Die Deportation begann am 14. April 1942 durch eigens abkommandierte Abteilungen des Reservebatatallions 171 und durch SS-Einheiten. Erinnern bedeutet, ein Bewusstsein zu schaffen, das über Generationen hinweg reicht. Darüber, was den Kärntner Slowenen vor 80 Jahren angetan wurde, herrschte lange Zeit Schweigen. Mit der Veranstaltungsreihe zum Gedenkjahr soll dieser schmerzliche Teil der Kärntner Geschichte offen aufgearbeitet werden.
„Darüber reden ist der richtige Weg“
Die Kärntner Sloweninnen und Slowenen wurden von der Aktion buchstäblich im Schlaf überrascht: Binnen kürzester Zeit mussten ein paar Habseligkeiten zusammengepackt und oft noch kleine Kinder reisefertig gemacht werden, um das eigene Heim in eine ungewisse Zukunft zu verlassen.
Gregor Krištof vom Verband zwangsweise ausgesiedelter Slowenen sagte, in seiner Familie sei darüber viel geredet worden, bei den Nachbarn viel weniger. „Wir haben den richtigen Weg beschritten, durch das Rede bleibt etwas.“ Die Aussiedlung war ein Akt der Gewalt – über 900 Menschen wurden deportiert, in Lager verschleppt, zur Zwangsarbeit getrieben. Die Vertreibung begann aber schon früher, mit dem Anschluss ans Dritte Reich.
„Programm Tod durch Arbeit“
Kurator Karl Vouk: „Was am 14. und am 15. April 1942 geschehen ist war eine Maximierung dieser Vertreibungen, als über 200 Familien vertrieben worden sind. Deren Höhe wurden konfisziert. Es gab davor den Pakt zwischen Hitler und Mussolini, eine ethnisch reine Landschaft war das Ziel. Italien sollte frei von Deutschen und Kärnten frei von Slowenen sein. Die Slowenen sollten, wie im Generalplan Ost definiert wurde, im Dritten Reich als Arbeitskräfte dienen und auch in den neu zu erobernden Gebieten Weißrussland und Ukraine. Tod durch Arbeit war das Programm.“
Es gab auch Widerstand
Laut dem Dokumentationszentrum des Österreichischen Widerstandes, DÖW, blieben die Deportationen natürlich nicht unbemerkt und es gab Proteste, auch teilweise von deutschsprachiger Seite. So ersuchte die Wehrmacht um Überprüfung der Fälle, in denen Angehörige der Wehrmacht betroffen waren. Es gebe auch vereinzelte Protestschreiben von Parteigenossen bzw. vom Kapitularvikar von Gurk, Bischof Rohracher. Wegen Unmuts in der Bevölkerung mussten die Nationalsozialisten in den Südkärntner Gemeinden Versammlungen einberufen und die Aktion nachträglich begründen. Zu weiteren großflächigen Deportationen kam es nicht mehr.
Künstlerische Aufarbeitung
Was hat nun die Kunst zu alledem zu sagen: Marko Lipuš dokumentiert die Spuren, die Gefangene des KZ Ravensbrück in ihren Metallbechern hinterließen: „Es war ja ein wichtiges Gut, diese Becher zu haben während der Gefangenschaft. Man hat sich Namen, Nummern, Symbole eingeritzt, um den Becher wieder zu erkennen.“
„Daran arbeiten, dass nichts vergessen wird“
Bei Verena Gotthardt ist die Erinnerung ein Stein an einem dünnen Faden, der nicht abreißen darf. Karl Vouk machte sich auf die Suche nach seinen Vorfahren und Tanja Prušnik stellt ihre zehn Kilometer langen Erinnerungsschleifen aus: „Diese negativen Erfahrungen wurden ja weitergegeben, weitererzählt. Wir können sie jetzt als Nachfolgegenerationen aus der Distanz betrachten und daran arbeiten, dass sie nicht vergessen werden.“
80 Jahre Vertreibung der Slowenen
Was alle verbindet sind die gemeinsamen Familiengeschichten mit Opfern und Tätern. „Spuren. Sledi“ ist bis 2. Juni im Musilhaus zu sehen.