IT-Spezialist Gerhard Kalian
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Chronik

Digitale Akten erleichtern Gerichtsarbeit

Mit dem Einzug der elektronischen Gerichtsakte gehören stapelweise Papierakte im Gericht zum Großteil der Vergangenheit an. Am Landesgericht Klagenfurt und in allen Bezirksgerichten werden Straf- und Zivilverfahren sowie arbeitsgerichtliche Verfahren bereits digital abgewickelt. Das erleichtert und beschleunigt die Arbeit, heißt es.

Rosarote Aktenberge, hinter denen man Richter oft suchen musste, gehören der Vergangenheit an. Das digitale Zeitalter hat am Landesgericht und auch in allen Bezirksgerichten Einzug gehalten. 48 Verhandlungssäle wurden dafür umgebaut, die letzten drei werden noch vor dem Sommer modernisiert. Alle Richter wurden mit Laptops ausgestattet und in das „anwenderfreundliche System“ eingeschult.

Richter Christian Liebhauser-Karl, Vizepräsidentin Ulrike Svetina, Präsident Bernd Lutschounig, IT-Spezialist Gerhard Kalian und Richter Gernot Kugi (v.l.n.r.)
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Richter Christian Liebhauser-Karl, Vizepräsidentin Ulrike Svetina, Präsident Bernd Lutschounig, IT-Spezialist Gerhard Kalian und Richter Gernot Kugi (v.l.n.r.)

Verfahrensbeschleunigung erwartet

Arbeits- und sozialgerichtliche Verfahren werden bereits zu 100 Prozent elektronisch geführt. Am Zivilgericht wird der Großteil digital verhandelt. Seit Anfang des Jahres werden auch alle Strafverfahren, die neu eingebracht werden, elektronisch bearbeitet, sagt Gerichtspräsident Bernd Lutschounig, der sich dadurch tendenziell schnellere Verfahren erhofft.

Lutschounig: „Der digitale Akt bewirkt sicherlich eine gewisse Verfahrensbeschleunigung, dadurch, dass Manipulationszeiten wegfallen und gleichzeitig im Akt gearbeitet werden kann, auch wenn dieser sich zum Beispiel bei einem Rechtsmittelgericht befindet. Allerdings kann ich das schwer quantifizieren. Man muss abwarten, wie sich diese Zeitersparnis entwickelt.“ Früher konnte ein Akt nicht bearbeitet werden, wenn er etwa für ein Gutachten mehrere Wochen lang außer Haus war.

IT-Spezialist Gerhard Kalian und ORF Kameramann Babak Sadian
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IT-Spezialist Gerhard Kalian und ORF Kameramann Babak Sadian

Auch Verteidiger oder Opfer können auf Akt zugreifen

Auch Verteidiger oder Opfer können nun jederzeit auf den Akt zugreifen, sagte Lutschounig: „Wenn diese Möglichkeit von den Richterinnen oder Richtern eingeräumt wird – das ist natürlich eine richterliche Entscheidung, wer Akteneinsicht nehmen darf – so ist es möglich, immer am aktuellen Stand des Aktes zu sein. Man muss nicht zuwarten, bis einem Kopien des Aktes zugestellt werden, oder der Akt zur Verfügung steht, um ihn beispielsweise in der Kanzlei einzusehen.“

Gegen Hackerangriffe sei man „bestmöglich“ vorbereitet, indem die Daten eines Aktes auf mehrere Server aufgeteilt würden. Dennoch werde es noch einige Zeit dauern, bis alle Papierakten aus dem Gerichtsalltag verschwunden sein werden, sagte Lutschounig.