Fertig gemischtes Antibiotikum
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Gesundheit

Apotheken mischen Antibiotika selbst

Seit Monaten sind in Österreich viele Medikamente knapp. Immer häufiger sind vor allem Antibiotika in den Apotheken nicht zu bekommen. Besonders angespannt ist die Lage derzeit bei Antibiotikasäften für Kinder. Jetzt greifen in Kärnten die ersten Apotheken zur Selbsthilfe und stellen antibiotische Kindersäfte selbst her.

In der Kornblumen-Apotheke in Grafenstein wurden vor drei Jahren die ersten CoV-Tests in einer Apotheke angeboten. Jetzt ist der Apotheker Gunther Hebein einer der ersten Pharmazeuten, die Antibiotikasäfte für Kinder selbst herstellen. Hebein: „Die Herstellung von Arzneimitteln ist eine der ureigensten Aufgaben von uns Apothekern. Wir haben die Berechtigung dazu und es ist auch erlaubt. Nachdem die Liefertermine für einige Antibiotika wieder nach hinten verschoben worden sind, mischen wir die jetzt selbst im Labor, nach Rücksprache mit unseren Ärzten.“

Apotheker Gunther Hebein bei der Arbeit
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Apotheker Gunther Hebein bei der Herstellung eines Medikaments

Zeitaufwand ist immens

Die für die Herstellung der Antibiotikasäfte notwendigen Substanzen und Arzneimittelrohstoffe werden im Labor genau nach Rezeptur gewogen, vermischt, mit Wasser und Geschmacksstoff versetzt. Nach 30 Minuten ist das Antibiotikum fertig und kann abgefüllt werden. Im Kühlschrank ist es zwölf Tage haltbar. Und es wird – wie jedes andere Antibiotikum – von der Kasse bezahlt.

Trotzdem gibt es derzeit in Österreich nur wenige Apotheken, die die Säfte selbst herstellen, so Hebein: „Die größte Schwierigkeit ist, an die Substanzen heranzukommen und an die Rezepturen. In Österreich ist dazu noch keine Literatur verfügbar. Im deutschen Raum findet man dazu aber schon etwas. Es ist sehr viel Arbeit, mit den Lieferanten zu telefonieren, wer was zu liefern hat. Ich telefoniere wegen Substanzen und Arzneimitteln jeden Tag zwei bis drei Stunden. Es ist möglich, aber es ist ein immenser Zeitaufwand.“

Aporheke Verkauf
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Zentraler Einkauf könnte helfen

Wegen des großen Aufwands fordern die Apotheker nun einen zentralen Einkauf der Rohstoffe durch das Gesundheitsministerium oder die Apothekerkammer. Damit würden die Substanzen für einzelne Apotheken billiger werden. Derzeit sei die Herstellung der Arzneien nämlich nicht kostendeckend, sagte Hebein: „Aber mir tun meine Patienten leid, deswegen mache ich das. Ich bekomme für eine Stunde Arbeit von der Kasse fünf Euro vergütet.“

Apotheke mischt Antibiotika

Vorerst kein Anzeichen für Entspannung

Abgesehen von Antibiotikasäften stellt Hebein auch bereits verschiedene Schmerzmittel selbst her. Dafür, dass sich die Lage in den nächsten Wochen entspannen könnte, gibt es vorerst keine Anzeichen, im Gegenteil. Ein Antibiotikum für Kinder war ursprünglich für diese Woche avisiert. Laut neuesten Informationen ist es aber erst wieder im Herbst lieferbar.