Bild von Markus Prachensky
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Kultur

Im Rausch der Farbe mit Markus Prachensky

Der große österreichische Maler Markus Prachensky (1932–2011) hätte in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag gefeiert. Das Museum Liaunig zeigt Im Rahmen der Ausstellungsreihe „Alte Freunde“ eine Werkschau mit Arbeiten aus mehr als 50 Jahren: Ein unverwechselbarer Rausch aus Farbe und Energie.

Es liegt selbst wie eine Skulptur in der Landschaft. Das Museum Liaunig bietet auch in dieser Hinsicht den idealen Rahmen für die Kunst Markus Prachenskys. Die von Peter Liaunig kuratierte Ausstellung zeigt, was der Maler mit dem Satz: „Die Kunst muss das ganze Leben sein“ gemeint haben dürfte. Anlässlich seines 90. Geburtstages würdigt das Museum den in Innsbruck geborenen Künstler, der zu den wichtigsten Protagonisten der österreichischen Nachkriegsmalerei zählt.

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„Alte Freunde“ bilden die Basis der Sammlung Liaunig

Die Serie „Alte Freunde“ ist Künstlerinnen und Künstlern gewidmet, denen Herbert Liaunig seit vielen Jahren als Freund und Sammler zugetan ist. Diese ab den 1960er-Jahren entstandenen Freundschaften markieren die Anfänge und bilden die Basis der Sammlung Liaunig.

In der von Peter Liaunig zusammengestellten Schau werden neben Arbeiten aus der Sammlung Werke aus dem Nachlass des Künstlers und aus Privatbesitz präsentiert, um einen repräsentativen Einblick in das Œuvre von Markus Prachensky zu geben und die wesentlichen Stufen in der stilistischen Entwicklung seines umfangreichen Gesamtwerks zu zeigen. Im Fokus stehen Gemälde aus zentralen Werkzyklen, aber auch Arbeiten auf Papier und Skizzen, die in einem engen formalen Zusammenhang stehen.

Teil der Künstlergruppe St. Stephan

Prachensky, der von 1952 bis 1956 an der Akademie der bildenden Künste in Wien zuerst Architektur, dann auch Malerei studiert, stellt 1955 zum ersten Mal im Rahmen einer Gruppenausstellung in der von Otto Mauer geleiteten Galerie St. Stephan aus. Ein Jahr später gründet er gemeinsam mit Wolfgang Hollegha, Josef Mikl und Arnulf Rainer die Gruppe „St. Stephan“.

Bild von Markus Prachensky
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„Korsika Bebop“ heißt dieses Bild – die Erinnerung an eine der vielen Reisen.

Ausgehend von frühen, von Mondrian inspirierten geometrischen Kompositionen, die während seiner Studienzeit entstehen, entwickelt Prachensky ab Mitte der 1950er-Jahre die für ihn charakteristische gestisch-informelle Bildsprache. Er arbeitet an einer Serie abstrakt-expressiver Bilder in der für sein weiteres Schaffen bestimmenden Farbe Rot.

Tiefes Rot als Leitmotiv

Tiefes Rot war die Farbe, die der 2011 verstorbene Künstler immer und immer wieder in seinen Bildern verwendete. Rot war die Farbe seines Lebens und für Markus Prachensky die Liebe, Feuer, ganze Landschaften und die Gebäude, wie er sie sah. Perfektion war sein oberstes Ziel: „Es geht nicht, jeden Tropfen zu kontrollieren. Das ist nicht möglich, aber das große Ganze beherrsche ich zu hundert Prozent“, so der Künstler in einem Interview. Seine Bilder sind rein abstrakt und haben immer einen Bezug zur Wirklichkeit.

Markus Prachensky
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Markus Prachensky

Von einem der es sich „gut gehen“ ließ

Peter Liaunig sagt, Markus Prachensky habe in seiner Kreativität aus dem Vollen geschöpft, habe es sich aber auch gut gehen lassen: „Er konnte es sich ab einem gewissen Punkt auch leisten. Er liebte gutes Essen und guten Wein und konnte mit dieser Energie die Dinge umsetzen.“ Markus Prachensky wurde Maler, um sich auszudrücken. Ein einfaches Abmalen der Wirklichkeit interessierte ihn nie.

Museum Liaunig zeigt Prachensky-Werkschau

Maler Markus Prachensky hätte 2022 seinen 90. Geburtstag gefeiert. Das Museum Liaunig zeigt derzeit eine Werkschau mit seinen unverwechselbaren Arbeiten aus mehr als 50 Jahren.

Zahlreiche Auslandsaufenthalte

Mehrmonatige Aufenthalte in Paris und Hamburg im Jahr 1957 stehen am Anfang zahlreicher Auslandsaufenthalte, die den Künstler in den folgenden Jahrzehnten um die ganze Welt führen. Die auf ausgedehnten Reisen gesammelten Eindrücke und Erlebnisse, Erinnerungen an Landschaften und Architekturen, dienen ihm als Inspirationsquelle für seine Werkblöcke, deren Titel auf den Ort der Inspiration verweisen.

Bild von Markus Prachensky
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Prachensky zieht 1967 in die USA und lebt zwei Jahre in Los Angeles. In dieser Zeit schafft er – beeindruckt von der Wüstenlandschaft – „California Paintings“, die sich durch eine schablonenhafte, flächige Malweise mit scharfen Konturen auszeichnen. Diese Stilphase kündigt sich bereits Mitte der 1960er-Jahre an und steht im Kontrast zu den gestisch-expressiven Arbeiten mit dynamischen Farbauftrag, präzise gesetzten Pinselstrichen und Farbspritzern, die in den Jahrzehnten danach entstanden sind: Kraftvolle Kompositionen aus vertikal, horizontal oder schräg geschichteten Balken.

Bild Kolosseum von Markus Prachensky
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So sah Markus Prachensky das Kolloseum im Rom

Die Ausstellung von Markus Prachensky ist im Museum Liaunig bis 30. Oktober zu sehen.

Das Museum Liaunig

Das Museum Liaunig ist ein privates Kunstmuseum in Neuhaus/Suha in Kärnten. Präsentiert wird die Privatsammlung des Industriellen und Kunstsammlers Herbert Liaunig, eine der umfangreichsten Sammlungen österreichischer Kunst ab 1945, ergänzt durch Vertreter der klassischen Moderne sowie exemplarische Werke internationaler Künstler. Das vom Wiener Architektenteam querkraft konzipierte Museum wurde 2008 eröffnet, 2011 mit dem Österreichischen Museumspreis ausgezeichnet und bereits 2012 unter Denkmalschutz gestellt.