Christa Rados
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Gesundheit

Psychiaterin: Gefühl wie Apokalypse

Der Krieg in der Ukraine sei bereits in den Köpfen und Herzen angekommen, sagt Christa Rados, Vorständin der Abteilung für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin am LKH Villach. Es fühle sich an wie die apokalyptischen Reiter Pandemie und Krieg, eine riesige Herausforderung für alle.

Rados war Montagabend als Gast in der Sendung „Kärnten Heute“. Sie erklärte, was gefühlsmäßig in den Menschen passiert und wie man auch Kindern die Situation erklären könne. Rados sagte zur momentanen Situation: „Es hat fast etwas Apokalyptisches. Die apokalyptischen Reiter des Krieges und der Epidemie, zwei Geißeln der Menschheit, treffen auf eine Gesellschaft die viele, viele Jahre in Frieden und Wohlstand gelebt hat. Das ist schon eine Riesenherausforderung für uns alle.“

Psychiaterin Rados über Angst in der Krise

Während die Menschen angesichts des Krieges in der Ukraine helfen wollen, sind auch viele verunsichert – was kommt da wieder auf uns zu und wie sollen wir damit umgehen? Dazu im Studio: Primaria Christa Rados, Vorstand der Abteilung für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin am LKH Villach.

Kindern vermitteln, dass auf sie aufgepasst wird

Jede Altersgruppe habe jetzt ihre eigenen Ängste, sagte Rados, betroffen seien Menschen jeden Lebensalters. Bei betagten Menschen, die den letzten Krieg selbst miterlebt haben, sei das furchtbar. Aber auch die anderen kennen Kriege aus dem Fernsehen, die seien aber weit weg. Das mache psychisch einen Unterschied.

Auf Kinder übertrage sich die Haltung der Eltern, sagte Rados. Sie selbst sei ein Kind des Kalten Krieges, bei der Schweinebucht-Affäre sei sie sieben Jahre alt gewesen und habe auch gewusst, was eine Atombombe sei, so Rados. „Aber ich habe mich nie gefürchtet, weil mein Umfeld mir vermittelt hat, was immer auch passiert, wir sind für Dich da, wir werden uns kümmern.“

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„Nicht zum Thema Nummer Eins machen“

Sie würde das Thema kindgerecht erklären, die Kinder nicht abschirmen, aber es sicher nicht zum Thema Nummer Eins machen. Ganz allgemein rät Rados dazu, sich zu informieren, aber sich nicht die Geschehnisse in den Nachrichten wie in einer Dauerschleife anzusehen. Wenn man etwas ausblende, werden Kinder misstrauisch, sie spüren ja genau, dass etwas im Busch sei.

Putin: Kälte und fehlende Empathie

Wenn sie Putin beobachte und sprechen höre, spüre sie ein ungeheures Gefühl der Kälte, der fehlenden Empathie, des abgespalten sein vom Menschlichen: „Dieser Mann teilt nicht unsere Werte, zu denen wir uns alle bekennen. Persönlich kann ich nur sagen, wir wissen nicht, was ihn antreibt und wie weit er bereit ist, zu gehen und das macht eine große Verunsicherung für uns alle, das möchte ich nicht beschönigen.“

Vier Reiter der Apokalypse

Die Bibel erwähnt die vier apokalyptischen Reiter im 6. Kapitel der Offenbarung des Johannes. Sie sind Boten des jüngsten Gerichts. Der erste Reiter auf einem weißen Pferd steht für den Ausbruch eines Krieges, die Hoffnung, zu siegen. Der zweite Reiter auf einem roten Pferd symbolisiert Blut und Tod durch Krieg. Der dritte Reiter hat ein schwarzes Pferd und steht für Teuerung und Hunger. Das vierte, fahle Pferd steht für Furcht, Krankheit und Tod.