkel erweitert.“ Die Demokratie ist die Basis es heutigen Lebens, der Grundstein wurde 1848 gelegt. Wichtig sei es, zu wissen, was Demokratie und demokratische Werte seien. Es reiche ein Blick auf die Alternativen, um zu zeigen, es gebe noch nichts Besseres als die Demokratie, so Bleyer.

Buch 1848 von Michaela Bleyer
Reclam Verlag
Alexandrea Bleyer: „1848 – Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution“. 336 Seiten, 20 Abbildungen, 26,00 Euro, Reclam Verlag. ISBN: 978-3-15-011281-6.

Erfolgreiche Krimis geschrieben

Mit ihren Jagdkrimis rund um Aufsichtsjäger Sepp Flattacher gelangen Bleyer Bestseller. Ihre Romanvorlage „Waidmannsdank“ wurde verfilmt und ist bis heute – gemessen an der Quote – der beliebteste ORF-Landkrimi. Fast schon ein Zufallsprodukt, denn die große Leidenschaft von Bleyer gehört den historischen Büchern: „Ich kann mich erinnern an den ersten Kurs auf der Uni, als der Professor gefragt hat, warum ich Geschichte studiere. Ich habe gesagt, ich würde am liebsten Bücher schreiben und er hat herzlich gelacht.“

Bankette zum Politikaustausch

Das Buch zum Revolutionsjahr 1848 sorgt für große mediale Aufmerksamkeit. Auch „Die Zeit“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ brachten über das Buch aus Seeboden große Artikel: „Das ist schon etwas überwältigend, das waren solche Traumvorstellungen, wenn man andere Buchvorstellungen gelesen hat.“ Mit ihrem Ehemann war Alexandra Bleyer vor kurzem in Berlin, beim Wochenende der Demokratie. Höhepunkt war ein Bankett im Schloss Bellevue beim Deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier: „Ganz in Tradition der Revolution, wo Bankette veranstaltet worden sind, da es keine Versammlungen und keine Pressefreiheit gab. Auf solchen Banketten erfolgte die politische Meinungsbildung. Ich hatte befürchtet, dass es sehr steif und traditionell zugehen würde, es war aber richtig lustig.“

Bleyer gibt ihr Wissen auch gerne in Workshops an schreibwillige Jugendliche und Erwachsene weiter. Doch auch eigene Projekte hat sie schon wieder in Planung: „Die ganzen Bücher füllen schon meine Regale, es geht wieder um Revolution, um Gleichberechtigung, um Demokratie, mit einem anderen Blickwinkel.“