Geflüchtete Menschen aus der Ukraine bei ihrer Ankunft in Ostpolen am Fußgängergrenzübergang Medyka. (27.2.2022)
WOJTEK RADWANSKI / AFP / picturedesk.com
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Chronik

Caritas berät kindgerecht zum Thema Krieg

Die Caritas bietet in ihren sechs Lebensberatungsstellen in Kärnten gezielt Unterstützung für Kinder, Eltern und junge Menschen an, die das Kriegsgeschehen in der Ukraine belastet.

Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist nicht nur die Welt für Erwachsene eine andere. Auch Kinder und Jugendliche spüren die wachsende Unsicherheit und Angst, die mit den Geschehnissen im zweitgrößten Land Europas, das nicht mehr als 425 Kilometer von Wien entfernt ist, einhergehen.

Die Nachrichten und Social Media-Kanäle sind voll mit Videos von Sirenengeheule, Raketen, die einschlagen und Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen. Häuser sind zerstört, Bankfilialen haben geschlossen, die Schlangen vor Supermärkten und an den Tankstellen werden länger. Dies sei eine dramatische und unübersichtliche Situation, die für Kinder und Jugendliche noch schwerer einzuordnen sei als für Erwachsene, sagt Ursula Luschnig, Menschen in Krisen- Bereichsleiterin der Caritas Kärnten und selbst Familienberaterin und Psychotherapeutin: „Viele Kinder und Jugendliche haben Angst. Die Situation verunsichert und bedrückt nicht nur uns Erwachsene zutiefst. Seit zwei Jahren leben wir mit der Pandemie. Damit verbunden ist es in vielen Familien zu Überforderung, Schul- und Ausbildungsdruck, Depressionen und eben Ängsten gekommen. Dazu kommt jetzt noch der Krieg in unserer unmittelbaren Nähe."

Fragen von Kindern ernst nehmen

Gerade jetzt sei es wichtig, dass Eltern, Großeltern, aber auch Lehrerinnen mit Kindern und Jugendlichen sprechen, ihre Ängste und Sorgen ernst nehmen und sie unterstützen und begleiten, so die Expertin.

Kinder im Kindergarten und Volksschulalter brauchen besonders kindgerechte Antworten auf ihre Fragen. Hier sei es ratsam, genau darauf zu achten, welche Informationskanäle die Kinder konsumieren. Bei Bedarf sollten gemeinsam Sendungen angesehen werden, die für kleinere Kinder geeignet sind und kindgerecht über den Krieg berichten. „Diese können eine wirklich gute Grundlage bieten, um danach darüber zu sprechen und sich bewusst Zeit für Fragen zu nehmen“, sagt Ursula Luschnig.

Rituale und Gespräche können Halt liefern

Außerdem sei es wichtig, den Alltag weiterhin gut zu gestalten und bei Bedarf gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen Handlungen zu setzen, um dem Gefühl der Ohnmacht entgegenzuwirken. Dazu könne zählen, ein Gebet für die Menschen in der Ukraine zu sprechen, eine Kerze anzuzünden, Taschengeld zu spenden oder gemeinsam zu überlegen, wie man den Menschen auf der Flucht sinnvoll helfen könne.

Jugendliche beziehen ihre Informationen vor allem aus den sozialen Medien, sie sehen zum Beispiel TIKTOK-Videos von jungen Menschen aus der Ukraine und Bilder, die sie mitunter enorm belasten. Petra Pöschl-Lubei, Familienberaterin und Elternbildnerin in der Lebensberatungsstelle der Caritas in Klagenfurt, rät, auch Jugendliche sollten mit ihrem Medienkonsum nicht alleine zu lassen. Es sei hilfreich, gemeinsam Videos anzusehen und vor allem danach darüber zu sprechen: "Wir sollten auf die Menge unseres Medienkonsums achten. Wir alle können zu viele Informationen nicht mehr verarbeiten.“

Tipps für Gespräche über Krieg

Jugendliche könnten sich, wenn so viele schlimme Ereignisse auf sie einströmen, oft nicht mehr auf die Schule konzentrieren, sagt Pöschl-Lubei: „Viele haben in den letzten zwei Jahren ihre innere Orientierung verloren. Sie leiden vermehrt unter Ängsten, Depressionen, aber auch Essstörungen und kommen mit dem Schulstress schwerer zurecht. Hier brauchen Kinder und Jugendliche vermehrt unsere Unterstützung."

Die Expertin gibt fünf Tipps, wie man mit Kindern und Jugendlichen über den Krieg spricht:

1. Erklären Sie kindgerecht
2. Bieten Sie aktiv das Gespräch an
3. Seien Sie ehrlich und äußern Sie auch eigene Ängste und Befürchtungen
4. Geben Sie Ihren Kindern Sicherheit
5. Kommen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern von der Ohnmacht ins Tun

Erweitertes Beratungsangebot

Die Caritas Kärnten bietet speziell für Eltern und Jugendliche zwei Initiativen an, die hier ebenfalls unterstützen können: In allen sechs Lebensberatungsstellen in ganz Kärnten erhalten Jugendliche, junge Erwachsene und Eltern kostenlos Beratung und Unterstützung. Auch die TelefonSeelsorge ist rund um die Uhr unter der Rufnummer 142 zum Nulltarif erreichbar ist.

Petra Pöschl-Lubei ist montags von 8.00 bis 12.00 Uhr am Elterntelefon unter der Nummer 0664-80 64 88 343 erreichbar. Sie berät und gibt Orientierungshilfe bei Erziehungsfragen und allen familienbezogenen Themen und Problemen vom Klein- und Schulkind bis hin zur Pubertät.

Altersgerechte Workshops zu Sozialthemen

youngCaritas hat es sich zum Ziel gesetzt, komplexe Themen für junge Menschen verständlich und begreifbar zu machen. Im Rahmen von altersgerechten und kostenlosen Workshops wird jungen Menschen im Alter von sechs bis 25 Jahren die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen sozialen Themenbereichen ermöglicht. Besonders der Workshop „Spiel des (Über-)Lebens“ schafft Raum, um für das Thema Flucht zu sensibilisieren und wichtige Fragen zu beantworten.

Darüber hinaus haben junge Menschen die Chance, selbst sozial aktiv zu werden und sich für Menschen in Not einzusetzen – aus aktuellem Anlass stehen die Jugendaktionen, wie LaufWunder und LeseWunder oder auch die „Aktion Kilo“ ganz im Zeichen der humanitären Hilfe für die Ukraine. Zusätzlich hilft die youngCaritas bei individuellen Spendenaktionen, die Jugendliche zum guten Zweck durchführen wollen.