Die bewährtesten Breitband-Antibiotika sind aktuell nicht verfügbar. Es muss auf das zurückgegriffen werden, was sonst zweite oder dritte Wahl wäre. Dabei wäre es für Apotheker Paul Hauser ein Leichtes, die fehlenden Kinder-Antibiotikasäfte selbst herzustellen: „Es ist ein Notfall. Es ist nicht, dass wir das an uns reißen und wieder selbst Medikamente herstellen wollen. Wir können das. Wir wollen das zeigen.“

Ministerium: Gesetzesänderung würde Monate dauern
Voraussetzung wäre die Genehmigung des Bundes, der die benötigen Rohstoffe am Markt einkaufen und den Apothekern zur Verfügung stellen müsste. Das Gesundheitsministerium winkt aber ab. In einer Stellungnahme gegenüber dem ORF Kärnten heißt es: „Eine etwaige Gesetzesänderung, damit der Bund überhaupt als Käufer auftreten kann, würde mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nehmen.“ Es sei bereits gelungen, Medikamentenlieferungen für den März sicherzustellen.
Ärzte arbeiten mit Listen verfügbarer Medikamente
Zu bemerken ist davon in der Ordination von Ärztekammer-Präsidenten Markus Opriessnig, der auch als Allgemeinmediziner arbeitet, aber noch nichts. Wegen des akuten Engpasses an Antibiotika arbeitet er mit einer Liste an verfügbaren Medikamenten: „Es funktioniert so, dass wir jeden Tag von der Apotheke hier im Ort einen Stand an Medikamenten bekommen. Anhand dieses Standes haben wir dann die Möglichkeit, Antibiotika aufzuschreiben.“

Die große Problematik bestehe laut Opriessnig bei den Kinderantibiotika, insbesondere bei Penicillinen und Cephalosporinen. „Wenn wir sie zur Verfügung haben, schreiben wir sie als Mittel erster Wahl auf. Wenn sie nicht zur Verfügung stehen, müssen wir auf Substanzen ausweichen, die sonst zweite oder dritte Wahl gewesen wären.“
Mehrere Faktoren für Engpässe entscheidend
Nach den Ursachen für die immer wieder auftretenden Antibiotika-Engpässe gefragt, sagt Opriessnig, dass vermutlich mehrere Faktoren ausschlaggebend seien. Der vielfach zitierte Rohstoffmangel auf dem Weltmarkt einerseits, aber man müsse sich andererseits auch interne Abläufe näher ansehen.
Opriessnig: „Betreibt man eine richtige Einkaufspolitik, hat man eine richtige Bevorratung angelegt. Wenn Sie heute versuchen, ein Medikament zu einem Dumping-Preis einzukaufen, wird die entsprechende Pharmalieferkette nicht funktionieren, wenn diese Medikamente in anderen Ländern mit einem viel besseren Preis gehandelt werden.“

Bund: Problem nur europaweit zu lösen
Der Bund sieht die gesamte EU von den Medikamentenengpässen betroffen. Das Problem sei langfristig auch nur dort lösbar. Kärntens Ärztinnen und Apotheker hoffen jetzt jedenfalls auf die vom Bund versprochenen Lieferungen.