Waldner: 600.000 Euro Soforthilfe für Landesmuseum

600.000 Euro macht Kulturreferent Wolfgang Waldner (ÖVP) frei, um vor allem Schimmelschäden an Ausstellungsstücken im Landesmuseum beseitigen zu lassen. Katastrophale bauliche Mängel am Museum führten zu Wassereintritten. Bis zu 3.000 Exponate sind akut gefährdet.

Das Kärntner Landesmuseum ist in einem katastrophalen Zustand - zu diesem Schluss kommt ein Gutachten des Grazer Joanneums. Das gesamte Landesmuseum befinde sich in einem erschütternden Zustand. So lautet das Urteil des Chefrestaurators Paul-Bernhard Eippner vom Joanneum in Graz. Ein Blick auf die Fassade bestätigt diesen Befund.

Landesmuseum

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Auch außen laut Gutachten mehr Pfui als Hui: die Fassade des Landesmuseums

Gebäude baufällig, Exponate verschimmelt

Nicht nur das Gebäude ist baufällig. Viele Exponate wären bereits durch die permanente Feuchtigkeit in den Räumen in Mitleidenschaft gezogen worden, hatte Museumsdirektor Thomas Jerger bereits am Sonntag gegenüber dem ORF Kärnten bestätigt. Einige Exponate sind bereits von Schimmel befallen. Nun versucht man alles, um den Museumsbestand zu retten.

Waldner: Gefahr für Mitarbeiter und Besucher

Er sei „erschüttert und entsetzt“ gewesen, als er von der Situation des Landesmuseums erfahren habe, sagte Kulturreferent Wolfang Waldner bei einer am Montag eilig einberufenen Pressekonferenz. Der Zustand des Landesmuseums stelle zum Teil eine Gefahr für Mitarbeiter und Besucher dar, vom schlechten Zustand der Sammlung ganz zu schweigen. Es seien Säumigkeiten und fahrlässiges Handeln in den letzten Jahren zu konstatieren.

„Kärnten hat den Speicher seiner Geschichte – ich zitiere aus dem Gutachten des Experten vom Johanneum, das mir seit wenigen Tagen vorliegt – ‘unwürdig verkommen lassen‘“, so Waldner.

Wolfgang Waldner ÖVP

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Wolfgang Waldner

„Baustelle statt ‚wohlbestelltes Haus‘“

Die Verantwortlichkeiten sieht Waldner ganz klar bei seinem Vorgänger, Harald Dobernig (FPK). Dieser sei als Kulturlandesrat und auch als Geschäftsführer der Landesimmobiliengesellschaft zuständig für die Belange des Kärntner Landesmuseums gewesen und untätig geblieben, so Waldner.

„Ich verstehe nicht, dass man mir am ersten Tag meiner Bestellung, am 3.9. gesagt hat, dass mir ein ‘wohlbestelltes Haus‘ übergeben wurde. Das war natürlich bezogen auf die gesamte Kulturpolitik und das Kulturreferat – ich nehme an im übertragenen Sinne – gemeint. Im physischen Sinne auf das Landesmuseum umgemünzt stimmt das nicht. Das war kein wohlbestelltes Haus, sondern eher eine Baustelle – eigentlich im negativen Sinne. Es ist nicht abzusehen, wann die Baustelle zu Ende geführt ist, da sie noch gar nicht in Angriff genommen wurde“, sagte der ÖVP-Landesrat.

Jerger: Thematisierungsversuche gescheitert

Vom schlechten baulichen Zustand des Landesmuseums und des Depots habe das Land seit längerem gewusst, bestätigte auch der Direktor des Landesmuseums, Thomas Jerger, der seit zehn Monaten im Amt ist: „Es ist über viele Jahre von Seiten des Museums immer wieder versucht worden, diese Situation zu thematisieren. Wer eine politische Verantwortung dafür trägt – ich glaube nicht, dass es meine Aufgabe ist, das zu beantworten.“

Thomas Jerger Landesmuseum

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Thomas Jerger

600.000 Euro für Sofortmaßnahmen

In den quartalsmäßig an das Land weiterzuleitenden Berichten sei ein Sanierungsbedarf von 1,1 Millionen Euro an Sofortmaßnahmen angemeldet worden, so Jerger. Geschehen sei nichts. Nun will Waldner 600.000 Euro für erste Sofortmaßnahmen aus dem Kulturbudget zur Verfügung stellen, die für die Planungskosten des Zentraldepots und zur Schimmelbekämpfung herangezogen werden sollen. Er erwartet sich bei der Regierungssitzung am Dienstag die Einwilligung von Finanzlandesrat Harald Dobernig.

Landesmuseum Depot

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Im Depot sind die Wände durch Feuchtigkeit stark in Mitleidenschaft gezogen

Landesmuseum Exponat im Depot

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Thomas Jerger im Interview

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Das Museum müsse jedenfalls schnellstmöglich renoviert werden, sagt Jerger. Sollte im Land die Entscheidung fallen, das gesamte Museum zu sanieren - Kostenpunkt rund zwölf Millionen Euro - so müsse es für mindestens zwei Jahre geschlossen werden.

Gutachten: Renovierung sofort notwendig

Laut Gutachten müsse eine Renovierung jedenfalls sofort stattfinden. Für Jerger ist die Feuchtigkeit aber nur ein Grund für die Misere. „Für mich ist das natürlich sehr schwer zu beantworten, aber es sind natürlich Langzeitschäden, die hier zum Tragen kommen“, so Jerger.

Landesmuseum Zustand desaströs

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Der bereits entstandene Schaden an den Exponaten könne derzeit nicht beziffert werden, sagt Jerger. Vielmehr gehe es um den ideellen Wert.

SPÖ fordert „Krisengipfel“

Die SPÖ verlangte am Sonntag, nach Bekanntwerden des desaströsen Zustands von Landesmuseum und Depot, die Einberufung eines Gipfel zur „Rettung“ von „Kärntens Schätzen“. Der „verantwortungslose Umgang mit historischen Exponaten“ müsse sofort gestoppt werden, so SPÖ-Geschäftsführer Daniel Fellner in einer Aussendung. „Experten und Politik müssen jetzt schnellstmöglich eine Lösung finden“.

ÖVP: Rücktrittsaufforderung an Dobernig

Der stellvertretende ÖVP-Chef Markus Malle forderte Dobernig am Montag zum Rücktritt auf. Dieser habe in seinen vier Jahren als Kulturreferent völlig versagt und müsse nun die Konsequenzen ziehen. Zeugnisse der Kärntner Geschichte drohten verloren zu gehen „wegen der unglaublichen Ignoranz des zuständigen politischen Referenten, so Malle.

Auch BZÖ-Chef Josef Bucher forderte Dobernig auf, Verantwortung für die Schäden im Museum zu übernehmen. Er begrüßte sowohl den SPÖ-Vorschlag eines Gipfels als auch das Bemühen des neuen Kulturreferenten Wolfgang Waldner (ÖVP), eine Soforthilfe in der Höhe von 600.000 Euro aufzustellen.

FPK: Dobernig weist Kritik zurück

In einer Aussendung reagierte Harald Dobernig (FPK) auf die Kritik von Waldner. Dieser inszeniere sich selbst, präsentiere aber keine Lösungsansätze, so Dobernig. Seitens der Landesimmobiliengesellschaft (LIG) seien 2,5 Mio. Euro für das Landesmuseum budgetiert. Eine Auslagerung der verschimmelten Ausstellungsstücke sei bereits vor einem Monat angeboten worden - in die ehemaligen Räume der Lebensmitteluntersuchungsanstalt in der Lastenstraße, so Dobernig.

Der Geschäftsführer der LIG, Johann Polzer, sagte am Montag in einer Aussendung, mit den 2,5 Mio. Euro sollen Dach, Fenster und Fassade erneuert werden. Der Zustand des Kellers sei außerdem nicht so schlimm, wie von der Museumsleitung angeben. Von „Durchfeuchtung“ könne keine Rede sein, so Polzer. Ein alter Keller sei nun einmal kein guter Platz für Lagerung von Sammlungen.

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