Die Stadtpolitik wollte mit dem gesperrten Stück der Bahnhofstraße im Sommer Verkehrsberuhigung schaffen und der Bevölkerung zusätzlichen Raum zur Verfügung stellen – mehr dazu in Lebensraum Bahnhofstraße ab 1. Juni (kaernten.ORF.at; 24.5.2022). Was ursprünglich bis zum 31. Juli gelten sollte wurde rasch bis zum Herbst verlängert. Nun soll die Sperre bis zum März des nächsten Jahres bleiben.
Unternehmerin: Autos und Kunden sind weg
Unternehmerin Gabriela Holicky führt ihr Geschäft seit drei Jahrzehnten in der Klagenfurter Innenstadt. Jetzt liegt es mitten in der Sperrzone. Nicht nur der Autoverkehr ist weg, auch die Kunden kommen nicht mehr, sagt sie. Diese sogenannte Verkehrsberuhigung auf 70 Metern finde ohne Konzept statt, lautet der Vorwurf: „Eigentlich lebt die Stadt von den Frequenzen und den Geschäftslokalen. Mit diesem Projekt hat man genau das Gegenteil erreicht.“ Die Unternehmerin will nun auch die Tourismusabgabe nicht mehr zahlen.
Wrbel um die Bahnhofsstraße
ÖVP: Bevölkerung begrüßt Maßnahme
Wirtschaftsstadtrat Max Habenicht (ÖVP) zeigte sich in einer Aussendung verwundert: „Die Tourismusabgabe ist Landessache und hat mit der Thematik in der Bahnhofstraße nichts zu tun. Die Sperre hat zu 1.000 bis 1.500 Autos weniger in diesem Bereich geführt. Die Bevölkerung begrüßt diese Maßnahme.“
SPÖ: Nehmen Ängste der Gewerbetreibenden ernst
Ob das tatsächlich so ist, soll eine Studie zeigen, die von einem Verkehrsplanungsunternehmen gerade durchgeführt wird. Die zuständige Stadträtin für Verkehrsplanung Corinna Smrecnik (SPÖ) sagte in einer Aussendung, es werde nun auf die Ergebnisse gewartet: „Diese Ergebnisse werden dann die Grundlage für Entscheidungen sein. Faktum ist, Verkehrsberuhigungen wirken sich positiv auf Innenstädte aus. Wir nehmen die Ängste der Gewerbetreibenden ernst, deshalb ist auch die Wirtschaftskammer eingebunden“.
Optiker: Geschäfte müssen erreichbar bleiben
Optikermeister Walter Urabl spricht von massiven Umsatzrückgängen. Autos aussperren gehe nicht: „Wenn man die Verkehrsberuhigung über die Bahnhofstraße machen will, muss man sich ein anderes Konzept überlegen. Meinetwegen eine Begegnungszone, durch die ich im Schritttempo fahren, aber immer noch Geschäfte erreichen kann.“
Das wäre wesentlich sinnvoller, als eine Komplettsperre, sagte Urabl: „Weil bei einer Komplettsperre ist die Innenstadt für mich gleich einmal erledigt, zumindest große Teile davon, weil man die Kunden so in die großen Einkaufszentren leitet.“
WK: Unternehmer und Bevölkerung einbinden
Das Problem sei, dass mit den Betroffenen nicht gesprochen werde, kritisierte Franz Ahm von der Wirtschaftskammer: „Da fordere ich die Politik auf, die Unternehmer und die Anrainer einzubinden, wenn da etwas geplant ist und gemacht wird.“ Wie die Stadt startete auch die Wirtschaftskammer eine Befragung zur Verkehrsberuhigung in der Klagenfurter Innenstadt.
Verkehrsstadträtin Sandra Wassermann (FPÖ) ist für eine sofortige Aufhebung der Straßensperre. Es wäre besser, ein Projekt unter Einbindung von Wirtschaft und Bürgern umzusetzen, sagt Wassermann.
Grüne fordern Konzept
Die Grünen fordern ein Gesamtverkehrskonzept für einen Lebensraum Bahnhofstraße. Die Einbindung von Wirtschaft und Gesellschaft sei für ein erfolgreiches Gesamtverkehrskonzept erforderlich, sagte Philipp Smole, der Klubobmann der Grünen. „Der Rad- und Öffiverkehr müssten gerade im Zuge der Energie- und Verkehrswende mitgedacht werden.“
Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) sagte in einer Aussendung, er sei für eine Begegnungszone. Derzeit sehe man nichts von einer attraktiven Bespielung in der Adventzeit, Autos fahren trotz Sperre durch die Straße, das Mobiliar stehe herum. Die Verantwortlichen seien nun beauftragt worden, bis zur nächsten Stadtsenatssitzung am kommenden Dienstag ein Gesamtkonzept vorzulegen.