Renoviertes Landesmuseum von außen
APA/GERT EGGENBERGER
APA/GERT EGGENBERGER
Kultur

Rudolfinum zum kärnten.museum umgebaut

Mit einem Festakt ist am Sonntagvormittag das Landesmuseum Rudolfinum nach der Generalsanierung wieder eröffnet worden, mit neuem Namen kärnten.museum. Zwei Monate später als geplant, denn es gab Lieferprobleme beim Bau. Der Umbau wurde nötig, als 2012 durch den katastrophalen baulichen Zustand Exponate verschimmelt entdeckt worden waren.

Der Zustand des Gebäudes war innen und außen sehr schlecht, ein Gutachten des Joanneum Graz bescheinigte Gefahr für Mitarbeiter und Besucher, auch die Exponate mussten dringend weggebracht werden – mehr dazu in 600.000 Euro Soforthilfe für Landesmuseum (kaernten.ORF.at; 25.11.2012). Seit 2014 war das Museum geschlossen, das Depot wurde 2019 übersiedelt – mehr dazu in Blick in das neue Depot (kaernten.ORF.at; 1.5.2019).

Bäume vor Landesmuseum in Kiesbett
ORF
Der neue Vorplatz von oben

1884 wurde Rudolfinum erbaut

Zehn Jahre später ist nun der Umbau des 1884 erbauten Rudolfinus vollendet. Nach der Bauübergabe von der Landesimmobiliengesellschaft im September brauchte man auch noch gewisse Zeit für die Innengestaltung. Auf die Kosten der Sanierung habe die Verzögerung von zwei Monaten aber keine Auswirkungen gehabt, hieß es vom Leiter der Landeskulturabteilung Igor Pucker.

16 Millionen Euro wurden investiert, 2020 mit der Generalsanierung begonnen. Jetzt erstrahlt alles in neuem Glanz. Im Zuge seiner Generalsanierung blieb sowohl architektonisch als auch inhaltlich kein Stein auf dem anderen. Die Vision war es, ein neues Haus für Kärnten, ein Kärntner Universalmuseum, zu schaffen, das sich verwandelt und den Wandel selbst zum neuen Inhalt hat.

Sonderausstellung „Menschheitsdämmerung“

Mit der Museums-Eröffnung gibt es auch eine Sonderausstellung. „Menschheitsdämmerung“ widmet sich dem Wandel des Menschenbildes in der Kunst ab dem Jahr 1918. Dazu gibt es eine Kooperation mit dem Museum Moderner Kunst Kärnten und dem Leopoldmuseum Wien. Die Werke können ab Montag für eine Woche lang gratis besucht werden. Die Eröffnungsausstellung dauert bis Mitte Februar.

Ausstellung Menschendämmerung im Landesmuseum
APA/GERT EGGENBERGER
Ausstellung Menschheitsdämmerung

Feierliche Wiedereröffnung

600 geladene Gäste waren bei der Neueröffnung am Sonntag dabei. Konversation und Konfrontation. Landeshauptmann und Kulturreferent Peter Kaiser (SPÖ) sagte, es sei ein Haus, in dem Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Landes Kärnten lebendig werden. Es werde die Kärntner Kulturlandschaft bereichern und seine Rolle als attraktiver musealer Leitbetrieb wieder einnehmen.

Museum mit Ehrengästen von oben
ORF
600 Gäste waren geladen

Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) verwies auf die lange und schwierige Zeit der Entstehung dieses neuen Museums. „Es hat eine enorme Kraftaufwendung vieler Persönlichkeiten gekostet, dieses großartige Projekt auf die Beine zu stellen, heute soll es wichtig werden besonders für junge Menschen, um aus der Geschichte zu lernen und so richtige Schritte für die Zukunft zu setzen.“

Umbau mit heimischen Firmen

Architekt Roland Winkler (Architekturbüro Winkler + Ruck) und Reinhard Bachl vom Landesimmobilienmanagement hoben die Arbeit der vielen heimischen Firmen hervor. Beteiligt waren hauptsächlich Klein- und Mittelbetriebe mit großem Engagement. Die gesamten Bauarbeiten seien ohne Unfall abgelaufen. „Es war einiges zu tun und wir haben versucht, dem Haus die offene lichtdurchflutete Haltung zu geben, die es immer schon gehabt hat“, so Winkler.

Ausstellung Menschendämmerung im Landesmuseum
APA/GERT EGGENBERGER
Ausstellung Menschheitsdämmerung

Auch die Außenbereiche würden nun dazu passen und das Haus befinde sich nun nicht mehr in einer Seitengasse, sondern steht auf einem großzügigen, neuen Platz. „Das ist heute ein anderes Werk als vor 143 Jahren mit neuer Interpretation: das was in anderen Häusern die Vitrinen sind, sind hier die Räume."

Sammlung musste reduziert werden

Bei einem ersten Rundgang am Eröffnungstag konnte man sich von der gelungenen Modernisierung dieses Gedächtnisses des Landes überzeugen. Mit neuem Logo und neuem Namen, Beschriftungen in Deutsch, Slowenisch und Englisch, Intarsien auf dem Boden, die verschiedene Aspekte Kärnten nachzeichnen, und zahlreichen Digitalisierungsprojekten macht das kärnten.museum neugierig auf die Schätze des Landes. Die über zwei Millionen Objekte umfassende Sammlung musste für die Präsentation „reduziert, reduziert, reduziert“ werden, wie der wissenschaftliche Leiter des kärnten.museum, Christian Wieser, bei der Eröffnung erzählte.

Auch Kuriositäten zu sehen

Highlights wie der vermeintliche Kopf des Lindwurms (von einem Wollhaarnashorn) oder das raumfüllende Modell des Großglockners, anhand dessen multimedial die Themen Wetter und Klima aufbereitet werden, sind ebenso zu sehen, wie eine Zeitreise über 450 Millionen Jahre zu erleben ist. Eine künstlerische Installation thematisiert das Zeitalter des Anthropozäns, vier Räume sind der Archäologie gewidmet, ist doch Kärnten das österreichische Bundesland mit den reichsten und spannendsten Funden. „Wie Zitate verweisen einzelne Exponate auf die Außenstellen des Museums, etwa den Magdalensberg“, erläuterte die Archäologin Sabine Ladstätter bei der Führung.

Offene Aufarbeitung der Kärntner Geschichte

Die Zeitgeschichte, bisher im Landesmuseum eher stiefmütterlich behandelt, wird in einem Wandelgang im ersten Stock durch zwölf charakteristische Ortschaften repräsentiert. Dass dabei die Inhalte „für eine offene Aufarbeitung der Kärntner Geschichte“ stehen, wie mehrfach betont wurde, illustriert gleich der erste der Orte: Mit der „Handschüttelmaschine“, mit der Cornelius Kolig unter dem damaligen Landeshauptmann Haider den Landeskulturpreis entgegennahm, wird Koligs Heimatort Vorderberg vorgestellt.

Dionysosmosaik unter Glasdach

Der Arkadengang im zweiten Stock ist mit einer sehenswerten Münzsammlung bestückt, unter dem Glasdach in der Mitte ist mit dem berühmten Dionysosmosaik aus Virunum eines der Prachtexemplare der Sammlung zu bestaunen. Auch das Lapidarium, die Sammlung an Römersteinen, die zeitweise im Freien untergebracht war, wird prächtig zur Schau gestellt – auf einer hochaufragenden Wand im lichtdurchfluteten Innenhof.

Im Erdgeschoss, wo auch die Räumlichkeiten des naturwissenschaftlichen Vereins und des Geschichtsvereins untergebracht sind, sind das Foyer und das neue Café frei zugänglich. Eine „center stage“ mit Multimedia-Ausstattung will zu einem Forum für Veranstaltungen wie Diskussionsrunden oder Lesungen werden.