Nikotinbeutel
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Chronik

Konsum von Nikotinbeuteln steigt

Sucht-Präventions-Experten schätzen, dass etwa 25 Prozent aller Kärntner Jugendlichen Nikotinbeutel konsumieren bzw. schon einmal probiert haben. Auf der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum Klagenfurt sind die jüngsten Konsumenten zwölf bis 14 Jahre alt. Auch Trafikanten plädieren dafür, den Verkauf einzuschränken.

Es ist eine versteckte Gefahr, die in der öffentlichen Wahrnehmung noch gar nicht angekommen zu sein scheint: Der Konsum von Nikotinbeuteln, sogenannter Pouches, durch Kinder und Jugendliche. Erst ab 18 Jahren erlaubt, sind sie trotzdem überall erhältlich. Also leicht verfügbar und damit in aller Munde. „Man sieht es nicht, man riecht es nicht, der Konsum ist praktisch vollkommen unauffällig. Für die Jugendlichen ist das ein einfacherer Weg als mit der Zigarette“, so die Leiterin der Suchtprävention Kärnten Eva Maria Adlmann.

Es werde vermittelt, dass die Nikotinbeutel gesünder wären als die klassische Zigarette. „Tatsächlich werden andere Erkrankungen ausgelöst. Es ist nicht der Lungenkrebs wie bei der Zigarette, aber es sind Erkrankungen am Halteapparat der Zähne. Über Geschwüre bis hin zu Karzinomen ist da alles möglich. Das zieht sich den ganzen Weg der Verdauung entlang auch in das Darmsystem“, so Adlmann.

Nikotinbeutel
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Ein Nikotinbeutel

Dosis von zehn Zigaretten

Ein solcher Beutel entspricht im Extremfall der Nikotindosis von zehn Zigaretten. Man muss nicht viel Fantasie haben, um sich auszumalen, was diese Nikotinbomben bei Kindern oder Jugendlichen anrichten können. Trotzdem gilt die rauchfreie Alternative zum Tabak als cool. Und der Konsum ist auch kaum zu kontrollieren: Wie auch – befindet sich der Nikotinbeutel doch gut versteckt unter der Oberlippe.

Dass auch an den Schulen konsumiert wird, beweist ein schneller Blick in einen Mistkübel vor einer Klagenfurter Schule. Das 2019 verschärfte Tabakgesetz scheint eine unliebsame Nebenwirkung erzeugt zu haben. „Es scheint so, als wären diese Nikotinbeutel die wirtschaftliche Antwort auf ein strengeres Tabak und Nichtraucherschutzgesetz. Das Image der Zigarette ist seit diesem Zeitpunkt natürlich gesunken, gleichzeitig ist der Konsum von Nikotinbeuteln gestiegen“, so Adlmann.

Konsum von Nikotinbeuteln steigt

Jugendliche tendieren zu Dauerkonsum

Zu unterscheiden sind zwei Produkte, das generell in Österreich verbotene aber oft aus dem Ausland eingeführte Snus, und die legal erhältlichen Nikotin Pouches mit synthetischen Nikotinsalzen. Für die sogar Werbung gemacht werden darf. Jugendliche tendieren bei beiden zum Dauerkonsum, sagen Experten und auf lange Sicht seien diese stark süchtigmachenden Produkte genauso gesundheitsschädlich wie Zigaretten.

Nikotinbeutel im Verkauf
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Auch Trafikanten plädieren dafür, den Verkauf einzuschränken

Gesetzesentwürfe liegen vor

Deshalb plädieren gerade auch die Trafikanten für eine gesicherte Abgabe ausschließlich in den Trafiken. „Uns Trafikantinnen und Trafikanten wäre es lieber gestern als heute. Es liegen fix fertige Gesetzesentwürfe vor, es liegt rein bei der Politik, es zu entscheiden. Ich hoffe, es passiert noch heuer, drüber reden tun wir schon seit eineinhalb Jahren“, so der Gremialobmann der Tabaktrafikanten Wolfgang Streißnig. Die nette Aufmachung, der gute Geruch und sogar süße Geschmacksrichtungen: Alles scheint wie gemacht für junge Konsumenten. Wird so ein Beutel irrtümlich verschluckt, muss aber sofort die Vergiftungszentrale kontaktiert werden.