Wirtschaft

Milizverband zu Amazon-Personalsuche

Die Stellenausschreibung des Online-Riesen Amazon sorgt weiter für Aufregung. Für das geplante Verteilerzentrum in Klagenfurt werden ja Menschen mit militärischem Hintergrund gesucht. Für die Gewerkschaft der Privatangestellten unverständlich, martialische Führung und Kommunikation habe in so einem Unternehmen nichts zu suchen, hieß es. Diese Aussage wird auch vom Milizverband scharf kritisiert.

Immer mehr Unternehmen würden inzwischen auf die gute Ausbildung im Bereich Führungsverhalten von Berufssoldaten setzen. Jemand, der in der Miliz führen kann, kann das auch in der Privatwirtschaft und im zivilen Umfeld, sagte Christian Bayer, Generalsekretär des österreichischen Milizverbandes. Mehr als 30.000 Milizsoldatinnen und -soldaten gibt es in Österreich, darunter rund 2.000 Kärntnerinnen und Kärntner.

Rund 20 bis 30 Prozent davon seien schon jetzt in einer verantwortungsvollen Position in der Privatwirtschaft und würden ihre Erfahrungen als Milizpersonal gut in die Zivilwirtschaft einbringen können. Mit dem Bild eines Drill Sergeants, wie es die Gewerkschaft nennt, hätte das wenig zu tun, sagt Bayer: „Wir haben in Österreich ein ganz anderes Führungsverfahren beim Bundesheer.“

Langjährige Ausbildung in den Militärakademien

Bayer verwies in diesem Zusammenhang auf die langjährige Ausbildung etwa in den Militärakademien: „Man lernt in jungen Jahren beim österreichischen Bundesheer entweder in der Unteroffiziersausbildung oder in der Offiziersausbildung als Berufs- oderals Milizsoldat in besonderen Situationen das Führen eines Trupps, einer Gruppe oder einer ganzen Kompanie. Natürlich gibt es da auch von der Hierarchie andere Befehlsketten aber das Lernen von Führungsverhalten und von Führungstechniken, das kann man in eingen Jahren beim Bundesheer sehr gut lernen.“

Damit solche Fähigkeiten in der Wirtschaft auch mehr Anerkennung finden, gibt es auch ein eigenes Milizgütesiegel. Unternehmen, die Milizsoldaten bei ihrem freiwilligen Engagement unterstützen, werden ausgezeichnet. Auch in Kärnten gibt es bereits geschätzte 20 Unternehmen, die das tun, darunter etwa die Brauerei Hirt, das Holzunternehmen Hasslacher oder die Helvetia Versicherung.

Unteroffiziersgesellschaft: „Völlige Ahnungslosigkeit“

Kritik an der Aussage der Gewerkschaft kommt auch vom Präsidenten der Unteroffiziersgesellschaft Steiermark, Andreas Matausch. In einer Aussendung, die direkt an die Geschäftsführerin der GPA Kärnten gerichtet ist, heißt es: „Ich kann, in diesem Zusammenhang, nur von völliger Ahnungslosigkeit ausgehen. Andernfalls müsste ich eine vorsätzliche Diskreditierung des Berufsstandes der Offiziere und Unteroffiziere annehmen. Auch unsere Kameraden im Milizstand stellen sich neben ihren Berufen in der Wirtschaft noch den zusätzlich fundierten Führungskräfteausbildungen (bspw. an der Heeresunteroffiziersakademie, Militärakademie oder Landes-Verteidigungsakademie) und verfügen damit über weitreichende Fertigkeiten und Kenntnisse, von denen Sie offenbar ein völlig falsches Bild haben.“

Kritik auch vom Milizbeauftragten der WK

Verwundert zeigte sich auch der Milizbeauftragte der Wirtschaftskammer Kärnten, René Cerne, über Äußerungen der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) im Zusammenhang mit der Personalsuche für das neue Amazon-Verteilzentrum in Klagenfurt. Cerne sagte dazu: „Soldatinnen und Soldaten erlernen beim Österreichischen Bundesheer im Rahmen einer international anerkannten Ausbildung in den Themen Führungsverhalten und Führungsverfahren, in zeitkritischen Situationen effizient, umsichtig und sicher zu entscheiden und zu führen. Das dürfte der Gewerkschaft leider entgangen sein.“