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Chronik

KELAG erhöht Strompreise

Die KELAG erhöht ab kommendem März die Strompreise für Kunden mit Standardprodukten um 4,7 Prozent. Das gab der Energieversorger am Montag bekannt. Als Gründe nennt die KELAG die ab 1. Jänner steigenden Netztarife sowie eine „Preisexplosion“ auf den Strom-Großhandelsmärkten.

In einem Durchschnittshaushalt mit 3.500 Kilowattstunden Stromverbrauch zahlten KELAG-Kunden bisher knapp 915 Euro pro Jahr. Nach der Anhebung der Tarife mit 1. März sind es 958 Euro, also 43 Euro mehr pro Jahr als bisher.

"Größter Preisschock seit Liberalisierung

KELAG-Vorstand Danny Güthlein sagte, der Grund seien extrem gestiegene Großhandelspreise: „Zuerst einmal für Erdgas und die haben dann im wesentlichen auch die Großhandelspreise für den Strommarkt beeinflusst. Seit der Liberalisierung der Energiemärkte im Jahr 2000 ist das der größte Preisschock, den wir je hatten.“

Innerhalb eines Jahres seien die Großhandelspreise um 400 Prozent gestiegen. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Zum Glück sind parallel dazu die Ökostrom-Pauschalen und Förderpauschalen weggefallen. Die Ursache ist aber genau die gleiche. Weil die Marktpreise höher sind, muss der Staat Wind- und Photovoltaikanlagen nicht mehr fördern. Damit ist die Standardbelastung beim Kunden rund vier Euro mehr im Monat.“ Insgesamt betrifft das knapp 300.000 Kunden.

Zu wenig Niederschläge für Wasserkraft

Im Schnitt erzeugt die KELAG rund drei Viertel des benötigten Energiebedarfs über eigene Kraftwerke selbst. Das hängt aber stark von der Wasserführung ab, sagte Güthlein: „Wir hatten zum Beispiel im ersten Halbjahr sehr viele Niederschläge und eine riesige Wasserführung extra, und jetzt hatten wie eines der trockensten Halbjahre, seit September gab es praktisch keine Niederschläge mehr.“ Daher muss derzeit mehr Energie zugekauft werden.

Die Entwicklung der Marktpreise sei ob der derzeit extremen Schwankungen kaum vorherzusagen. „Die Entwicklung spielt derzeit so verrückt, dass man das nicht belastbar sagen kann. Wir hoffen aber, dass es nur eine Knappheit des Gases für eine Wintersaison ist, und das sich das im nächsten Jahr wieder erübrigt, mit der Chance bis dahin alle Gasspeicher in Europa wieder voll zu machen und sich das Preisniveau dann wieder normalisiert.“

Mehr Investitionen in Erneuerbare Energie

Derzeit sei Österreich noch zu rund zwei Dritteln von Öl und Gas abhängig, sagte Güthlein. Er plädierte dafür, die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern Öl und Gas deutlich zu verringern und noch mehr in Erneuerbare Energien und Speichertechnologien zu investieren.

Energie Klagenfurt entscheidet im Jänner

Auch die Energie Klagenfurt wird den Strompreis erhöhen, hieß es am Montag von Stadtwerke-Vorstand Erwin Smole, die Erhöhung komme allerdings nicht vor dem 1. April. Noch werde der Markt beobachtet, die definitive Entscheidung werde voraussichtlich im Jänner fallen. Auch Smole verweist darauf, dass die Strompreiskurve binnen kürzester Zeit um den Faktor 5-6 gestiegen sei. Haupttreiber sei Erdgas aus Russland: „So etwas hat in der Branche noch niemand gesehen.“

Opposition gegen Strompreiserhöhung

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer sagte in einer Ausseendung, er wolle nicht akzeptieren, dass die Kelag den Strompreis „nach 2019 neuerlich dramatisch erhöht“. Die Steigerung stehe im krassen Widerspruch zu den Gewinnen, die das Unternehmen Jahr für Jahr einfahre. Köfer sagte, er vermisse auch einen Aufschrei von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ).

Proteste kamen auch von der FPÖ: Parteichef Erwin Angerer sagte, er wundere sich, „dass die SPÖ-ÖVP-Landesregierung als Eigentümervertretung dieser Preissteigerung im Kelag-Aufsichtsrat zugestimmt hat“. Die Preiserhöhung sei eine der höchsten aller österreichischen Energieanbieter. „Nach diesem Preisschock muss die Landesregierung endlich einen Stromkostenzuschuss einführen“, forderte Angerer.