Wolf
AFP/THOMAS KIENZLE
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Politik

Land Kärnten geht gegen Hybridwölfe vor

Nach ersten Nachweisen für Wolf-Hund-Mischlinge in Kärnten starten Land und Jägerschaft ein großangelegtes Projekt zur Überwachung. Eine Verordnung ermöglicht bereits die Entnahme von Hybridwölfen. Sie müssen vorher nicht vergrämt werden wie Wölfe, hieß es von der Landesregierung. Eine EU-Verordnung lässt sich jedoch anders auslegen.

400 Nutztierrisse und 450 nicht mehr auffindbare Tiere nach Wolfsangriffen, so lautete die Kärntner Bilanz nach der Almsaison 2022. Heuer wurden bereits 52 Nutztierrisse und 13 Wölfe in Kärnten bestätigt, während die Almsaison gerade erst anläuft. Die Sorgen der betroffenen Landwirtinnen und Landwirte sind daher groß, wie Agrarreferent LH-Stv. Martin Gruber, LK-Präsident Siegfried Huber und Landesjägermeister Walter Brunner am Donnerstag bekanntgaben.

Erste Nachweise in Kärnten

Mit der erst zu Beginn des Jahres nochmals nachgeschärften Regelung zur Entnahme von Risiko- und Schadwölfen sei Kärnten Vorreiter gewesen. Währenddessen beschäftigt sich Kärnten aber bereits mit einem weiteren Problem: den Hybridwölfen. Denn für die Kreuzung zwischen Hund und Wolf gebe es erstmals Nachweise in Kärnten, sagte Gruber: „Wir haben bei zwölf Proben von Wölfen Untersuchungen auf Hybridisierung durchführen lassen, mit dem Ergebnis, dass vier Hybride darunter waren.“

Das sei ein Grund zur Sorge, weil diskutiert wird, ob bei Hybridwölfen die wolfstypische Scheu vor Menschen weniger ausgeprägt ist und Konflikte somit wahrscheinlicher werden könnten. Hybridwölfe könnten laut Wolfsverordnung nach eindeutigem Nachweis auch ohne Vergrämungsschritte entnommen werden, da sie nicht von der FFH-Richtlinie geschützt sind, sagte Gruber.

EU: Auch Hybriden geschützt

Doch die EU-Verordnung 1497/2003 der EU Kommission lässt sich da anders auslegen. Darin heißt es: „Hybriden in den ersten vier Generationen unterliegen dem gleichen Schutzstatus wie Wölfe. Sie dürfen demnach im Rahmen der Jagdausübung nicht geschossen werden“.

Bei der Jagd ist es schwierig einen Hybridwolf mit freiem Auge von einem Wolf zu unterscheiden, das wurde auch in der Pressekonferenz eingeräumt. Es besteht also die Gefahr dass das falsche Tier geschossen wird. Gruber sagte, es sei klar, dass man sich in einem sehr heiklen rechtlichen Feld befinde: „Weil die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie den Wolf unter den extremsten Schutz gestellt hat, obwohl er nicht vom Aussterben bedroht ist.“

Verwaldung der Almen droht

Gemeinsam mit der Kärntner Jägerschaft werden künftig in allen Bezirken Wolfslosungen gesammelt, gekühlt, gelagert und dann auf Hybridisierung beprobt, um festzustellen, wo und wie viele Hybride es in Kärnten gibt. Die Almbauern plädieren für Lösungen. Sonst würden noch mehr die Viehhaltung aufgeben, sagte Huber: „Es ist schon ein bedrohliches Ausmaß, wenn Landwirte ihre Tiere nicht mehr auftreiben werden, weil dann kommt es zum nächsten Schritt, zur Verwaldung und Verwilderung der Almen.“ Und dann sei auch der Tourismus betroffen, sagte Huber.

Auch die Jäger wollen eine Lockerung des Schutzstatus auf EU-Ebene, angesichts von geschätzten 20.000 bis 30.000 Wölfen in Europa. Demnächst kommt Humberto Delgado Rosa – der höchste Beamte auf EU Ebene, der auch den Schutz des Wolfes überwacht – auf Einladung der Landwirtschaftskammer nach Kärnten.