Das Kranzelreiten in Weitensfeld und das Kufenstechen im Gailtal sind traditionelle Pfingstbräuche die nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause nun wieder abgehalten werden können. Das Kufenstechen wird im unteren Gailtal jeweils zum Kirchtag gepflegt. Dabei versuchen sich die Burschen des Ortes an einem Holzfass, das im Galopp vom Pferd aus mit einer Keule zerschlagen werden soll. An diesem Tag wird die Gailtaler Tracht von den unverheirateten Burschen und Mädchen getragen, die älter als 15 Jahre sind.
Traditionelles Kufenstechen in Feistritz
Am Pfingstmontag findet in Feistritz an der Gail wieder das traditionelle Kufenstechen statt. Filmer Otto Aichbichler hat das Geschehen vor 70 Jahren erstmals in Farbe abgelichtet.
Pandemie bremste Brauchtum ein wenig ein
Das Meiste ist von den Einwohnern bereits vorbereitet, wie im Haus Wiesflecker in Unterfeistritz. Dort werden am Pfingstmontag gleich drei Mädchen in der traditionellen und aufwändigen Untergailtaler-Tracht zum Kirchtag gehen. Paula Wiesflecker wird ihren drei Enkelinnen helfen, die weite, vielteilige Tracht anzulegen. Etwa eine Stunde muss dafür aufgewendet werden.
„Anna, Laura und Christina gehen heuer zum Tanz unter den Linden. Christina ist zum ersten Mal dabei, weil es durch das Coronavirus zwei Jahre Pause gegeben hat.“ Diese Pause habe das Brauchtum etwas eingebremst, sagt Elisabeth Wiesflecker, vor allem bei den ganz jungen Mädchen, die zum ersten Mal dabei gewesen wären.

Milka Binter 1952 gefilmt
Eine die am Montag auch dabei sein wird, ist Milka Binter, geborene Millonig. Sie war schon 1952 beim Kufenstechen dabei, als 18 Jahre altes Mädchen vor der Kamera von Otto Aichbichler. Filme des vor 25 Jahren verstorbenen Filmers tauchten erst vor kurzem wieder auf. Aichbichler berichtete damit über Kärntner Ereignisse und Traditionsveranstaltungen – mehr dazu in Alltags-Erinnerungen in Farbe (13.5.2022; kaernten.ORF.at).
Mit dem Film über das Kufenstechen sollte die einzigartige Untergailtaler Tracht vorgestellt werden. Milka Binter wurde von Aichbichler gemeinsam mit einem Burschen aus dem Ort gefilmt.
Dreharbeiten vor 70 Jahren: „Bitte lächeln und reden“
Milka Binter erinnert sich noch genau an an die 1950er Jahre, den Kirchtag und das Filmen mit Otto Aichbichler: „Er hat uns einfach mitgenommen, auf den Hügel, zur Hrast, zur Kirche. Da mussten wir immer hin und her gehen. Nicht so steif, hat er immer gesagt, bitte lächeln und reden.“

Milka Binter: Damals wurde viel getanzt
Kaum etwas hat sich im Ablauf des Brauchtums während der Jahrzehnte verändert. Das Kufenstechen selbst war auch damals nicht ungefährlich und ein spektakuläres Brauchtum in einem ganz kleinen Teil des Landes. Das Ereignis des Jahres wurde damals das erste Mal in Farbe gefilmt.
Es fand der Tanz unter der Linde statt, vor 70 Jahren hörte man hier noch mehr slowenisch als heute. Getanzt wurde aber zu allen Zeiten gleich gern. Binter: „Man hat nicht nur mit dem Partner getanzt, man hat mit jedem getanzt, der einen aufgefordert hat. Das war nicht so wie heute, wo die armen Mädchen herum stehen und die Männer nicht tanzen.“

Teile der Tracht weit über 100 Jahre alt
Die Tracht von damals hat Milka Binter heute noch, Teile davon sind weit über hundert Jahre alt. Auch der Leinenunterrock hat überlebt. „Der ist riesig, ich weiß nicht, wie viele Meter Stoff da drinnen sind. Und alt ist er und sehr schwer.“

Die Schuhe von damals haben viele Kirchtage und Tanzböden gesehen. Und Milka Binter wird auch diesmal beim Feistritzer Kirchtag mit Kufenstechen dabei sein.