Pflegeanwältin Bettina Irrasch
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Chronik

Patientenanwältin: Mehr Zeit für Pflege

Bettina Irrasch ist die Pflegeanwältin des Landes und war zu Gast im ORF-Studio bei Kärnten Heute Moderator Bernd Radler. Als größten Wunsch für die Pflege nannte die Patientenanwältin „mehr Zeit“, auch für die Kommunikation.

Die Pflegeanwaltschaft ist eine weisungsfreie und unabhängige Stelle des Landes Kärnten, sagte Pflegeanwältin Bettina Irrasch einleitend. Zu den Aufgaben der Pflegeanwaltschaft gehören Beratung und Information. „Wir sind aber auch Hauptanlaufstelle für Beschwerden und Meldungen aus dem Bereich der Pflege.“ Meist melden sich Angehörige oder gesetzliche Vertreter der pflegebedürftigen Personen, sagte Irrasch.

Moderator Bernd Radler und Pflegeanwältin Bettina Irrasch
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Moderator Bernd Radler und Pflegeanwältin Bettina Irrasch beim Interview im Kärnten Heute Studio

Anliegen haben sich geändert

Dabei gehe es um verschiedenste Anliegen: „Das hat sich während der letzten Jahre im stationären Bereich schon verändert. Es geht nicht mehr nur um den Bereich des Service – wenn das Essen nicht passt oder die Wäsche – sondern es geht hin zu pflegerischen Qualitätsmängeln, sei es auf Grund von Stürzen, wegen Hautveränderung oder wegen Flüssigkeitsmangels. Es gibt auch Angehörige, die beklagen, vom Pflegepersonal mit ihren Anliegen nicht ausreichend gehört zu werden.“

Auf die Frage, welche Anliegen die Pflege hat, sagte Irrasch, sie denke, Pflege brauche vor allem mehr Zeit, auch um dem Beruf mit mehr Zufriedenheit nachgehen zu können: „Professionelle Pflege ist immer Beziehung und Beziehung braucht Zeit, Zeit zu kommunizieren und Zeit, um professionelle, pflegerische Beziehungen aufbauen zu können. Das führt zu Vertrauen. Und wenn diese Zeit nicht da ist, führt es oft zu Misstrauen und Missverständnissen.“

Studiogast Bettina Irrasch

Multiprofessionelle Teams benötigt

Auf einen Pfleger kommen derzeit 2,3 pflegebedürftige Personen in einem Pflegeheim. Auf die Frage des Moderators, welcher Pflegeschlüssel ideal wäre, sagte Irrasch, eine weitere Senkung wäre „natürlich der Wunsch der Heimbewohner“. Irrasch: „Wichtig wäre es auch, den Pflegeschlüssel mehr als Präsenzschlüssel zu sehen, weil oft versteckte Krankenstände in der Langzeitpflege nicht beachtet werden.“

Zudem würden in der Langzeitpflege multiprofessionelle Teams benötigt, sagte die Pflegeanwältin. Das hieße, neben Hilfskräften auch andere Professionen mit ins Boot zu holen, wie Psychologen, Sozialpädagogen oder Sozialarbeiter.

Besseres Zusammenspiel aller Beteiligten

Ein weiteres Herzensanliegen, wie Irrasch sagte, sei, dass die Ärzte, die Betreuung und die Pflege, nicht für sich allein gesehen werde: „Ich denke, Gesundheitswesen und Sozialwesen ist ein System, wo es sehr viele Beteiligte gibt. Diese Rollen müssen alle gut erfüllt werden und sie müssen zusammenspielen. Pflege ist in vielen Bereichen von der Medizin abhängig, zum Beispiel bei Verordnungen, auch von Hilfsmitteln. Hier müssten die Schnittstellen besser koordiniert werden, um der Pflege auch mehr Kompetenz einzuräumen.“