Blick auf die Pasterze vom Schmelzwasserteich aus
ORF/Petra Haas
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Chronik

Pasterzenzunge könnte abreißen

Österreichs Gletscher könnten heuer besonders stark schmelzen. Grund ist der Klimawandel mit dem Hochsommer schon ab Mai und Temperaturen um 30 Grad. Dazu kommt noch ein eher schneearmer Winter. Nun droht die Pasterzenzunge am Fuße des Großglockners vom restlichen Gletscher abzureißen.

Die Situation sei derzeit, dass ein relativ großes Einzugsgebiet nur noch mit einer schmalen Zunge Eis mit dem Gletscher verbunden ist, sagt die Glaziologin Andrea Fischer von der Akademie der Wissenschaften. „Es gibt nur mehr einen sehr dünnen Eisstreifen, der den oberen Teil der Pasterze mit dem Unteren verbindet. Dieser Eisstreifen liegt auf sehr dunklem Fels auf, der auch von der Sonne aufgewärmt wird. So können mehrere Meter Schmelze im Sommer dazu führen, dass sich dieser schmale Streifen Eis vollkommen auflöst.“

Pasterze droht abzureißen

Österreichs Gletscher könnten heuer besonders stark schmelzen. Grund ist der Klimawandel mit dem Hochsommer schon ab Mai und Temperaturen um 30 Grad. Dazu kommt noch ein eher schneearmer Winter. Nun droht die Pasterzenzunge am Fuße des Großglockners vom restlichen Gletscher abzureißen.

Sedimente könnten in Gewässer geschwemmt werden

Wenn die Pasterzenzunge in diesem Sommer vom restlichen Gletscher abreißt, würde das Eis im unteren Teil schon in wenigen Jahrzehnten endgültig verschwinden, sagte Fischer: „Es ist zu erwarten, dass die hier liegenden, großen Sedimentmengen in der Folge in die Unterläufe der Gewässer geschwemmt und dort für Schwierigkeiten sorgen würden, auch beim Betrieb von Stauwerken.“

SIE REISST DEMNÄCHST AB
Foto von gestern. Sehr zeitnah (bald) wird die Pasterze – Österreichs einst größter Gletscher – endgültig von ihrem Eis-Nährgebiet abreißen. Damit rechnet die Glaziologin ANDREA FISCHER von Österreichs Akademie der Wissenschaften. Habe mit ihr heute telefoniert und führe für ihr Team seit zwei Jahren ab und zu auch Forschungsflüge über den Zustand der Gletscher durch – meistens im Herbst, wenn alles blank ist.  

SIEHE PUNKT IN VIOLETT – Die allerletzte der einst vielen Eisverbindungen der Pasterze zum Hufeisenbruch und zum Oberen Pasterzenboden steht nun auch auf des Messers Schneide. Zu sehen beim violetten Punkt. 

HUNDESCHLITTEN-UMRUNDUNG: HEUTE NICHT MEHR MÖGLICH – Vor 25 Jahren bei unserer Umrundung des Großglockners mit drei Schlittenhunde-Gespannen haben wir auf der Schneewinkelscharte (GRÜNER PUNKT) noch biwakiert mit Zeltlager. 

ROTER PUNKT: Heute kämst du vom unteren Teil der Pasterze ohne Felskletterei (Felsbruchgelände links unten) nicht mehr in diesen Winkel der Glocknergruppe. Damals gab es vom Ende der Pasterze eine sanfte Rampe aus Gletscher und Frühlingsfirn, auf der unsere Hunde ihre Schlitten bzw. Pulkas leicht auf den Berg ziehen konnten.

BRUTALER WANDEL HIER SCHON ÖFTER  – In unserer Lebensspanne werden wir hier kein dickes Eis mehr erleben. Trost: Man weiß heute, dass vor einigen Jahrtausenden in einer früheren Warmzeit anstelle der Pasterze dichte Lärchenwälder existierten und möglicherweise auch steinzeitliche Almen. Auch der Ausbruch – eines einzigen – der wenigen Supervulkane kann weltweit eine kleine oder größere Eiszeit auslösen.  So litten schon die Römer – wegen des Taupo in Neuseeland – an Missernten und abwesenden Sommern. Ähnlich wirkte der Tambora in Indonesien, als sich Menschen in Europa noch nicht ansatzweise vorstellen konnten, wie groß oder klein die Erde ist. Aus meiner Sicht brauchen wir vieles – aber keine Panikmache. Unser Dasein hängt erdgeschichtlich – auch – von vielen Zufällen und Launen der Natur ab. Und natürlich sind „saubere“ bzw. extrem sparsame und dennoch effiziente Motoren wunderbar! Angesichts der drohenden Akku-Gifte ist hier das letzte Wort noch lange nicht gesprochen.
Flugbild: Gerald Lehner

Auch Massenbewegungen, also Muren, könnten sich ereignen, sagte Fischer: „Aber im Großen und Ganzen ist die Pasterze eher als Symbol für die Österreichischen Gletscher von Bedeutung. Von dem her ist es für uns schmerzhaft, zu sehen, wie sich diese große Zunge auflöst.“