Ensemble Prisma Wien
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Kultur

Carinthischer Sommer eröffnet

Im Congress Center Villacher ist am Samstag der Carinthische Sommer eröffnet worden. Gestartet wurde mit einer österreichischen Erstaufführung, mit Beethovens 10. Symphonie, die bekanntlich nur in Skizzen und Notizen vorliegt, aber von einer künstlichen Intelligenz vollendet wurde.

Wie Intendant Holger Bleck erklärte, sei diese 10. Symphonie mit Hilfe von Computern geschrieben worden, die zuvor mit den überlieferten Skizzen Beethovens gefüttert worden seien. „Dann haben Experten das Ergebnis beurteilt, wieder in den Computer geschoben – bildlich gesprochen – und da ist das herausgekommen, was am Samstagabend zu hören war.“

Auftakt beim „Carinthischen Sommer“

In Ossiach und Villach findet wieder das Musik- und Kulturfestival „Carinthischer Sommer“ statt.

Die Aufführung Beethovens 10. Symphonie war nach der Uraufführung 2021 in Bonn die österreichische Erstaufführung des internationalen Experiments. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte in seinen Grußworten zum Thema Künstliche Intelligenz, es müsse uns klar sein, das Maschinen eines Tages klüger sein werden als wir: „Wir müssen uns vor Augen halten, dass ab einer gewissen Entwicklungsstufe die Kontrolle dieser Systeme schwer machbar ist.“ Das Projekt um Beethovens 10. Symphonie zeige aber, dass auch Künstliche Intelligenz von uns Menschen lernen müsse.

Komponist Walter Werzowa
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Komponist Walter Werzowa

„Wenn die Maschine besser wird, als der Mensch“

Der Komponist Walter Werzowa beschäftigte sich mehr als zwei Jahre mit diesem Projekt und war derjenige, der die Auswahl der Computervorschläge vornahm: „Vielleicht ist es Beethoven ähnlich ergangen, der seine Melodien in den Kopf bekommen hat und dann die, die er gut gefunden hat, weiter geführt hat.“

Die österreichische Erstaufführung wurde in Villach vom Ensemble Prisma Wien unter Thomas Fheodoroff gespielt: „Ich glaube, das Projekt hat vor allem diese Wirkung auf Menschen, dass sie vielleicht nach Hause gehen und über diese Dinge nachdenken, wie sehr das in unsere Zukunft auch hineinspielen wird, Stichwort Transhumanismus (Philosophische Denkrichtung zur Erweiterung der menschlichen Möglichkeiten durch Technologie; die Red.). Das muss jetzt gar nicht die Kunst, Kultur oder Musik betreffen, aber es wird immer mehr davon geben. Und wie gehen wir Menschen damit um, wenn die Maschine besser wird, als wir.“

Thomas Fheodoroff vom Ensemble Prisma Wien
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Konzertmeister Thomas Fheodoroff vom Ensemble Prisma Wien

22 Konzerte ohne Einschränkungen

Das heurige Festivalmotto lautet „Die Zerbrechlichkeit der Geometrie“, und bezieht sich auf ein Zitat des Kärntner Architekten Günther Domenig. Insgesamt stehen bei dem internationalen Festival 22 Konzerte auf dem Programm, für das insgesamt 9.000 Karten aufgelegt wurden. Die 54. Spielsaison kann nach zwei Jahren der Pandemie in diesem Jahr ohne Einschränkungen starten – mehr dazu in Beethovens 10. aus dem Computer (kaernten.ORF.at; 21.2.2022).

Ensemble Prisma Wien
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Das Ensemble Prisma Wien gab die österreichische Erstaufführung der 10. Symphonie von Beethoven

Intendant Bleck: „Der Carinthische Sommer ist wieder bunt geraten, im Sinne von Vielfalt. Es gibt selbstverständlich eine hohe Qualität und wir spannen den Bogen von Beethovens 10. über Jazz bis zu Orchester-Konzerten.“ Musiker und Publikum können sich heuer – nach zwei Jahren der Pandemie – auf einen Carinthischen Sommer ohne Masken freuen, sagte Bleck: „Wir dürfen als soziale Wesen auch nebeneinander sitzen und darauf freuen wir uns schon.“