Es ist eine farbenfrohe Welt, in der Verena Schellander lebt. Arbeitet sie nicht gerade am Stadttheater Klagenfurt, wo sie die Internetseite und Online-Kommunikation betreut, ist die Grafikerin und Illustratorin meist in ihren eigenen vier Wänden anzutreffen. Seit sie einen Stift halten kann sind das Zeichnen und Malen ihre Leidenschaft: „In meiner frühesten Kindheit bin ich schon stundenlang vor dem Küchentisch gesessen und habe gezeichnet.“
Vielfältiges Betätigungsfeld
Nach der Lehranstalt für künstlerische Gestaltung (CHS) in Villach wurde sie Grafikerin und Illustratorin. Ihre kleinen Kunstwerke finden sich in unterschiedlichen Bereichen wieder: „Ich zeichne sehr viel im Kinder-Magazinbereich, Bastelvorlagen. Bin aber auch mit Architekturthemen beschäftigt. Im Tourismusbereich, auch Kulinarik.“
Besonders stolz ist sie, dass sie auch eine Serie mit Zeichnungen über historische und bekannte Persönlichkeiten für ein Klagenfurter Hotel anfertigen durfte: „Da waren durchaus auch Personen zu sehen in verschiedenen Aktivitäten und Posen. Es ist quer durch die Bank – verschiedene Stilrichtungen, je nachdem was gerade gewünscht wird.“
Augen und Hände geben Aufschluss über Charakter
Ihr letztes großes Projekt war ein Kinderbuch über „Die große Reise des kleinen Hasen Henri“ des Villacher Autors Christoph Herzeg – eine Geschichte über die Freundschaft. Mit dabei auch Frosch Fridolin, die Eule Erna und der Maulwurf Manni. „Diese Figuren haben natürlich verschiedene Merkmale, die dazu passen. Der Frosch hat diese Froschfinger, der Maulwurf trägt eine Brille. Die Eule ist eine weise Eule. Sie hat auch einen wissenden Blick. Also schon eher eine ältere Dame“, sagt die 36-Jährige.
In ihre Zeichnungen nehmen die Augen und Hände bzw. Pfoten der Tiere eine zentrale Rolle ein, helfen sie doch dabei, gewisse Charaktereigenschaften bildlich darzustellen: „Da kann man so einen lässigen Handschlag machen oder ein bisschen was Feines, beim Angreifen, dieses Zaudern und Überlegen darstellen. Das ist ganz wichtig. Darüber passiert sehr viel.“
Beobachtungen in der Natur fließen ein
Inspiration holt sie sich in der Natur: „Ich zeichne besonders gerne Tiere. Ich beobachte auch viel, wenn ich draußen unterwegs bin. Ich schaue mir ganz genau an, wie so ein Tier aufgebaut ist: Welche Nase ein Schaf hat oder wie sieht der Fuß von einem Pferd aus. Das gebe ich dann in meinen Zeichnungen wieder.“
Besonders angetan haben es ihr Strich-Schraffuren, also feine Zeichnungen. „Das ist eine große Leidenschaft von mir. Das mag ich sehr gerne“, sagt Schellander, deren erstes Kinderbuch „Sieben Schöne Schirme“ (Dravaverlag) mit dem Kärntner Kinderbuchpreis ausgezeichnet wurde.
Wimmelbuch von Villach und Umgebung
Zuletzt arbeitete Schellander an einem Wimmelbuch für die Stadt Villach und Umgebung. Wie der Name besagt „wimmelt“ es darin von Details, Menschen, Tieren und Dingen: „Der eine geht mit der Einkaufstüte, der andere ist mit dem Rad unterwegs, irgendwo fällt ein Eis gerade runter aus der Tüte. Situationen, die man so auch kennt, wenn man durch die Stadt geht. Es ist für die Kinder einfach eine schöne Sache, wenn man viel entdecken kann und Dinge auch wiedererkennt“, so die Künstlerin.
Sie sagt, es sei auch lustig für einen Zeichner, einfach einmal zu fabulieren und sich zu überlegen, was alles passieren könnte. Zum Beispiel bei einem Skikurs auf der Gerlitzen: „Irgendwo bei einer Hütte sitzt jemand in der Sonne mit einem dicken Pulli. Alles Dinge, die man so aus dem Leben kennt. Es ist auch ein bisschen ein Suchspiel, wenn man eine bestimmte Figur in diesem bunten Reigen finden muss.“ In dem Fall die Adlerin Villa, das Maskottchen der Draustadt, die sich in allen Bildern versteckt.
Stadtansichten als Vorlage
Was leicht dahingemalt aussieht erforderte einiges an Vorarbeit. Schellander arbeitete mit verschiedenen Stadtansichten und Fotos von den Originalschauplätzen. „Ich habe das kann kindgerecht bzw. dem Stil entsprechend adaptiert, ein bisschen was verschoben, damit es auch auf diese Buchseiten passt. Es ging dann darum, diese Bilder zu bevölkern und zu schauen, was passieren kann in der Stadt und wer dann unterwegs ist.“ Dank der kreativen Ader von Verena Schellander gibt es so für die Betrachter jede Menge Unerwartetes zu entdecken.