HBP Alexander Van der Bellen und LH Peter Kaiser
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Chronik

Gedenken an Slowenen-Vertreibung

Im Klagenfurter Konzerthaus hat am Dienstagnachmittag ein feierliches Gedenken an die Aussiedlung von Kärntner Slowenen durch die Nazis stattgefunden. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen kam zur Gedenkfeier nach Kärnten. Er sprach von einem „zutiefst beschämenden Ereignis“.

In den frühen Morgenstunden des 14. und 15. April, vor 80 Jahren, wurden an die 1.000 slowenischsprachige Kärntnerinnen und Kärntner von ihren Höfen vertreiben und zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Die Familien hatten kaum Zeit, um das Nötigste für die Reise in eine ungewisse Zukunft zusammenzupacken. Mehr als 200 slowenische Bauernfamlien wurden in Lager nach Deutschland zur Zwangsarbeit deportiert.

Gedenken an Slowenen-Vertreibung

Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist am Dienstag bei der Gedenkveranstaltung anlässlich der Vertreibung der Kärntner Slowenen durch die Nationalsozialisten vor 80 Jahren.

Aus Anlass der Vertreibung vor 80 Jahren organisierte der Verband zwangsweise ausgesiedelter Slowenen die Veranstaltungsreihe „1942 VERTREIBUNG.PREGON“ – mehr dazu in 80 Jahre Vertreibung Kärntner Slowenen (kaernten,ORF.at; 13.4.2022).

Bei der Rückkehr nach dem Krieg mussten die Vertriebenen um ihre Höfe ringen. Das ging aus Aussagen von Zeitzeugen hervor, die in Videos bei der Veranstaltung im Konzerthaus zu Wort kamen.

„Verbrechen in Vergangenheit zu wenig beleuchtet“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen: „Das ist in der Geschichte Österreichs ein zutiefst beschämendes Ereignis. Natürlich zögere ich zu sagen ‚in der Geschichte Österreichs‘, denn Österreich als Staat hat ja zu dieser Zeit überhaupt nicht existiert. Aber es bleibt ein Ereignis, das – soweit ich das sehen kann – in der Vergangenheit zu wenig beleuchtet wurde. Umso wichtiger ist es, dass wir diesem Verbrechen – heute, lange 80 Jahre später – Aufmerksamkeit zukommen lassen.“

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) erinnerte an die Gesten der Versöhnung, an die Ortstafellösung und an die Erwähnung der slowenischen Volksgruppe in der Landesverfassung. Kaiser: „Ich möchte auch in meiner Funktion als Landeshauptmann von Kärnten, mich aus tiefstem Herzen bei all den vertriebenen Kärntner Sloweninnen und Slowenen für das furchtbare Gräuel, das ihnen angetan wurde, entschuldigen.“

Symbolische Entschädigung kam erst spät

Diese dunkle Kapitel der Kärntner Geschichte wurde erst spät von der Öffentlichkeit anerkannt. Ebenso spät kam es zu symbolischen Entschädigungen.