Als erstes wurde der mit 7.500 Euro dotierte 3sat-Preis vergeben. Er ging an Leon Engler, D/A für seinen Text „Liste der Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollten“. „Dazugehören wollen und gleichzeitig nicht“ befand die Jury als das Leitmotiv des Textes, in dem es um einen erfolglosen Schauspieler auf dem Weg zu einem Fotoshooting geht. Im Zug findet er zu sich selbst.
Philipp Tingler hielt die Laudatio und sagte, er sei voller Freude über die Entwicklung. Der Preis wurde von Landesdirektorin Karin Bernhard übergeben.
Guse nimmt KELAG-Preis mit nach Hause
Den KELAG-Preis in der Höhe von 10.000 Euro darf Juan S. Guse, D mit nach Hause nehmen. Er präsentierte seinen Text „Im Falle des Druckabfalls“ D, worin es sich um ein bis dato unbekanntes und isoliertes Volk im Taunus-Gebiet in Deutschland dreht, das den Frankfurter Flughafen nachbaut. „Eine grundlegende Systemkritik mit schwebender Ironie“, wie die Jury befand. Die Auslassungen haben überzeugt und begeistert, so Jurorin Mara Delius, die Juan S. Guse nach Klagenfurt gebracht hatte.
Der Preis wurde von Manfred Freitag von der KELAG übergeben. Der Autor sagte, sein Soziologiestudium helfe nur am Anfang von Texten. Eine Idee war, dass indigene Völker US-Basen nachbauten, das haben ihn inspiriert.
Deutschlandfunkpreis für Bulucz
Ein Preisgeld in der Höhe von 12.500 Euro erhält Alexandru Bulucz, D/ROM mit dem Deutschlandfunk-Preis, gestiftet von Deutschlandradio. Sein Text „Einige Landesgrenzen weiter östlich, von hier aus gesehen“ hatte für Gefallen unter den Juroren gesorgt. Der Autor behandelt Erinnerungen an Rumänien und Leben im Exil. „Ein Widerstandstext – hier denkt jemand um sein Leben“, so die Wertung der Jury.
Insa Wilke sagte in der Laudatio, der Grund für die Auszeichnung stecke im Titel, er öffne soviele Fragen. Fragilität und gleichzeitig Souveränität habe beeindruckt. Der Preis wurde von Rene Aguiga verliehen.
BKS-Bank-Publikumspreis für Elias Hirschl
Der mit 7.000 Euro dotierte BKS-Bank-Publikumspreis ging an den Wiener AutorElias Hirschl, der heuer mit 28 Jahren der jüngste Teilnehmer am Bewerb und zugleich Schlusslicht in der diesjährigen Lesereihenfolge war.
Er wurde von Klaus Kastberger eingeladen, seinen Text „Staublunge“ in Klagenfurt zu präsentieren. Er begleitet eine Onlinejournalistin, die eine Beziehung zu einem vom Ehrgeiz zerfressenen Start-Up-Unternehmer hat.
Das Publikum zeigte sich schon bei der Lesung am Samstag begeistert über den Text, der sich als absurder Zukunftsblick in eine Welt, in der zwar alle Infrastruktur zusammengebrochen scheint, in der dennoch Wirtschaftsmodellen gehuldigt wird, die genau diesen Zusammenbruch herbeigeführt haben.
Die Juroren orteten teilweise „gewisse Längen“, lobten aber die sprachliche Ausdrucksweise im Text – mehr dazu in Jurydiskussion Elias Hirschl. Der Autor erhält zusätzlich das mit 6.000 Euro dotierte Klagenfurter Stadtschreibestipendium.
Marwan ist neue Bachmannpreis-Trägerin
Zum Schluss wurde noch der Bachmann-Preis (25.000 Euro) vergeben, den die Stadt Klagenfurt stiftet. Mit ihrem Text „Wechselkröte“ steht die in Niederösterreich lebende Slowenin Ana Marwan nicht nur für eine Reihe von anspielungsreichen und vielschichtig ausgearbeiteten Texten, die literarisch zu überzeugen vermochten, sondern auch exemplarisch für die Diversität des heurigen Teilnehmerfeldes, in dem bei besonders viele Autorinnen und Autoren Deutsch nicht die Muttersprache ist.
„Autorin treibt das Deutsche vor sich her“
Klaus Kastberger hielt die Laudatio. Der Text sagte, die Wechselkröte sei der Lurch des Jahres 2022, das habe er vorher auch nicht gewusst. Er habe zuvor auch nicht gewusst, welche immense Wirkung er auf das Publikum entfalten würde. „Die Autorin führt die deutsche Sprache, als hätte sie nie in einer anderen Sprache gelebt. Sie treibt das Deutsche vor sich her.“ Der Text handle von Einsamkeit, die alle in den letzten beiden Jahren erlebten.
Bachmannpreis an Ana Marwan
Der mit 25.000 Euro dotierte Bachmann-Preis geht in diesem Jahr an Ana Marwan. Die gebürtige Slowenin lebt seit einigen Jahren in Österreich.
Gelungenes Comeback vor Ort
Die heurige Verlegung der Lesungen in den Garten bewährte sich. Es herrschte an allen Lesetagen reges Treiben im ORF-Park.
Die Stimmung bei den 46. Tagen der deutschsprachigen Literatur war bei ihrem Vor-Ort-Comeback nach den zwei Jahren gänzlicher oder teilweiser pandemiebedingter Auslagerung ins Web außergewöhnlich gut.