Gletschersee mit Pasterze im Hintergrund
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Umwelt

Gletscherschmelze etwas gebremst

Die heimischen Gletscher schwinden zusehends, auch wenn der Rückzug im vergangenen Jahr nicht so stark ausgefallen ist wie zuletzt. Das zeigt der aktuelle Gletscherbericht des Alpenvereins. Von 91 vermessenen Gletschern zogen sich 84 zurück, nur sieben sind unverändert geblieben.

Es ist ein zunehmend trauriges Bild, das die heimischen Gletscher bieten. Von den einst mächtigen und hellen Strukturen ist oft nicht mehr viel übrig. Die Eisflächen zerfallen oder stürzen ein, vielerorts werden sie von Muren mit Schutt und Geröll verdeckt. Die Seen im Vorfeld der Gletscher werden immer größer, so auch auf der Pasterze am Großglockner.

Licht und Schatten

Jedes Jahr vermisst der Alpenverein mit 23 ehrenamtlichen Gletschermessern und 42 Begleitpersonen die Veränderungen an den Eisriesen, wie sie auch genannt werden. Gerhard Lieb vom Institut für Geographie und Raumforschung an der Uni Graz ist einer der Einsatzleiter. Für Kärnten fällt sein Bericht heuer durchwachsen aus. „Wir haben in Kärnten Gletscher, die sehr stark im Rückzug sind, allen voran die Pasterze, die mit einem Wert von ungefähr 45 Meter Rückzug den zweitgrößten Rückzugsbetrag in Österreich aufgewiesen hat“.

Um vier Meter ist die Gletscherzunge auch eingesunken. Stärker zurückgegangen ist nur das Schlatenkees in der Venedigergruppe in Tirol mit 55 Meter. Positiver sieht die Entwicklung für den südlichsten Gletscher Österreichs aus, das Eiskaar in den Karnischen Alpen im Plöckenpassgebiet. „Der zur Gänze unter Schnee geblieben ist, also eigentlich positiv bilanziert und in seiner Fläche nicht verändert hat“, so Lieb.

Weniger Rückgang noch keine Trendwende

Im Durchschnitt sind es dennoch an die elf Meter, um die sich die heimischen Gletscher insgesamt österreichweit im Vorjahr verringert haben. Der Rückzug fällt zwar schwächer aus als im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit knapp 15 Metern, von einer Trendwende kann dennoch keine Rede sein, womit sich zeigt, „dass Klimaschutzmaßnahmen sehr lange brauchen, um sich dem System Gletscher mitzuteilen. Wir haben hier sehr lange Verzögerungen von Jahren und Jahrzehnten. Man braucht also einen langen Atem. Auf der anderen Seite kann in Bezug auf Klima- und Nachhaltigkeitspolitik sehr wohl die Aussage getroffen werden, dass viel mehr möglich wäre. Die Politik ist weiterhin in die Pflicht zu nehmen, um eine ambitioniertere Klima- und Nachhaltigkeitspolitik zu betreiben“, so Lieb.