Anna Gasser bekommt das Goldene Ehrenzeichen
ORF/Konrad Weixelbraun
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Chronik

Empfang Gasser: Anzeige wegen Masken

Der Empfang von Olympia-Medaillengewinnerin Anna Gasser in Millstatt am Sonntag hat ein Nachspiel. Ein FPÖ-Gemeinderat soll die Teilnehmer, darunter fünf Olympiasieger, angezeigt haben, weil die CoV-Regeln angeblich nicht eingehalten worden sein sollen.

Das berichtet auch die „Kronen Zeitung“ (Donnerstag-Ausgabe). Neben Gasser betroffen seien Matthias Mayer, Franz Klammer, Fritz Strobl und Thomas Morgenstern, aber auch Politiker wie Landeshauptmann Peter Kaiser und Landesräte, die ebenfalls anwesend warten, da Gasser den Goldenen Landesorden verliehen bekam. Der Vorwurf lautet, sie alle hätten beim Empfang keine FFP2-Maske getragen.

Anna Gasser mit weiteren Olympiasiegern Matthias Mayer Franz Klammer, Fritz Strobl, Thomas Morgenstern
ORF/Konrad Weixelbraun
Das Bild der Kärntner Olympiasieger

Brief an Bezirkshauptmannschaft

In dem Brief, der der APA vorliegt, heißt es, zeitgleich zur Feier habe in Spittal an der Drau eine „Veranstaltung“ – eigentlich eine Demonstration gegen die CoV-Maßnahmen – stattgefunden, bei der „mehrere Polizeieinheiten inklusive Hundeführer“ anwesend gewesen und „mehrere friedliche und unbescholtene Teilnehmer von Polizisten abgeführt“ worden seien.

Der FPÖ-Gemeinderat verlangt nun Auskunft darüber, ob Kaiser, Klammer oder andere Teilnehmer am Empfang eine Maskenbefreiung hätten – und warum in Spittal „zur Eindämmung der virologischen Gefahr sogar Hundeführer notwendig“ gewesen seien und in Millstatt nicht. Der Brief schließt mit der Anzeige: Sollte noch nichts in die Wege geleitet worden sein, „so bitte ich Sie, dieses Schreiben zugleich als Anzeige zu betrachten“. Als „Beweismittel“ wurden Fotos beigelegt, etwa von Peter Kaiser oder Franz Klammer, gemeint seien aber „sämtliche weiteren Personen, deren Gesichter auf den Bildern vom 20. 2. 2022 Ihnen und Ihren Beamten mit Sicherheit geläufig sind“.

Zeitgleiche Demo in Spittal

Der Bezirkshauptmann von Spittal an der Drau, Klaus Brandner, bestätigte auf ORF Nachfrage das Schreiben. Es sei am Dienstag bei der Bezirkshauptmannschaft eingelangt. Am Donnerstag ergehe der Auftrag an die Polizei, zu ermitteln. Laut Brandner habe zugleich mit dem Olympiaempfang eine Demonstration in Spittal stattgefunden, dort sei die Maskenpflicht sehr wohl überprüft worden, lautet der Vorwurf.

Brandner selbst war als Behördenleiter bei der Demo anwesend und habe deswegen das Bezirkspolizeikommando und den Posten Millstatt mit den Erhebungen zum Olympiaempfang beauftragt: „Sollten da Verstöße geahndet werden wird das wie bei allen anderen Versammlungen auch sein, das sind ja keine Verbrecher. Das muss man nicht alles auf die Spitze treiben, ich freue mich, dass wir in Österreich keine anderen Probleme haben wie den Unterschied zwischen einer Demonstration und dem Empfang der Anna Gasser.“

Betroffene für Masken verantwortlich

Der zuständige Bürgermeister von Millstatt habe viele Maßnahmen gemäß Covidverordnung gesetzt, unklar sei nur, ob die nötigen Abstände im Freien eingehalten worden seien, sagte Brandner. Für die dann fehlenden FFP2-Masken wären jedenfalls die Betroffenen selbst verantwortlich gewesen. Zu möglichen Strafen sagte Brandner, das sei nicht tragisch, das gehe von/bis. Was die Demonstrationen betreffe, werden dort die Leute ja auch mehrmals aufgefordert, die Maske aufzusetzen. Das sei beim Empfang nicht passiert.

Erst, wenn die Maske trotz mehrmaliger Aufforderung nicht aufgesetzt werde, dann gebe es Abmahnungen bzw. Abstrafungen. Beim Empfang habe wohl keiner absichtlich einen Regelverstoß begangen, so Brandner, während das bei den Demos sehr wohl der Fall sei, dort werde das ja absichtlich gemacht.

Bürgermeister: Abgeriegelter Bereich

Der zuständige Bürgermeister, Alexander Thoma (ÖVP), verwies im Gespräch mit der APA auf das Sicherheitskonzept: Das eigentliche Programm habe in einem abgeriegelten Bereich stattgefunden, in dem rund 20 Personen waren, die unter Voraussetzung der Einhaltung der 2G-Regel eingeladen wurden: „Das wurde auch kontrolliert.“ Die Vorgehensweise sei auch auf Wunsch Gassers gewählt worden: „Sie steht ja noch im Weltcup und wollte deshalb das Risiko so gering wie möglich halten.“ Deshalb habe es auch weder persönliche Begegnungen mit Fans noch Autogrammstunden gegeben. Thoma: „Ich kann keine Fehler erkennen. Dass etwas herauskommt, kann ich mir nicht vorstellen, wenn seriös erhoben wird. Das wäre ja absurd.“

„Jeder wird gleich behandelt“

Wie viele Personen insgesamt von der Anzeige betroffen wären, konnte Brandner noch nicht sagen. Im Zusammenhang mit dem Olympiaempfang seien ihm auch keine Infektionsfälle bekannt. Grundsätzlich gelte aber, dass vor dem Gesetz alle gleich behandelt werden. Zumindest ein bis zwei Tage werden die Erhebungen dauern, heißt es von der Polizei.

ÖVP: Doppelmoral der FPÖ

ÖVP-Landesrat Sebastian Schuschnig reagierte am Donnerstag in einer Aussendung und sagte, es sei „eine Schande“, dass die FPÖ jetzt Olympiahelden und Sportfans aus rein parteipolitischen Gründen regelrecht kriminalisiere. Im Gegensatz zur FPÖ hätten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die Gemeinde natürlich auf die Schutzmaßnahmen geachtet. Die FPÖ habe in der gesamten Pandemie gegen den Schutz der Menschen und die Impfung gewettert, immer wieder auch in der Hochphase ohne Maske an Demonstrationen teil genommen und sich im Ernstfall sogar hinter parlamentarischer Immunität verschanzt. Das sei Doppelmoral, so Schuschnig.

FPÖ: Haben nicht angezeigt

Die Freiheitliche Partei habe keine Anzeige gegen die erfolgreichen Kärntner Olympiasieger eingebracht, stellte die Kärntner FPÖ-Landesparteisekretärin Isabella Theuermann in einer Aussendung klar. Dahingehende aus dem Zusammenhang gerissene Berichte verschiedener Medien kritisierte Theuermann als äußerst lückenhaft und als unaufrichtigen Versuch, die FPÖ als Ganzes anzupatzen. Die FPÖ werde „sicherlich keine Anzeige in solch einer Angelegenheit“ einbringen, hieß es.