Zwei Wölfe
KENA BETANCUR / AFP / picturedesk.com
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Chronik

Wolfsverordnung neu bewerten

Die Kärntner Wolfsverordnung – die auch in anderen Bundesländern Schule macht – läuft im Jänner 2024 aus. Das Land will dann über eine Verlängerung entscheiden. Wildbiologe Roman Kirnbauer tritt für eine Neubewertung schon im Herbst ein. Der Almwirtschaftsverein fordert eine EU-weite Senkung des Schutzstatus des Wolfes.

Bilder von gerissenen Schafen auf den Almen kennt die Öffentlichkeit mittlerweile zur Genüge, auch aus dem letzten Jahr, als die Wolfsverordnung den Abschuss bereits erlaubt hat. Insgesamt 400 Nutztiere wurden in Kärnten Opfer von Rissen. Im Vergleich dazu erscheint der Abschuss von drei Wölfen verschwindend klein, denn gleichzeitig steigt die Population der Räuber Jahr für Jahr an.

Almwirtschaftsverein: Bestand alle drei Jahre verdoppelt

Unterdessen gibt es Hinweise auf ein drittes und sogar viertes Wolfsrudel in Kärnten. Für den Almwirtschaftsverein steht somit fest, dass die Wolfsverordnung verlängert werden muss. Geschäftsführer Josef Brunner: „Als Almwirtschaftsverein fordern wir natürlich auch in der nächsten Evaluierung, diese Verordnung weiter zu führen.“

Doch ist man sich im Almwirtschaftsverein bewusst, dass der Abschuss einzelner Exemplare die Wolfspopulation und damit die Risse nicht nachhaltig dezimieren wird. Brunner: „Es wird also wahrscheinlich die Verordnung alleine zu wenig sein, es wird weitere Schritte brauchen. Es muss eine aktive Bejagung über den überwiegenden Teil des Jahres stattfinden. Die Zuwachsrate ist viel zu groß, alle drei Jahre verdoppelt sich beim Wolf der Bestand.“

Diskussion über Herdenschutz

Von Kritikern wird immer wieder der Herdenschutz als Alternative zum Abschuss ins Treffen geführt. Beispiele aus anderen Ländern würden zeigen, dass dies funktioniere. Brunner bestreitet aber, dass der Herdenschutz auf heimischen Almen, funktionieren würde.

Brunner: „Es ist zu bedenken, dass durch die Struktur, die die heimische Landwirtschaft hat und durch die touristische Nutzung so etwas mehr oder weniger ausgeschlossen ist. Man könnte vielleicht mit einem Riesenaufwand kurz irgendwo etwas machen, aber im Endeffekt verlagert sich das Problem nur.“

2022: 200.000 Euro für Risse von Nutztieren

Auch Herdenschutzhunde würden nicht die ideale Lösung sein, sagt Brunner. So würden in Frankreich 5.000 Hunde im Einsatz sein, trotzdem habe es zuletzt 12.000 Risse gegeben. Das Land Kärnten kosten die Nutztierrisse jedes Jahr Hunderttausende Euro. Alleine im Jahr 2022 wurden 200.000 Euro dafür aufgewendet.

Die Wolfsverordnung unterscheidet übrigens zwischen Schadwölfen, die Nutztiere reißen und Risikowölfen, die sich bei Siedlungen aufhalten. Beide können unter bestimmten Voraussetzungen von Jägern erlegt werden.